Energieeffizienz und Wärmedämmung 1883

 

(1) Üblich war erstmal das Heizen nur mit der Abwärme.

Der Abwärme der Kochstelle in der Küche, andere Räume waren nicht
geheizt, man nahm sich einen Ziegelstein aus dem Ofen mit ins Bett,
(meist einer Schafkoje mit Vorhang, damit man mit Eigenwärme auskam)
wenn man es dort warm haben wollte, oder eine Decke ins Wohnzimmer.

Etwas Wohlhabendere haben das Wohnzimmer geheizt, aber auch dort
waren die anderen Räume meist ungeheizt.

Bauern haben so dicht mit den Tieren zusammen gelebt, dass deren
Abwärme das Bauernhaus miterwärmte. Als Dämmung diente im Winter
ein ganzer Dachboden voller Heu und Stroh, der im Sommer dann
langsam leer geräumt war und als belüfteter Dachraum zum Sonnenschutz
diente.

Also eine viel effektivere Wärmedämmung als heute üblich,
auch die Fenster waren eher klein, später mit Doppelflügen und wurden
oft mit Decken zugehängt um eine Dämmwirkung besser als mit
Thermopane erreichen zu können, und als Dach gab es oft Reet,
welches heute 30cm Mineralwolle entspricht.

Ordentlich betriebene Bauernhäuser brachten es trotz Grundflächen
meist weit jenseits der 250m2 auf einen Heizenergiebedarf von
weniger als KfW40, schau dir mal ein Bild der Raumaufteilung so
eines 2-Ständer-Hauses an.

Stadthäuser waren nicht so effektiv, die kleineren nutzen auch
die Abwärme der Küche, die dazu meist in den unteren Räumen lag,
die größeren hatten Öfen für die gute Stube, aber die Wände waren
noch ****, die Wärmeträgheit hoch, und weil jeder Kohleeimer hoch
geschleppt werden musste, sparte man wo man konnte (bis auf
diejenigen, die so reich waren, dass sie sich Diener leisten konnten).
Ein Stadthaus vor dem 1. WK bringt es oft auf aktuelle EnEV-Werte
(KfW100).

Erst nach dem 2. Weltkrieg begann die Katastrophe mit den schlecht
gedämmten Häusern, weil neue Baumaterialen (Stahl, Beton) dünnere
aber sehr wärmeleitfähige Wände erlaubten, und husch husch möglichst
viel Wohnraum mit möglichst wenig Material möglichst billig gebaut
werden musste, dazu war Energie seit dem Öl in großen Mengen
verfügbar war verhältnismäßig billig, und die Industrie machte es
mit der Energieverschwendung vor.

Aber, wenn man zurückblickt, ist auch um 1883 auch ind er Industrie
die Energieeinsparung ein Hauptthema, schau mal, was die wesentliche
Erfindung von James Watt war, nein, er erfand nicht die Dampfmaschine,
sondern eine energieeffizente Dampfmaschine, die endlich so wenig
Kohle brachte, dass sie die Kohle sogar transportieren konnte.

Auch viele angeblich moderne Erfindungen, wie Windkraft, Biomasse und
Solarenergie, waren 1883 üblicher als heute.

Es ist kein Fortschritt, es ist ein Rückschritt, den wir heute
machen.

 

(2) Ergänzend (Bauernhof ca. 1950)


Das Leben spielte sich überwiegend in der Wohnküche ab (die hatte Platz
für 10 bis 15 Personen).
Die Schlafräume waren ungeheizt; im Winter isolierten die Eisblumen am
Fenster zusätzlich.
Die Bauernfamilie versammelte sich nach dem Abendbrot (19 - 21 Uhr) in
der "Guten Stube", die für die wenigen Abendstunden geheizt wurde.
Fernsehen (was den Tages- oder Abendablauf anders strukturierte) gab es
noch nicht. Rundfunk: 1 Mittelwellensender (in der Nachfolge des alten
"Volksempfängers"). Die Kinder wurden je nach Alter zwischen 19 und 21
Uhr ins (kalte) Bet
t geschickt, manchmal durften sie das Bett ein wenig
mit einer Wärmflasche o.ä. anwärmen.

Heizmaterial (Küchenherd und Kachelofen): meistens Holz (irgendein Baum
wurde schon vom Herbststurm plattgelegt), manchmal Torf, ganz selten
(mit jeweils ausdrücklicher Genehmigung) Briketts oder Eierkohlen.
Heizöl kam erst so etwa 1957 dazu.

Kuhdung? Nein - nicht als Heizmaterial. Der kam auf den Acker.

Energiesparen bedeutete damals Strom sparen, in der speziellen Form von
Strom für die (wenigen) 40- und 60-W-Glühbirnen.

 

http://meinews.niuz.biz/energieeffizienz-t463109.html?s=a8a1d31de00378dca8f6a135dc8a1ef1&