Amalgam Gift im Mund

 

ORF 9/89


Von Wolfgang Hingst

wir-Bürgerservice"                        

Gesprächsleitung: Walter Schiejok

FS1/20.6.'89/18.00 Uhr Wh.: FS1/21.6.'89/13.25 Uhr


Quecksilberdepots im Körper

 

 

Rund zweieinhalb Tonnen Quecksilber werden pro Jahr in die Zahnlöcher der Österreicher gestopft in Form von Amalgamplomben. Da Quecksil­ber ein giftiges Schwermetall ist, hat an Warnungen nie gefehlt. Sie würden aber von den Amalgambefüwortern damit abgetan, das unedle Metall werde nicht freigesetzt. Neue Studien belegen nun, daß das falsch ist.

Quecksilber wird zum Beispiel beim L« gen von Amalgamplomben abgege­ben, es wird über Schleimhaut, Lunge ur d Verdauungstrakt in den Organismus aufgenommen: auch beim Kauen ur d Trinken wird Quecksilber frei. Die Quecksilberabgabe aus Amalgamfüllungen beim Kaugummikauen und. Konsumieren heißer Getränke wurde in einer schwedischen Studie 1988 eindeutig nachgewiesen.

Zwischen Amalgamplomben kommt es auch zu elektrischen Spannungen.

Bei manchen Patienten wurden bis zu

500 Millivolt gemessen. Außerdem sind diese ,,Mundbatterien" an sich Störfelder: Durch den Energiefluß wurden Quecksilber, Kupfer und Sil­ber herausgelöst besonders dann, wenn zusätzlich Goldplomben vor­handen sind. Auch beim Ausbohren von Amalgamplomben wird Quecksil­ber frei, wie eine im Mai dieses Jahres veröffentlichte amerikanische Unter­suchung an zehn Versuchspersonen bewiesen hat.

Di Belastung von Amalgamträgern wurde jetzt auch in den USA getestet. Ur iv.-Prof. Dr. Janis V. Klavins, Patholone, Cornell-Universität New York:

„In unserem Laboratorium haben wir

ungefähr   hundert   Patienten   untersucht, die Amalgamplomben hatten.

Von diesen hundert Patienten hatten ungefähr zwanzig Prozent einen er­höhten Quecksilbergehalt im Blut, das heißt wesentlich mehr als drei Mikrogramm pro Liter, dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation

 

Nicht nur Amalgamplomben, auch Industrie- und Müllverbrennungsanla­gen geben Quecksilber ab. Eine einzige Müllverbrennungsanlage stößt rund fünfzig Kilogramm Quecksilber im Jahr aus in Gasform, das heißt besonders leicht aufnehmbar. Quecksilber in Nahrungsmitteln wird von Amalgambefürwortern immer wieder als Hauptquelle für die Bela­stung genannt. Berechnungen und Tests von Kritikern haben ergeben, daß diese Ursache gegenüber Industrie- und Müllverbrennungsanlagen sowie Amalgamplomben zu vernach­lässigen ist. Da liegt wohl die Forde­rung nahe, alle Quecksilberquellen auszuschalten.

 

„Ärztlicher Kunstfehler"

Harnproben von Hunderten Patienten in der Bundesrepublik haben nach Ausschwemmungstherapien zum Teil unglaublich hohe Quecksilberwerte gezeigt. Der international bekannte Münchner Toxikologe Max

Daunderer erklärte dazu: „Das Einsetzen neuer Amalgamplomben ist ein ärztlicher Kunstfehler."

Nach einem Daunderer-Gutachten vom 13.7. 1989 wurden bei einem  Wiener Patienten während einer Ausschwemmungstherapie mit DMPS bis zu 27 580 Mikrogramm Quecksilber pro Liter Urin gemessen. Der WHO-Grenzwert von 12 Mikrogramm wurde damit um das 2 298fache überschrit­ten. Es wurden, so Daunderer, „so immense Giftmengen ausgeschieden, wie in der Weltliteratur — selbst der akuten Quecksilbervergiftung — bis zum heutigen Tag nicht einmal annä­herungsweise erreicht wurden",

Univ.-Prof. Dr. Max Daunderer, Toxi­kologe, Universität München: „Wir haben Erfahrung mit über fünfhundert Patienten mit mehreren Amalgamfül­lungen und müssen sagen, daß es sich hier um eine chronische Vergif­tung durch Quecksilber, Kupfer und andere Schwermetalle handelt, die so stark ist, daß ab sofort keine weitere Amalgamfüllung mehr eingesetzt wer­den sollte und — bei entsprechenden Beschwerden — die alten auch langsam ausgetauscht werden soll­ten."

Dr. Hingst: Was sind denn die Beschwerden?

Prof. Daunderer: „Die Beschwerden sind — von seiten, des Nervensy­stems — Müdigkeit, Schlappheit, Gereiztheit, Apathie, Nervenschmer­zen, Bauchschmerzen und so weiter, also ganz vielschichtiger Natur. Hier muß der Patient sich mit seinem Hausarzt unterhalten, ob Amalgam die Ursache sein kann."

Professor   Daunderer   spricht   von einer „chronischen Quecksilber-Spei­cher-Krankheit".    Amalgamplomben seien die Hauptursache — nur so lange sie sich im Mund befinden, treten Vergiftungen auf.