Amalgamverherrlicher Kemper und anderen Professoren Korruption nachgewiesen
Dem ehem.Lehrstuhlinhaber für Toxikologie der Universität
Münster, der mit unzähligen verherrlichenden Gutachten für die Amalgamindustrie
den Tod von tausenden Amalgamvergifteten in Kauf genommen hat, wurde erst jetzt
anhand seiner bezahlten Aktivitäten zur Verharmlosung der Gefahren des
Tabakrauchens seine Korruption nachgewiesen.
Wir haben zwar
einen staatsanwaltschaftlichen Beschluss vorliegen, wonach der Erhalt von zwei
Millionen DM für ein vierseitiges Statement über die Unbedenklichkeit von
Amalgam für die Münchner Zahnarztkammer straffrei sei, aber die moralische
Schuld wiegt ungleich stärker.
Augenfällig sind
die wortstarken Statements wonach flüssiges metallisches Quecksilber, das zu
den stärksten Giften für die menschliche Gesundheit gehört, plötzlich dann in
jeder Menge gesund sei, wenn es ein Zahnarzt in den menschlichen Kopf stopft.
Komischerweise
kommen solche Statements plötzlich aus dem Mund eines theoretischen
Toxikologen, der noch nie einen Quecksilbervergifteten wieder gesund gemacht
hatte.
Die Totengräber
der Amalgamopfer unserer Nation sind Kemper, Schiele und Halbach.
Zwar wagen sich
heute schon einige Leute, die Korruption der Tabakverherrlicher
an zu sprechen, aber die Amalgamlobby ist noch so stark, dass die selben heute
noch von der erheblichen Todesgefahr durch Quecksilber aus Amalgam schweigen.
So meint auch heute der Spiegel noch, dass Amalgam ein besonders gesunder
Zahnflickstoff sei- ganz im Gegensatz zu Tabak, dessen Verherrlichung er
plötzlich ankreidet:
TABAK: Im
Würgegriff der Industrie
Mediziner wurden
finanziert, kritische Untersuchungen unterdrückt: In ungeahntem Ausmaß habe die
Zigarettenbranche, so eine Studie, führende Institutionen des Gesundheitswesens
manipuliert.
Er ist einer der
ganz Großen in der deutschen Medizin. Fritz Kemper, langjähriger Professor der
Universität Münster, gilt international als begnadeter Toxikologe, versierter
Berater und renommierter Publizist.
Seine
wissenschaftlichen Leistungen und die Mitarbeit in höchsten Medizinergremien
belohnte die Bundesärztekammer mit ihrer wertvollsten Auszeichnung, der
Paracelsus-Medaille. Der Geehrte habe sich um das deutsche
"Gesundheitswesen in hervorragender Weise verdient gemacht", lobten
die Laudatoren. Bundespräsident Johannes Rau verlieh Kemper 2002 das Große
Verdienstkreuz mit Stern.
Der emeritierte
Professor, mit 78 Jahren immer noch Herausgeber und Präsident verschiedener
Fachzeitschriften und Gesellschaften, hätte hochdekoriert
seinen Ruhestand genießen können, wenn da nicht Thilo Grüning
wäre. Der Berliner Forscher ist Hauptautor einer vergangene Woche im
"American Journal of Public Health"
erschienenen Studie über den Einfluss der Tabakindustrie auf die deutsche
Medizinerelite.
Und die Autoren
lassen Professor Kemper nun in ganz anderem Licht erscheinen: Er sei ein
wichtiger Verbündeter der Zigarettenmultis in der
Wissenschaftsszene, heißt es. Er habe Hand in Hand mit Firmenmanagern
gearbeitet. In einem Jahr habe er laut interner Dokumente 20 000 Dollar vom
Reynolds-Konzern kassiert, die er über Aktivitäten deutscher Wissenschaftler
und Politiker informiert habe. Man mochte sich: Ein Reynolds-Gesandter habe sich
laut der Studie nach einem Besuch beim "lieben Fritz" ganz
"ungeheuer" für das Essen bedankt.
Kemper kann sich
heute nur noch an eine "befristete Beratungsvereinbarung" mit R. J.
Reynolds (Camel) erinnern, in der es "um toxikologische
Fragestellungen" gegangen sei. Er habe nie ein "persönliches
Verhältnis zu Firmen der Tabakindustrie" gehabt und unterstütze zudem alle
Bestrebungen, um die Öffentlichkeit über "Schäden des Tabakrauchens"
zu informieren.
