Gruppenspezifische Notfalltherapie
2. Ätzmittel

Wirkcharakter :
Säuren und Laugen führen lokal zu schmerzhaften Schleimhautschäden und Nekrosen, beim Einatmen zum Lungenödem. Systemische Wirkung mit Schock, Azidose, eventuell Nierenversagen, Leberschädigung.

Gruppe 2 Schweregrad  /  Toxizität
leicht mittel schwer
          Diagnose
Lokal leichtes
lokales
Brennen
Intensives
Brennen
Ätzschorf :  Schwarz = Schwefelsäure
Weiß = Salzsäure   Gelb = Salpetersäure
Blutig = Laugen     Schock, Azidose
Inhalatorisch Hustenreiz Atemnot Bluthusten
           Therapie
Augen Sofort intensiv mit viel Wasser spülen mindestens  10 Minuten.
xxx Lokalanästhetikum Lidocain  2 %
Haut Sofort entkleiden und mit viel Wasser bzw. einer Flüssigkeit
( Keine organischen Lösungsmittel ! )  spülen oder abduschen
Lokal Cortison Steril verbinden,
Infusionstherapie nach  9er-Regel
Tetanusschutzimpfung
Lunge Sofort prophylaktisch :
Ventolair 100 µg,
Dosieraerosol
oder Autohaler
4 Sprühstöße  einmalig
Gegen Hustenreiz :
Ventolair 100 µg  Dosieraerosol
oder Autohaler  4 Sprühstöße  initial,
dann alle  2 Stunden  bis zum Sistieren
der Beschwerden  PEEP - Beatmung
( Intubation ) Sedierung, Analgetika
Prophylaxe
Multiorganversagen
Sofortinfusion  4 ml  x  kg KG  x  verätzte Körperoberfläche pro  24 Stunden
( Ringer-Laktat )   /   ( 9er-Regel  bei Verbrennungen )
Ätzmittelingestion :
Giftmenge » Fraglich Gering Gross
Ätzspur im Mund /
Lokaler Schmerz
Keine Leichte Schwere
Verätzungen 1. Grad 2. Grad 3. Grad
Sofortmaßnahmen SOFORTIGE  Spülung mit Wasser, Kliniktransport
Haut und Augen mit Wasser spülen, Wärmeisolation
Ventolair  100 g Dosieraerosol  oder Autohaler bei gleichzeitiger Inhalation
von Lungenreizstoffen ( siehe dort ) wie Chlorgas, Salpetersäuredämpfe  u. ä.
Primäre Giftentfernung xxx Absaugen großer Giftmengen bzw. Magenspülung unter Sicht nach Aufnahme eines Ätzmittelgranulats
Magensäure- Pufferung Azidose- Ausgleich, Plasma(expander),
Cortison  i. v.  zur Prophylaxe 1 Glottisödems
Kreislaufunterstützung (Volumengabe, Dobutamininfusion, falls erforderlich)
ggf. Intubation oder Tracheotomie,
Prednisolon  3 mg / kg  oder ein anderes Glucocorticoid in äquivalenter Dosis
( vorbeugende Maßnahme gegen Luftwegsstenose )  i. v.  ( ggf. rektal )
Schmerz-
bekämpfung
Ketamin i. v. oder rektal
Pethidin i. v. oder i. m.
Nach Intubation
Propofoldauerinfusion zur Analgosedierung
und wegen antiemetischer Wirkung
Ösophago-
Gastroskopie
xxx Nach
ca. 6 - 8 h
SOFORT ( eventuell nach Laparotomie
und Abklemmung im Pylorusbereich )
Therapie Cortison - Strikturprophylaxe :
Prednisolon  1 mg / kg / d  bis zum ösophagoskopischen
Ausschluss von Ösophagusverätzungen  2. oder 3. Grades
Verätzungen
2. Grades :
Steroidgabe
bis zur
endoskopisch
verifizierten
Abheilung
Verätzungen 3. Grades :
Keine weitere Steroidgabe,
operative Entfernung des verätzten Magens
( eventuell Ösophagus, Duodenum )
Antibiotikagabe ( bei Mediastinitis
und sekundär infizierten Ulzera )
Fürsorge Nahrungszufuhr anfangs parenteral,
später Schleime ( Reis, Hafer ), rohe Eier, Milch.