05.03.2011 13:31 Uhr
Alarm im Schrebergarten: Metalldiebe rauben massenhaft Kleingärtner aus
DORTMUND Die Kleingärtner am Nordrand der Innenstadt schlagen Alarm: Seit Oktober vergangenen Jahres häufen sich mittlerweile die Diebstähle dramatisch, die Täter haben in der Regel ein Ziel: Buntmetall.Von Tobias Großekemper
Kleingärtner Erwin Czarkowski zeigt eines der wenigen verbliebenen Metallrohre in der Anlage. (Foto: Dieter Menne)
Erwin Czarkowski legt drastische Zahlen auf den Tisch: In
der Kleingartenanlage Nord, in der er seit 13 Jahren eine Laube hat, stehen 104
Parzellen. Bei rund 70 davon seien mittlerweile Wasserleitungen, Wasserhähne
oder auch Dachrinnen gestohlen.
Czarkowski, der selbst Opfer solcher Diebstähle wurde, macht noch eine weitere
Rechnung auf: Zusammen mit den benachbarten Anlagen Hansa und Fredenbaum komme
man auf 300 Kleingärten, „mindestens die Hälfte ist seit Oktober vergangenen
Jahres bestohlen worden“. Zuletzt habe man am vergangenen Montag sechs dieser
Diebstähle verzeichnet.
Neue Quelle entdeckt
Die Polizei kennt das Phänomen seit Anfang des Jahres, laut
Polizeipressesprecher Wolfgang Wieland könne man davon ausgehen, dass hier eine
neue Quelle für Buntmetalle entdeckt worden sei, die jetzt ausgenommen werde.
Wieland geht von über 100 Fällen aus, erweitert aber noch den Kreis der
betroffenen Kleingartenanlagen: Auch die Anlagen Hafenwiese und Westerholz
seien betroffen.
Wieland: „Aufgrund der gestiegenen Altmetallpreise wird alles mitgenommen, was
sich zu Geld machen lässt. Bisher wurde kein Täter gefasst, die Kleingärtner
sprechen von Lieferwagen mit osteuropäischen Kennzeichen, die häufiger gesehen
wurden. Das ist Spekulation, bis ein Täter oder eine Tätergruppe auf frischer
Tat ertappt wurde.
Für Czarkowski ist jeder Diebstahl eine „Katastrophe“. Eine derartige Serie
habe man in den Gärten noch nie erlebt, sagt auch Czarkowskis Gattin Ursula
Fieber: „Natürlich wurde immer mal hier und da eingebrochen, Kühlschränke
geplündert oder auch mal eine Auflage von einer Gartenliege gestohlen.“ Daran
habe man sich gewöhnt – und damit habe man sich arrangieren können. Seit dem
vergangenen Herbst, da ist sich das Paar einig, stehe man vor einer ganz neuen
kriminellen Qualität, „es wird geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist“.
„Hiervon redet keiner“
Czarkowski weiter: „In der derzeitigen Debatte um die Nordstadt und ihrer
Probleme wird immer von den Hausbesitzern und ihren Problemen gesprochen. Das
ist schlimm. Aber was hier passiert, davon redet keiner.“ Und für die immensen
Schäden an den gehegten Gärten komme keine Versicherung auf. Die Polizei kennt
das „Gesamtphänomen“, so Wieland, die Kriminalpolizei ermittele, es werde
verstärkt Polizei eingesetzt. „So wie im gesamten Bereich der Nordstadt.“