Die Kooperation
von Medizinern mit "Big Tobacco" war lange
effektiv. Mit "ungeheurem Erfolg" habe es die Tabakindustrie über
Jahrzehnte geschafft, renommierte deutsche Wissenschaftler in großer Zahl zu
finden, die in ihren Veröffentlichungen die Beweise für die tödlichen
Auswirkungen des Qualmens "manipulieren und verdrehen", lautet das
Resümee der Grüning-Studie.
Mindestens 80
zumeist hochrangige Klinikprofessoren hätten sich "im Würgegriff der
Tabakindustrie" befunden, weil sie Forschungsgelder annahmen. Denn fast
immer waren die Zuschüsse an Vorgaben geknüpft, die die Auftraggeber bestimmten
- ein Lehrstück für gekaufte Wissenschaft. Internisten, Toxikologen oder Pneumologen, die sich im Hauptberuf um die Heilung von
Raucherkrankheiten bemühten, wurden quasi im Nebenjob Teil der
Geschäftsstrategie der Zigarettenkonzerne.
Deutschland war
nach den USA die wichtigste Operationsbasis der Tabaklobby. Schon 1975 gründete
der Verband der Cigarettenindustrie (VDC) den
"Forschungsrat Rauchen und Gesundheit". Als Vorsitzenden gewann der
VDC ausgerechnet Dietrich Schmähl, damals ein
Direktoriumsmitglied des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. Eine
absurde Konstruktion: Der Professor stand der wichtigsten deutschen Institution
gegen den Rauchertod vor - und war gleichzeitig Verteiler der Tabakgelder. Die
Investition lohnte sich für die Lobbyisten: Für den anfangs 14 Mann starken
Forschungsrat rekrutierte Schmähl das Who's who deutscher
Klinikprofessoren.
Nach außen hängte
sich das Gremium stets den Mantel der wissenschaftlichen Unabhängigkeit um. In
Wirklichkeit war der Forschungsrat, wie Grüning
nachweist, eine Art Selbstbedienungsladen. In der ersten Schaffensperiode
gingen 73 Prozent der 15 Millionen Mark an die eigenen Mitglieder oder an
kooperierende Organisationen. Die Industrie hatte alles unter Kontrolle. Der
Vorteil des Forschungsrats sei, sagte ein Firmenvertreter in einer
vertraulichen Sitzung, dass die Industrie auf alle Forschungsvorhaben und deren
Veröffentlichung "eine bedeutsame Einflussnahme ausüben" könne.
Jene
Wissenschaftler, die von der Politik gehört wurden, waren für die Industrie von
besonderem Wert. Die Zuwendung zeigte Wirkung: In kaum einem anderen Land
werden die Gefahren des Rauchens ähnlich runtergeredet wie in Deutschland. Mit
32,5 Prozent Rauchern in der Gruppe der über 15-Jährigen ist Deutschland weit
oben in der EU, bei den Raucherinnen liegt das Land auf einem Spitzenplatz. Die
Verharmlosung des Rauchens, sagt Martina Pötschke-Langer,
Leiterin des Zentrums für Tabakkontrolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
in Heidelberg, habe dazu beigetragen, dass Deutschlands Anti-Raucher-Strategien
im internationalen Vergleich "weit hinterherhinken".
Die Lobby hat
offenbar ganze Arbeit geleistet - das kann Thilo Grüning
aufgrund seiner Quellen schlüssig nachweisen. Als Gastforscher am Londoner
Institut für Hygiene und Tropenmedizin untersuchte er systematisch
firmeninterne Dokumente der Tabakindustrie. Ende der neunziger Jahre hatten
sich Multis wie Reynolds verpflichtet, sämtliche Firmenunterlagen zu
veröffentlichen, weil sie die Öffentlichkeit über die wahren Risiken des
Rauchens getäuscht hatten. Über 40 Millionen Seiten stellten die Unternehmen
daraufhin ins Internet (http://legacy.library.ucsf.edu).
Eindrucksvoll ist
daraus die Strategie der Konzerne zu erkennen. Weltweit agierten die Firmen
nach einer Art vierstufigem Masterplan. Erstens: Sie wollten Wissenschaftler
für sich gewinnen; zweitens: Sie wollten sich Gefälligkeitsdienste sichern;
drittens: Sie wollten andersdenkende Wissenschaftler
in die Isolation drängen; viertens: Sie wollten möglichst viele Arbeiten
veröffentlichen, um tabakfeindlichen Studien etwas entgegensetzen zu können.
