Umwelttoxikologie

Während bei akuten Vergiftungen die Dosis den entscheidenden Effekt bewirkt, ist es bei den chronischen Vergiftungen der Zeitfaktor im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren.

Risikopersonen sind Schwangere, Kleinkinder, alte Leute, Allergiker, Risikofaktoren sind

Organ-Vorschäden, Begleiterkrankungen, Stoffwechselanomalien und Drogen.

So haben Raucher häufiger Lungenkrebs beim Einatmen von Umweltkarzinogenen, Alkoholiker agieren mit einer Erhöhung der Leberwerte, Hg-Amalgamträger reagieren mit Nervenschäden und Allergie; so hatten 30 von 400 durch Holzgifte in dem Neubau einer Münchner Versicherung vergifteten Angestellten zusätzlich hohe Quecksilberwerte durch Hg-Amalgame und reagierten dadurch besonders intensiv.

 

Seit dem Unfall 976 in Seveso richtet sich das Augenmerk aller Toxikologen in der Welt auf die Diostine und Furane, die bei der Verbrennung chlorierter organischer Verbindungen frei werden. Routinemessungen sind erst seit 1984 möglich. Ausreichende Kenntnisse am Menschen über diese Gifte, die die stärksten krebserzeugenden Gifte sind, die wir kennen, sind infolge deren langer Latenzzeit erst in Jahrzehnten zu erwarten.

Bis dahin gebietet es uns die Fürsorgepflicht, dass die Belastungswerte, die bisher 50% des Wertes, bei dem bei der Ratte Krebs entsteht (1 µg/kg) betragen, drastisch gesenkt werden. Neugeborene sind gerade in den ersten 8 Tagen wegen fehlender Entgiftungsmöglichkeit der Leber gefährdet.

Das Ausmaß der Problematik chronischer Vergiftungen wird dadurch erkennbar, dass die Konzentration der Dioxin-Äquivalente, ein vages Maß für deren chronische Gefährlichkeit, bis 4340fach in der Muttermilch über der virtuell „sicheren“ Dosis liegt, bei der mit einem Krebs

pro 1 Million Personen gerechnet werden muss. Bei Karzinogenen kann jedoch nie eine „sichere“ Schwelle angegeben weiden, stets besteht hier ein Minimierungsgebot.

 

Bei der Planung neuer Emissionsquellen wie Müllverbrennungsanlagen wird jedoch nur überlegt, wieviel noch zusätzlich zugemutet werden könne, ohne auf Kleinkinder zu achten, die schon heute mit 434 µg/kg Dioxinäquivalenten in der Muttermilch 50% der Dosis zu sich nehmen, die bei der Ratte zum Krebs führt. Das Minimierungsgebot wird hier wie bei der PCB-Konzentration in der Muttermilch, die 250fach über dem Nahrungsmittelgrenzwert liegt, missachtet.

 

Insbesondere bei Giften, die sich langfristig im Organismus (Fett Gehirn) anreichern, muss das Minimierungsgebot strikt beachtet werden.

Stoffe, die bei der Herstellung, beim Gebrauch und bei der Entsorgung Menschen vergiften können, gehören durch ungiftige Stoffe ausgetauscht.

Ergänzend zu den technischen Grenzwerten müssen biologische Grenzwerte möglichst aufgrund der Erfahrungen am Menschen treten.