Antioxidantien wertlos
bei Prostata-Ca und Parkinson
Zusatztherapie
mit Koenzym Q10 bei Parkinson ohne
Erfolg / Wer häufig Tomaten isst, kann sein Risiko für Prostata-Ca nicht senken
Zwei neue Studien stellen den Nutzen von Antioxidantien infrage: Koenzym Q
10 kann Parkinson-Symptome nicht lindern und Lycopin
beugt einem Prostata-Ca nicht vor. Beta-Karotin
erhöht offenbar sogar das Risiko für aggressive Prostata-Karzinome.
Antioxidantien sind
als Nahrungsergänzungsmittel beliebt: Sie sollen Zellschäden verhindern und
dadurch Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen vorbeugen. Bislang gibt es
allerdings aus klinischen Studien nur wenige Hinweise, dass sich damit solche
Krankheiten tatsächlich verhindern oder lindern lassen. Kleinere klinische
Studien hatten immerhin Indizien geliefert, dass das Antioxidans Koenzym Q 10 Parkinson bremsen kann.
Eine Gruppe von deutschen Neurologen hat diese
Hypothese nun bei 133 Patienten überprüft. Die Patienten waren alle in einem
relativ frühen Krankheitsstadium und mit Antiparkinson-Mitteln
stabil eingestellt. Sie erhielten nun täglich Placebo oder eine Suspension mit
Q 10-Nanopartikeln, die einer Dosis von 1200 mg Q 10 pro Tag entsprach.
Nach drei Monaten waren die motorischen Symptome sowohl mit Q 10 als auch
mit Placebo weitgehend stabil geblieben. Auch bei Aktivitäten des täglichen
Lebens gab es keinen signifikanten Unterschied.
Die Autoren um Dr. Alexander Storch aus Ulm gehen
davon aus, dass Q 10 kaum einen Effekt auf die Krankheitsentwicklung bei
Parkinson hat, wollen aber nicht ausschließen, dass sich mit höheren Dosen über
längere Zeit vielleicht doch ein geringer Effekt ergibt (Arch
Neurol online).
Wenig Hoffnung gibt es auch, mit dem Antioxidans Lycopin ein Prostata-Ca zu
verhindern. Lycopin kommt etwa in Tomaten vor.
Hinweise auf einen Nutzen hatten Fall-Kontrollstudien ergeben, in denen Männer
mit Prostata-Ca offenbar seltener Tomaten gegessen
hatten als Männer ohne Tumor. In einer epidemiologischen Studie mit 28 000
zunächst gesunden Männern, bei denen zu Beginn die Serum-Werte
für Lycopin gemessen wurden, gab es nach einer
Beobachtungszeit von bis zu acht Jahren bei der Prostata-Ca-Inzidenz
jedoch keinen Unterschied zwischen Männern mit hohen und niedrigen Lycopin-Werten und auch nicht zwischen Männern mit hohem
und niedrigem Tomatenkonsum.
Das berichten jetzt US-Forscher aus Seattle (Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 16, 2007, 962). Zu viel des Antioxidans Beta-Karotin
hatte in der Studie sogar einen negativen Effekt: Bei Männern in der Quintile mit den höchsten Beta-Karotin-Serumwerten
war die Rate für aggressive Prostata-Karzinome (Gleason-Wert
7 oder mehr) fast um das Dreifache erhöht.
Ärzte Zeitung, 29.05.2007