Alkohol-Entwöhnung
auch ambulant erfolgreich
Endlich
wurde nachvollzogen, was wir 1990 im Handbuch der Drogen ausführlich
dargestellt und begründet hatten:
Die Erfolgsquote
ist ähnlich hoch wie bei stationärem Aufenthalt / Münchener Studie mit 102
Alkoholabhängigen
Suchttherapeuten der Universität München haben
in einer Studie bei 102 Alkoholabhängigen gute Erfahrungen mit einer rein
ambulanten Entwöhnung gemacht. Die Erfolgsquote ähnelt jener bei stationärer
Entwöhnung.
In der
Studie wurden die Betroffenen, die alle einen Alkoholentzug hinter sich hatten,
insgesamt über neun bis zwölf Monate in Einzel- und Gruppentherapie-Sitzungen
betreut.
Pro
Person gab es 80 bis 120 Therapiestunden, und zwar mit einem breiten Spektrum
therapeutischer Verfahren: von der Verhaltenstherapie über Gestalttherapie und Klienten-Zentrierte
Gesprächstherapie bis hin zu Entspannungsübungen und Angehörigen-Schulungen. Erfolg
oder Misserfolg der Intervention wurde über 36 Monate nachverfolgt.
"Drei
von vier Betroffenen beendeten die Entwöhnung regulär. Der Rest brach wegen
Rückfällen oder Problemen bei der Kostenübernahme ab", sagte der
Psychiater Professor Michael Soyka aus Meiningen auf dem Psychiatrie-Kongress
in Berlin.
Die
Langzeitergebnisse, die die Münchener erreichen konnten, zeigen, dass die
ambulante Entwöhnung möglich ist und häufig Erfolg hat. Nach zwei Jahren waren
noch 56 Prozent der ursprünglichen Teilnehmer abstinent. Von jenen, die die
Entwöhnung erfolgreich beendet hatten, waren es sogar 69 Prozent.
Im
dritten Jahr allerdings fiel diese gute Quote auf 44 Prozent ab. "Wir
liegen damit auf einem klinisch befriedigenden Langzeitniveau, das in etwa dem
entspricht, was bei einer stationären Entwöhnung erwartet werden kann",
sagte Soyka.
Der
Psychiater betonte, dass nicht jeder Alkoholabhängige für eine ambulante
Entwöhnung in Frage komme. Geeignet sei der Ansatz vor allem bei intaktem
sozialem Umfeld und für jene, die bereits eine berufliche Re-Integration
begonnen hätten.
Dass das
soziale Umfeld Probleme machen kann, zeigt die Beobachtung, dass jene, die in
der Münchener Studie während der Entwöhnung rückfällig wurden, überproportional
häufig ebenfalls alkoholkranke Partner hatten.
Ärzte
Zeitung, 05.12.2006