Zahnärzte bohren zu früh und zu häufig

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Viele Zahnärzte bohren zu früh

In Deutschland werden Zähne häufig unnötig mit Füllungen geflickt. Ein Patient sollte vor allem dann skeptisch werden, wenn er regelmäßig zur Kontrolle geht, der Zahnarzt aber trotzdem plötzlich gleich mehrere Zähne auf einmal behandeln möchte. „In solchen Fällen sollte er nicht zögern, eine Zweitmeinung einzuholen“, rät Stefan Zimmer, Professor für Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Düsseldorf. Bei der Diagnose von Karies gibt es große Spielräume. Solange die Oberfläche des Schmelzes noch nicht eingebrochen ist, kann der Defekt bei guter Zahnpflege von selbst ausheilen.

Aus Sicht des Experten ist es besser für die Zähne, einen nicht eindeutigen Kariesbefund erst einmal zu beobachten, statt gleich den Bohrer anzusetzen. Denn um eine Füllung zu setzen, müsse immer gesunde Zahnsubstanz geopfert werden. Selbst wenn die Reparatur nach allen Regeln der Kunst erfolgt, ist der Zahn anschließend anfälliger für Karies. Dennoch, sagt Zimmer, gingen viele Zahnärzte lieber auf Nummer sicher und machten gleich eine Füllung.

Auch bei bereits geflickten Zähnen neigten Zahnärzte zur Überbehandlung - um sicher zu gehen, dass sich unter den Füllungen keine Karies versteckt. „Vor allem alte Amalgamfüllungen können scheußlich aussehen, da ist die Versuchung durchaus verständlich“, so der Experte

Von zwei Zahnärzten mit unterschiedlichen Meinungen sollte man eher demjenigen glauben, der weniger behandeln möchte, empfiehlt der Vorsorgespezialist. Er warnt aber davor, aus Sorge vor Fehlbehandlungen zu häufig den Arzt zu wechseln. Zahnarzthopper haben einer Studie zufolge schlechtere Zähne als Zahnarzt-Treue. Zimmer: „Wenn man zu misstrauisch ist, vertraut man am Ende niemandem mehr, und das ist sicher keine gute Lösung.“ 2. August 2008