Coca-Cola als Insektizid

Indische Bauern nutzen Coca-Cola als billiges Pestizid, da es mit Pestizidrückständen vergiftet ist.

Coca-Cola ist für indische Bauern mehr als ein Erfrischungsgetränk: Sie nutzen die Brause auch als Pestizid, um gefräßige Insekten von Baumwoll- und Chilipflanzen fern zu halten
Die Kunde über die angebliche insektenvernichtende Wirkung von Coca-Cola verbreitet sich unter den Bauern in den indischen Staaten Andhra Pradesh und Chattisgarh wie ein Lauffeuer. Das jedenfalls berichtet die indische Tageszeitung Deccan Herald. "Ich habe beobachtet, dass die Schädlinge starben, nachdem ich mehrere Hektar meiner Baumwollpflanzen mit Coca-Cola besprüht habe", wird ein Bauer aus Andhra Pradesh zitiert. Doch nicht nur solche Erfahrungen begeistern die Farmer. Coca-Cola bietet als Spritzmittel weitere Vorteile: Es ist ungiftig für den Anwender, muss nicht mehr verdünnt werden und - das ist wohl das überzeugendste Argument - es ist billig.

Ein Liter hoch konzentriertes Pestizid für den Baumwollanbau kostet umgerechnet rund 180 Euro. Anschließend wird das Insektengift mit Wasser verdünnt. Die Anwendung schlägt dann immer noch mit 25 Euro pro Hektar zu Buche. Spritzen die Bauern stattdessen Cola auf ihre Äcker, können sie kräftig sparen. Die 1,5-Liter-Flasche gibt es in Indien für 50 Cent im Handel. Bei der derzeit üblichen Menge von neun Flaschen pro Hektar reduzieren sich die Kosten auf 4,50 Euro.

Auf welche Weise die Softdrinks gegen die Baumwollschädlinge wirken, ist bislang ein Rätsel. Dessen Lösung dürfte allerdings wohl kaum im legendären "Geheimrezept" von Coca-Cola liegen. Denn die Bauern nutzen auch andere Sorten wie Pepsi oder die lokale Marke "Thums Up" als Spritzmittel und machen damit angeblich vergleichbare Erfahrungen.

Devinder Sharma, einer der führenden indischen Landwirtschaftsexperten, sieht die insektenvernichtende Wirkung als eine Folge des hohen Zuckergehaltes in Limonaden-Getränken. "Indische Bauern haben auch früher schon Zuckerlösungen eingesetzt, um damit rote Ameisen an ihre Pflanzen zu locken. Die Ameisen fallen dann über die Insektenlarven her. Ich glaube, die süßen Softdrinks erfüllen nun die gleiche Rolle", sagt er.

Dem Coca-Cola-Konzern sind die Meldungen über ihre Brause als billiges Agrargift allerdings ein Dorn im Auge - auch wenn sich daraus ein neuer Absatzmarkt entwickeln könnte. "Softdrinks wirken nicht wie Pestizide", betont denn auch ein Sprecher der Zentrale im US-amerikanischen Atlanta: "Es gibt keinerlei wissenschaftliche Basis dafür, und der Einsatz von Coca-Cola für diesen Zweck ist vollkommen unnütz."

Dass Coca-Cola so empfindlich reagiert, hat mit einer Vorgeschichte zu tun. Seit einem Jahr kämpft die Marke auf dem Subkontinent mit großen Image-Problemen. Die Umweltorganisation "Centre for Science and Environment" präsentierte nämlich im vergangenen Sommer Untersuchungsergebnisse, wonach Softdrinks von Coca-Cola und seinem Rivalen Pepsi, die in Indien hergestellt wurden, stark mit Pestizidrückständen belastet sind.

Dabei lag die Konzentration der gefundenen Agrargifte mehr als 30-mal über den Grenzwerten, die in der EU gelten. Die Regierung setzte daraufhin einen Untersuchungsausschuss ein, der Anfang 2004 die Messungen bestätigte. Seither ist der Absatz im Land stark eingebrochen, und sowohl Coca- als auch Pepsi-Cola schreiben in Indien rote Zahlen. Die Manager der Getränkekonzerne befürchten nun weiteren Schaden für das Ansehen ihrer Marke. Denn in der Öffentlichkeit könnte der Eindruck entstehen, dass die Softdrinks sich gerade deswegen als Spritzmittel eignen, weil sie mit Insektiziden verseucht sind.

Quelle: http://www.fr-aktuell.de/

Wir nutzen Coca-Cola gegen Nacktschnecken im Garten, die vom Zucker wie durch Bier angelockt in der Phosphorsäure verätzt werden.