Alternative Heilverfahren abgekanzelt durch Stiftung Warentest

Berlin (dpa) - Bachblüten, Bioresonanz oder Geistheilung - Nur ein Drittel von 58 untersuchten so genannten alternativen Heilverfahren hat laut Stiftung Warentest eine nachweisbar positive Wirkung.

Nur ein Drittel so genannter alternativer Heilverfahren hat laut Stiftung Warentest eine nachweisbar positive Wirkung.

Die drei erstgenannten zählen nicht dazu. Aber auch der Homöopathie, der in Deutschland verbreitetsten Methode der komplementären Medizin, stellten die Warentester nach ihrer Durchschau medizinischer Studien am Mittwoch in Berlin schlechte Noten aus. Wenig geeignet, lautet ihr pauschales Urteil - das prompt zahlreiche Kritiker auf den Plan rief.

"Bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen gibt es zwar Hinweise auf eine Wirksamkeit der Homöopathie. Diese sind jedoch so schwach, dass sie sich von Placeboeffekten nicht abgrenzen lassen", erläuterte Autorin Vera Herbst, die für die Stiftung Warentest die Neuauflage des Ratgebers "Die Andere Medizin" verfasst hat. "Je anspruchsvoller die Studien sind, mit denen die Therapie geprüft werden soll, desto schwächer werden die Wirksamkeitsbelege", resümierte Herbst mit Blick auf eine Studie des britischen Magazins "Lancet" vom August 2005.

"Wenn man die Kügelchen allein betrachtet, stimmt dieses Urteil wohl auch", sagte Prof. Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin der Berliner Charité und Autor einer großen deutschen Studie zur Wirksamkeit von Homöopathie. "Aber wenn der gesamte therapeutische Ablauf berücksichtigt wird, dann stehen chronisch kranke Patienten mit Migräne oder Rückenschmerzen nach einjähriger homöopathischer Behandlung tendenziell sogar besser da als schulmedizinisch behandelte", betonte er. "Entscheidend ist, was am Ende rauskommt." Und für den therapeutischen Effekt zähle eben auch der große Zeitaufwand, mit dem Homöopathen ihre Patienten betreuten.

Auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (Bonn) kritisierte, die Stiftung habe zu wenige und einseitige Studien berücksichtigt. "Mit diesem Urteil verunsichert Stiftung Warentest Millionen von Patienten, die sich jährlich erfolgreich homöopathisch behandeln lassen lassen und stellt die homöopathische Ärzteschaft als Scharlatane dar."

Ein günstigeres Bild der Homöopathie skizziere auch der vorab verbreitete Entwurf eines WHO-Reports: Demnach zeige die Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien der vergangenen 40 Jahre, dass das Verfahren im Vergleich zu Placebos überlegen und gleichwertig mit der konventionellen Medizin sei.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie zeigte sich ebenfalls verwundert über den Warentest-Bericht. "Die Stiftung Warentest erklärt knapp 3000 Jahre alte Heilmedizin zum Placebo, nur weil deren Wirkung wissenschaftlich noch nicht umfassend belegt ist", sagte Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp.

Inwiefern sich Methoden wie Reiki, Kinesiologie, Licht- oder Atemtherapie bewähren, ist oft von den spezifischen Indikationen abhängig. "Zur Behandlung mit einzelnen Arzneimitteln der ayurvedischen Medizin etwa gibt es positive Hinweise für eine Wirksamkeit bei bestimmten Indikationen. Unbedenklich können sie aber nur angewandt werden, wenn sie als Arzneimittel nach zum Beispiel europäischen Standards zugelassen sind", sagte Herbst. Importware hingegen sei öfters verunreinigt oder gar mit Giften versetzt.

Unterm Strich fällt Stiftung Warentest ein sehr kritisches Urteil zu sämtlichen Verfahren: "Wunder ließen sich nicht nachweisen". Komplementärmedizin sei allenfalls Ergänzung, keine Alternative.

Das Handbuch "Die Andere Medizin" (34 Euro) ist im Buchhandel erhältlich oder kann unter www.test.de/shop bestellt werden.