Cholesterin-Senker mehr Infarkte dadurch?

Ein weitverbreiteter Cholesterin-Senker steht unter dem Verdacht, mehr zu schaden als zu nutzen. Rund 300 000 Deutsche nehmen neben den Klassischen Statinen zusätzlich die Substanz Ezetimib ein, obwohl alle bisherigen Studien lediglich bessere Laborwerte, aber keinen tatsächlichen Nutzen für die Patienten belegen konnten - etwa weniger Schlaganfälle oder Herzinfakte.

 

Nun haben Forscher an den Universitätskliniken Köln, Zürich und der Berliner Charite herausgefunden, dass Ezetimib möglicherweise sogar die Entstehung von Arteriosklerose begünstigt. Zwar senkt es tatsächlich den Spiegel des „bösen“ LDL-Cholesterins im Blut; doch anscheinend verändert die Substanz dabei die Zusammensetzung der Blutfette so nachteilig, dass sich die Arterienwände verdicken könnten.

 

An der Studie nahmen zwar nur 72 Probanden teil, doch der negative Effekt sei schon in dieser kleinen Gruppe überraschend deutlich gewesen, sagt Professor Ioanna Gouni-Berthold von der Universität Köln. In den USA laufen derzeit große Studien, die den tatsächlichen Nutzen von Ezetimib für die Patienten untersuchen.

 

„Wir müssen deren Ergebnisse abwarten, bevor wir endgültig sagen: Vergesst Ezetimib, sagt Gouni-Berthold. „Aber wir setzen schon jetzt ein dickes Fragezeichen dahinter.“ Die Studie mache vor allem eines deutlich, so Gouni-Berthold: „Ärzte sollen nicht Laborwerte therapieren, sondern Patienten.“

 

Quelle: Der Spiegel 24/2010