Eiterdiagnostik lebensnotwendig Fall

Frage:

Sehr geehrter Herr Dr. D.,

seit der Extraktion der Weisheitszähne 48 und 38 sind 3 Wochen
vergangen. Wie ich Ihnen schon geschrieben hatte, räumte der
Chirurg die Entzündung bei 48 aus und befräste den Knochen.

Es trat starke Entzündung des Zahnfaches auf, die aber nach
etwas 5 Tagen abgeklungen war; ich hatte Tetracyclin-Salbe auf
die vernähten Wunden appliziert.

1. Seit der Extraktion hatte ich ständig erhöhte Temperatur bis
leichtes Fieber (37.8 - 38.1), Mattigkeit und Schwäche sowie
ungewöhnlich hohen Ruhepuls ( zwischen 95 und 105 Schläge), mein
normaler Ruhepuls liegt zischen 60 und 70 Schlägen. Die Leukozyten
stiegen im Blutbild auf 12.000. Für den Kieferchirurgen war das
seiner Aussage nach nicht ungewöhnliches, er hat nichts unternommen,
mein Hausarzt auch nicht.

2. Am 22.06. begab ich mich selbst in stationäre Behandlung ins
örtliche Klinikum. Leukozyten waren auf 15.900 angestiegen und
CRP lag bei 50 mg/l.
Am 23.06. wurde mit einer intravenösen Antibiotika-Therapie begonnen.
Seitdem werden 3 mal täglich 1500 mg Ampicillin und 500 mg Sulbactam
infundiert. Eine Endokarditis konnte durch Untersuchungen
ausgeschlossen werden. Ich musste mir den Mund fusslig reden, bis
meine Aussage, dass die Zahnextraktion für diese Leukozytose
verantwortlich sei, Ernst genommen wurde. Es wurde in der Radiologie
ein OPG aufgenommen, laut Radiologe liegen keine Granulom- oder
Abszesssuspekten Aufhellungen vor. Das kommt mir bekannt vor.

3. Meinen Sie, das die Antibiotikatherapie in der Art, wie sie
durchgeführt wird, sinnvoll ist und weitergeführt werden soll?
Wenn ja, wie lange.
Auch meine Befürchtung, daß eine Osteomyelitis vorliegen könnte,
scheint im Klinikum niemand ernst zu nehmen.

Was scheinst das geschickteste Vorgehen zu sein?
Ich verbleibe auf Ihre Antwort wartend mit freundlichen Grüßen

Antwort:

Welche Bakterien waren die Ursache??
Dieses Wissen ist extrem wichtig für die Nachbehandlung und
für das Verständnis der Chirurgen.
Kein ernstzunehmender Chirurg eröffnet eine Eiterwunde ohne Bakteriologie!
Ein Erregerwechsel wäre sehr ernst für die verbliebenen Zähne.
Ohne Ausheilung der Eiterwunde frisst sich der Eiter durch den
Gesamten Kieferknochen.
Die Symptomatik spricht dafür!

Frage:

Sehr geehrter Herr Dr. D.,

Welche Bakterien waren die Ursache??

1. Das wurde bis jetzt nicht geklärt. Der Kieferchirurg hat trotz meiner
  Nachfrage keine Bakteriologie bei der Extraktion gemacht. Im Krankenhaus
  wurde vor der Antibiotikatherapie eine Blutkultur angelegt, um zu sehen ob und
  welche Bakterien im Blut vorhanden sind. Auf meine tägliche Nachfrage
  hin sind bis heute keine Werte vorhanden. Das Zahnfach wurde bis
  jetzt überhaupt nicht überprüft oder untersucht, obwohl ich nach
  wie vor Schmerzen im Zahnfach habe.

2. Da der Radiologe das am Freitag aufgenommene OPG als unauffällig
  bewertet hatte, meinte die Stationsärztin heute, dass die Entzündung
  dann auch nichts mit den Zähnen zu tun hätte und eine andere Ursache
  haben müsse. Es wird nichts unternommen!

3. Morgen soll ich entlassen werden und dann weitere 14 Tage ein
  orales Antibiotikum schlucken. Zusätzlich hat sich durch den
  Venenkatheter eine Venenentzündung in der Armbeuge entwickelt.

4. Was also ist zu tun? Ich bin als Laie für jeden praktischen
  Ratschlag Ihrerseits dankbar. Ich glaube nicht, dass man im
  Klinikum noch irgendetwas in Richtung Zähne unternimmt.
  Mein Plan war, morgen gleich nach Entlassung einen weiteren
  Kieferchirurgen aufzusuchen.

Mit freundlichem Gruß

Antwort:

Pfusch!
Antibiotika absetzen.
Sie hätten nur Sinn bei einer Sepsis, die offenkundig nicht vorliegt!
Im OPT waren eindeutige Hinweise auf eine Osteomyelitis im Kiefer. Nur ein
bakteriologischer Abstrich hätte eine effiziente Heilung ermöglicht.
Alles andere ist Unsinn!
Raus aus der Klinik und vom Hausarzt oder selbst Wattebausch in der
Zahnwunde drehen, zurück ins Nährmedium stecken und ins Labor senden.
Dieser Befund ist ungeheuer wichtig!!