Verwirrung kann ein Schlaganfall sein!

Halbseitenlähmung und Sprachstörung sind typische Symptome eines Schlaganfalls - das weiß jeder. Schwieriger wird's, wenn - wie beim Rechtsseiten-Infarkt - Wesensveränderungen oder kognitive Symptome im Vordergrund stehen. Schwache Lähmungen werden dann oft übersehen.

Patienten mit linksseitigem Schlaganfall erreichen die Klinik früher als Kranke mit rechtsseitiger Läsion und bei ihnen wird häufiger eine Thrombolyse durchgeführt. Das ergaben die Daten eines großen Schlaganfallregisters mit 20 097 Patienten, die Dr. CHRISTIAN FOERCH von der Universität Frankfurt und Kollegen im "Lancet" vorstellen. Die Forscher stießen auf ein deutliches Ungleichgewicht: 56 % hatten einen linksseitigen Schlaganfall erlitten, nur 44 % einen rechtsseitigen. Der Unterschied bestand v.a. bei transitorischen ischämischen Attacken und ischämischen Hirninfarkten - nicht aber bei intrazerebralen Blutungen. Je schwerer die Symptomatik, um so geringer war der Unterschied.

Eine biologische Asymmetrie in der Inzidenz ischämischer Hirninfarkte ist eher unwahrscheinlich, kommentiert JOHN N. FINK aus Christchurch. Dazu passt auch nicht, dass der Unterschied bei schwerer Symptomatik fehlt. Wahrscheinlich werden v.a. leichtere Rechtsseiten-Infarkte oft übersehen.

Bei Verdacht zum MRT

Ursache können die wesentlich schwieriger einzuordnenden Symptome des Rechtsseiten-Infarktes sein. Plötzlich aufgetretene kognitive Einbußen und Verwirrung sind weniger eindrücklich als eine Sprachstörung. Typisch für den rechtsseitigen Schlaganfall ist auch der Neglect, d.h. die Patienten nehmen die neurologischen Symptome an den Extremitäten nicht wahr.

Hier sind die Ärzte gefordert. Bei plötzlichen seltsamen Wesensveränderungen reichen flüchtige Anamnese, Untersuchung und GT nicht aus - hier ist eine diffussionsgewichtetes MRT zum Nachweis des rechtsseitigen Schlaganfalls erforderlich.

Quelle: Medical Tribune - 40. Jahrgang - Nr. 40 - 07.10.2005