Dafür machten sie
sich die hohe "Glaubwürdigkeit" der Medizinprofessoren zunutze. Neben
der zentralen Vergabe von Forschungsgeldern durch den VDC kooperierten einzelne
Tabakfirmen noch separat mit Wissenschaftlern. Nach Firmendokumenten erhielt
etwa Hans Marquardt, der damalige Leiter des Instituts für Toxikologie am
Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, im Jahr 2001 eine Überweisung von 13
816 Dollar von Philip Morris (Marlboro). Wofür Marquardt das Geld bekam, bleibt
offen, er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Klar ist, dass der
Wissenschaftler ähnlich wie Kemper als Mitglied eines Wissenschaftskomitees der
EU sehr einflussreich war.
Der Tabakkonzern
Reynolds wiederum kontaktierte 1975 Helmut Schievelbein,
den damaligen Vorstand des Instituts für Klinische Chemie am Deutschen
Herzzentrum München, da dieser häufig vom "deutschen Parlament, anderen
Wissenschaftlern und Journalisten" befragt würde.
Die Anbahnungen
verliefen nach festem Muster. Anfangs verlangte "Big Tobacco"
Untersuchungen, um die angebliche "Diskriminierung" des Rauchers in
der Gesellschaft bekämpfen zu können. Dann wollte man Ergebnisse, um leichtere
Zigaretten besser vermarkten zu können. Schließlich drängelte man die Forscher,
die Gefahren des Passivrauchens abzustreiten.
So begab sich auch
Helgo Magnussen, ärztlicher
Direktor des Krankenhauses Großhansdorf bei Hamburg und eine Koryphäe der
Lungenheilkunde, in die Fänge der Zigarettenindustrie. Zwischen 1989 und 1993
erstellte der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie
mehrere Studien und stellte dafür, so errechnete Grüning,
über 420.000 Mark in Rechnung. Sein Ergebnis, dass zumindest kurzzeitiges
Passivrauchen bei Kindern mit Asthma keinerlei gesundheitliche Auswirkung
zeige, nutzte die Zigarettenindustrie, um die Gefahr des Mitrauchens zu
verharmlosen. Magnussen sagt heute, die Ergebnisse
habe er in "hochrangigen Wissenschaftsjournalen publiziert. Dennoch muss
mit Fehldeutungen gerechnet werden, sofern eine Forschungsförderung durch die
Tabakindustrie erfolgt".
Wenn
Untersuchungen nicht nach Gutdünken interpretiert werden konnten, versuchte die
Tabaklobby, sie schlicht verschwinden zu lassen. So fand Grüning
in den Unterlagen folgenden Vorgang: Franz Adlkofer,
der Organisator der deutschen Tabakforschung, habe seinen Kollegen in den USA
versichert, dass eine Studie über Nikotin als Krebsverursacher
"verheimlicht", eine andere Studie "garantiert nicht
veröffentlicht" würde. Im Vorfeld eines Anti-Raucher-Tags der WHO
schwächten die Vertreter der Industrie auch schon mal die Rede eines
Wissenschaftlers ab. Der Professor, ehemaliger Ordinarius an der Universität
Heidelberg, hatte seinen Vortrag zuvor der Tabaklobby zum Korrekturlesen
gegeben.
Die Rolle
führender deutscher Kliniker sei "schockierend", sagt die
WHO-Vertreterin Pötschke-Langer, "vermutlich
würden heute viel weniger Menschen am Tabak sterben, wenn Mediziner die
Erkenntnisse über die Folgen des Rauchens ernst genommen hätten". Doch die
Medizinerschaft beginnt erst langsam umzudenken.
Erstmals hat Anfang November mit dem Krebsforschungszentrum in Heidelberg eine
deutsche Forschungsstätte einen ethischen Code verabschiedet, nach dem es kein
Geld mehr von der Tabakindustrie annehmen darf.
Herbert Remmer, ehemaliger Leiter des Instituts für Toxikologie an
der Universität Tübingen, war einer der wenigen, die frühzeitig auf die fatale
Wirkung des Industriegeldes hingewiesen hatte. Im Rückblick sei er
"dankbar", dass er niemals Zuschüsse von der Zigarettenindustrie
bekommen habe, schrieb der Professor an den Forschungsrat, dadurch habe er sein
"Gewissen nicht mit Forschungsgeldern belastet, deren Annahme ich heute
bereuen würde".
Spiegel online
5.12.05