Aromagifte bei McDonalds

Ronalds Reich des Bösen

Selbstversuch: 30 Tage nur McDonalds in „Super Size Me"

 Von Michael Moore lernen,   heißt   siegen   lernen. Und wirklich: Nach  der    Abrechnung    mit Amerikas    Waffenlobby „Bowling for Columbine" ist fast zeitgleich mit dem Anti-Bush- und Irak-Kriegsfilm "Fahrenheit 9/11" Dokumentarfilm "Super Size Me" im US-Kino super-erfolgreich. Hier hat Filmemacher Morgan Spurlock die Fast-Food- Industrie unter Beschuss genommen - mit den bekannten Moore-Waffen: Personalisieren und zuspitzen!

Im Selbstversuch hat sich Spurlock 30 Tage lang ausschließlich von McDonalds-Menüs ernährt - brav immer Standard bestellt, außer man fragte ausdrücklich, ob er nicht lieber für ein paar Cents mehr "Super Size" haben wolle - und da gilt natürlich ganz amerikanisch: „Think big!"

Der Film dokumentiert den physischen - und psychischen - Niedergang der Testperson mit heftigen Krankheits Symptomen: Von Fettleber. Bluthochdruck, Herzproblemen, horrenden Cholesterinwerten über Übelkeit (Spurlock kotzt schon mal theatralisch aus dem Autofenster bei Mc Drive) bis zur Impotenz.

Zur  Objektivierung dieses kreuz und quer durch Amerika führenden Kreuzzuges gegen das Ronald-McDonald-Reich des Bösen sind Interviews, Statistiken, Experten und weitere Betroffene in die Versuchsabfolge eingestreut: Der Anwalt, der den Konzern wegen Gesundheitsschädigung verklagt, der Siegertyp, der Seminare gibt, wie er es vom Fatty zur Slimline geschafft hat. Und natürlich die Bösen: Der Werbemanager einer Fastfood- Industrie, die Salate als gesund verkauft, deren Dressing soviel Kalorien hat wie der BigMac, die fette Teenagerin, die nur noch watscheln kann und larmoyant ins Mikro nölt: "Als Teenager hat man es wirklich schwer!".

Aus alldem mischt Spurlock einen super-amüsanten, suggestiven, schnellen Film zusammen, der in seiner Robin- Hood-Haltung natürlich alle Lacher auf seiner Seite hat. Nur sollte man sich nicht zu früh auf Kosten der Big Nation Amerika freuen, denn auch Good Old Germany hat eine Tendenz zur Verfettung.

Aber nach Prohibition, Tempolimit,   rauchfreier   Middleclass und puritanischen Anti-Sex-vor- der-Ehe Kampagne fragt man sich: Welches Laster- Ventil bleibt der amerikanischen     Gesellschaft  noch, wenn man ihr noch den Appetit auf  "Schottisch essen" vermiest?

 Wenn man der Statistik glaubt, nach der sich die Zahl der Fetten in den USA seit 1980 verdoppelt hat und mittlerweile 2/3 der Erwachsenen dort übergewichtig sind, kann man nur hoffen, dass die Amis einfach zu schwerfällig werden, um neue Abenteuer einzugehen. AZ  15. 7. 2004