Zahnamalgam in der
Vergangenheit und heute
Dr. M. F. Ziff
(Orlando/Florida) gab in seiner Einführungsvorlesung einen umfassenden
historischen Überblick über Amalgam und die heutige Situation in den USA und
Europa. Seit Beginn seiner Einführung als Zahnfüllungsmaterial zu Beginn des
19. Jahrhunderts gab es Kritiker, die vor Gesundheitsrisiken warnten. Einer der
bekanntesten war Prof. Stock, der 1926 am renommierten Kaiser-Wilhelm-Institut
in Berlin selbst wissenschaftliche Studien durchführte. Er litt an den Folgen
einer chronischen Quecksilbervergiftung und setzte sich ein Leben lang gegen
die Verwendung von Quecksilber als Füllungsmaterial ein.
Bis vor etwa 15
Jahren war die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler von der
Unschädlichkeit von Amalgamfüllungen überzeugt.
Erstmalig stellten
Gay et al. 1979 in einer Studie fest, dass Quecksilber als Quecksilberdampf aus
den Füllungen frei wird, selbst ohne Kaubewegungen. Diese Erkenntnis löste eine
Flut von Forschungsarbeiten aus, die bewiesen, dass Amalgamträger tatsächlich
ständig Quecksilberdämpfen aus ihren Füllungen ausgesetzt sind. Trotzdem
erklärte 1987 die Food and Drug Administration, zuständige Behörde in den USA
für Zahnmaterialien: „Amalgam ist ein sicheres und effektives Füllungsmaterial
in der Zahnheilkunde“. Die Bedeutung einer Belastung durch Zahnamalgam wurde
lange unterschätzt. Erst 1991 stellten Experten der WHO fest, dass
Zahnfüllungen den bedeutendsten Beitrag zur Quecksilberbelastung der
Allgemeinbevölkerung liefern. Dabei existiert für Quecksilber kein toxischer
Schwellenwert.
Die Amalgam-Ära neigt sich ihrem Ende zu
In Schweden und
Deutschland wurden zuerst die Weichen zu einem Amalgamausstieg gestellt. Schon
1987 erklärte ein Expertenteam, dass von der schwedischen Regierung eingesetzt
wurde, dass Zahnamalgam aus toxikologischer Sicht ungeeignet sei. Die
Verwendung bei Schwangeren wurde gestoppt. 1992 legte Schweden erstmals einen
Plan vor, der im Februar 1994 bestätigt wurde: Seit Juli 1993 wird Amalgam
nicht mehr zur Füllung von Milchzähnen verwendet, ab 1.7.1995 ist es bei allen
Personen bis zum 19. Lebensjahr verboten, und ab 1.7.1997 wird kein
schwedischer Bürger mehr mit Amalgam versorgt. Die Kosten für die Entfernung
der Amalgamfüllungen werden sogar von den schwedischen Krankenkassen
übernommen. Offiziell wird von der schwedischen Regierung jedoch kein
Gesundheitsrisiko durch Amalgam anerkannt, sondern ausschließlich
„Umweltgründe“ führten zu dem geplanten Amalgamverbot. Auch in Finnland
diskutieren Umwelt- und Gesundheitsministerien zur Zeit über die Aufgabe des
Füllstoffs Amalgam.
In Deutschland gab
das damalige BGA 1992 die Empfehlung heraus, Amalgam nicht mehr bei
Schwangeren, Kleinkindern und Nierenkranken zu verwenden. In Österreich wird
die Verwendung von Amalgam bei Kindern unter 14 Jahren ab 1997 gestoppt, und ab
dem Jahr 2000 soll überhaupt kein Amalgam mehr verwendet werden. Auch in
Amerika ist man längst nicht mehr von der Ungefährlichkeit des Amalgams
überzeugt. Eindringlichstes Beispiel dafür: Seit 18.12.1993 müssen in
Kalifornien an Zahnarztpraxen Warnschilder folgenden Inhaltes angebracht
werden:
Achtung!
Diese Praxis
verwendet Füllungsmaterialien, die Quecksilber enthalten und freisetzen. Diese
Substanz verursacht nach Wissen der kalifornischen Regierung Geburtsschäden und
andere Fortpflanzungsstörungen.
Jüngste Mitteilung
des ehemaligen BGA im März 1994: Die Verwendung von Amalgam bei Frauen im
gebärfähigen Alter ist kontraindiziert. Der komplette Verzicht auf den
Uralt-Füllstoff Amalgam, so Ziff, sei jetzt nur noch eine Frage der Zeit.
Prof. A. Stock,
Originalzitat aus dem Jahr 1926:
„Die Zahnheilkunde
sollte auf die Anwendung von Amalgam als Füllmittel ganz oder doch überall dort
verzichten, wo es nur irgend möglich ist. Es unterliegt keinem Zweifel, dass viele
Beschwerden, Mattigkeit, Müdigkeit, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Schwindel,
Gedächtnisschwäche, Mundentzündungen, Durchfälle, Appetitlosigkeit, chronische
Schnupfen und Katarrhe manchmal von Quecksilber verursacht sind, das dem Körper
aus Amalgamfüllungen zwar in kleiner Menge, aber dauern zugeführt wird. Die
Ärzte sollten dieser Tatsache ernsteste Beachtung schenken. Es wird sich dann
wahrscheinlich herausstellen, dass die leichtsinnige Einführung der Amalgame
als Zahnfüllmittel eine arge Versündigung an der Menschheit war.“
Quelle: MINERALOSCOP - Ein Service der
G-N-Pharm Arzneimittel GmbH, Schorndorfer Strasse 32, 70734 Fellbach, Ausgabe
„Amalgam“, 1995