175. Benzylbenzoat

 

Sensibilisierungshäufigkeit sehr selten

 

Die Literatur verzeichnet nur eine sehr geringe Zahl von Fallbeschreibungen; BB wird nur in Ausnahmefällen routinemäßig in die Epikutantestung einbezogen. Dabei wird auch bei größeren Testkollektiven gelegentlich nicht eine einzige positive Reaktion erhalten (BAER 1955, 0/79, RUDNER 1977, 0/198). Die einzige detaillierte Beschreibung stammt von DALIGHATY 1945 (4 Fälle). Bei Patienten mit Skabies fanden MENEGHINI et. Al (1985) nach der Behandlung einen Sensibilisierten unter 73 Getesteten. Routinetests führten zu folgenden niedrigen Befundzahlen: ? 1982 (2/487), MEYNADIER 1982 (7/465), ROMAGUERA 1983 (3/460), ITOH 1966 (2/383), ? 1982 (1/50). Bei Perubalsamallergikern fanden sich etwas höhere Zahlen: HJORTH 1961 (12/103), MITCHELL 1975 (10/142); unter sechs Propolisallergikern wurde in einem Fall eine deutliche Testreaktion beobachtet (HAUSEN 1992). Im Krankengut der Univ.-Hautklinik Hamburg zwischen 1980 und 1990 dreimal positiv.

 

 

Sensibilisierungspotenz schwach

 

Tests an 25 Freiwilligen mit einer 30%igen Konzentration ergaben keine Sensibilisierung (OPDYKE 1973, human maxim. test). Auch am Meerschweinchen konnte KLEOK (1985) mit dieser Konzentration keine Sensibilisierung erzeugen (FCA-Test). Eigene Untersuchungen mit dem mod. FCA-Test ergaben eine äußerst geringe Sensibilisierungspotenz (mR = 0,17) (HAUSEN 1992). Von SOKOLOVA (1989) liegt ebenfalls ein Bericht über die nicht gelungene Sensibilisierung von Meerschweinchen vor. Die häufig in diesem Zusammenhang zitierte japanische Arbeit von ISHIHARA et. Al. (1950) enthält keine eigenen Untersuchungen zur experimentellen Sensibilisierung mit Benzylbenzoat, sondern gibt in der Einleitung nur die aus der Literatur bekannten Befunde wieder.

 

 

Kreuz/Gruppenallergie

 

Reaktionen auf bekannte Benzoate im Sinne einer Kreuzreaktivität sind nicht beschrieben. Positive Tests auf Perubalsam, Tolubalsam und Propolis können nicht als Kreuzreaktion gewertet werden, da diese Balsame bzw. Kitte selbst BB enthalten.

 

 

Bemerkungen

 

Während Benzylbenzoat früher das Antiskabiesmittel der Wahl war, erfährt es heute durch Lindan und vor allem Permethrin eine erhebliche Konkurrenz. In vergleichenden Untersuchungen schneidet es zwar sehr gut ab, hat aber den Nachteil, als Nebenwirkung Reizungen der Haut und postskabiöse Ekzeme zu verursachen (HAUSTEIN 1989). Benzylbenzoat ist ab 30% obligat hautreizend. Im Tierexperiment bereits oberhalb von 15% (Albino-Meerscheinchen des Pir-bright-white-Stammes) (eig. Beob.). Über solche Nebenwirkungen wird in der Literatur immer wieder berichtet (ANONYM 1980, TOURAINE 1938, GOLDMAN 1939). Besonders bei Kindern und Kleinkindern kommt es zu Reizungen der Haut und der Augen (CASTOT 1980). Nach Anwendung eines BB-haltigen Pulvers zur Teppichbehandlung wurden Reizungen der Schleimhaut und eine starke Geruchsbelästigung beobachtet (WOLF 1992). Über eine pemphigoidähnliche bullöse Reaktion nach topischer Anwendung eines 30%igen Externums berichten WRANICZ et al. 1974. Über einen anderen angeblichen „Vergiftungsfall“ berichtet BOROS 1972. Zur Toxizität, die als gering eingestuft wird, siehe GRAHAM (1946), DRAIZE (1948), FASSET (1963), SOKOLOVA (1989).

 

BB gilt als nicht mutagen (FLORIN 1980). Wird BB verwendet, um antiandrogene Stoffe wie z.B. Cyproteronacetat in den Organismus einzuschleusen, so beobachtet man morphologische Veränderungen in den Zellen, die seine Verwendung für diesen Zweck als ungeeignet erscheinen lassen (MIGALLY 1979).

 

BB ist entgegen anderslautenden Aussagen recht stabil. Bei Erwärmung auf über 40°C über einen längeren Zeitraum zeigt sich kein Zerfall; freie Benzoesäure kann nur in Mengen unter 0,1% nachgewiesen werden (BLAKER 1967).

Quelle: Hausen – Lexikon der Kontaktallergene, 1. Erg.Lfg. 9/94