Doping bei
DDR-Sportlern
Schwere körperliche und seelische
Verletzungen. Zum ersten Mal sind die gesundheitlichen Schäden bei Sportlern
durch systematisches Zwangsdoping in der DDR umfassend dokumentiert worden. Die
Ergebnisse der Protokolle wurden jetzt in Berlin vorgestellt.
Die Betroffenen seien nicht nur körperlich, sondern
auch seelisch schwer verletzt worden, sagten die Sportwissenschaftler Birgit
Boese und Giselher Spitzer bei der Vorstellung einer 52 Schicksale von
DDR-Spitzensportlern umfassenden Stichprobe. Sie betonten, dass das Projekt mit
dem Titel "Wunden und Verwundungen" keine
medizinisch-epidemiologische Arbeit leisten konnte.
Als selbst Betroffene hatte Birgit Boese in einer
inzwischen eingestellten Beratungsstelle 600 Ratsuchende angesprochen. 52 von
ihnen nahmen an dem Forschungsprojekt teil, das die Stiftung zur Aufarbeitung
der SED-Diktatur und die Berliner Humboldt-Universität mit etwa 120 000
Euro finanziert haben.
Die 24 Frauen und 28 Männer sind heute zwischen 40
und 60 Jahre alt. Alle gehen inzwischen davon aus oder wissen, dass sie bereits
als Jugendliche gedopt wurden. Fast alle erhielten anabole Steroide,
möglicherweise auch psychoaktive Substanzen über mindestens drei Jahre.
48 der Befragten leiden an schweren Skeletterkrankungen. Bei zwölf Frauen sind gynäkologische
Krankheiten diagnostiziert, bei zehn
Virilisierungserscheinungen. 20 Personen gelten als gefährdet, sich selbst
zu schädigen bis hin zum Suizid. Suizidversuche
habe es in der Gruppe bereits gegeben, so die Wissenschaftler.
Um möglichst enge Zusammenhänge zwischen dem Doping
und den Erkrankungen der Betroffenen herstellen zu können, habe man auch
Familienmitglieder befragt. Die litten deutlich seltener an den Krankheiten,
die bei ihren Verwandten festgestellt wurden, so Spitzer.
Tausende Ärzte und Trainer der DDR sollen insgesamt
mindestens 10 000 jugendliche
Sportler ohne deren Wissen gedopt haben.
http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/11/24/212a0403.asp?cat=/medizin/doping