Umweltgifte und Krebs
Zusammenfassung
Die Homöopathie hat
uns gelehrt, dass unbedeutend geringe Mengen an Chemikalien eine bedeutende
Wirkung im Organismus auslösen können. Beispielsweise kann die verstärkte
Quecksilberausscheidung im Urin durch Hg-Hochpotenzen bei Amalgamträgern im
Urin bestimmt werden.
Bei weit unter der
Schwellendosis liegender Giftmenge, die akute Symptome hervorruft, können wir
nach sehr langer Einwirkungszeit Organschäden beobachten, die ganz anders
aussehen als das Bild akuter Vergiftungen.
Umweltgifte sind
charakterisiert durch:
Charakteristisches
Beispiel - Amalgam: Dentalamalgam wirkt zytotoxisch (Kawahara), Quecksilber
hemmt das Selencoenzym Glutathionperoxidase (Wada) und regt bereits in Spuren
den Peroxidstoffwechsel an (Stacey), der zur raschen Zerstörung der
Zellmembranen führt. Selen bildet mit Schwermetallen schwer lösliche
Verbindungen. Das Spurenelement Selen entgiftet dabei Schwermetalle wie
Cadmium, Arsen, Blei und Quecksilber. So schließt sich der Kreis zwischen
zunehmender Schwermetallbelastung der Umwelt und ansteigender Krebsinzidenz.
Ubiquitär
ebenfalls vorkommende Giftstoffe wie Nitrate, Dioxine, Pestizide, Lösungsmittel
und Konservierungsmittel wirken via Schwächung des Immunsystems letztendlich
auch krebsfördernd.
Verstärktes
Ziel unserer Bemühungen muss es deshalb sein, einerseits diese Gifte in der
Umwelt entscheidend zu reduzieren, andererseits durch Schwermetallprotektoren
wie Selen und Zink, sowie Antioxidantien (ß-Karotin, Vitamin E) das
empfindliche inner-ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen.
Schlüsselwörter
Homöopathie,
Quecksilber, Amalgam, Organschäden, Umweltgifte, Vergiftungserscheinungen.
In den letzten Jahren
wurde dank der verdienstvollen Arbeit der Senatskommission zur Prüfung
gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter
Vorsitz von Prof. Henschler eine
Vielzahl von Chemikalien neu in die MAK-Wert-Liste für krebserzeugende Stoffe
aufgenommen. Waren es 1974 noch 24 Stoffe, die in der MAK-Wert-Liste unter den
Gruppen III A und B eingestuft waren, wo waren es 1987 bereits 103 Stoffe in
den Gruppen III A1 und A2, die als eindeutig krebserzeugend eingestuft wurden
und 61 Stoffe, die in der Gruppe III B mit begründetem Verdacht auf
krebserzeugendes Potential aufgenommen wurden. 5500 chemische Substanzen sind
jedoch potentiell krebserzeugend beim Menschen
Dabei ist nicht
bekannt, wie oft und in welcher Konzentration eine kanzerogene Substanz auf den
Menschen einwirken muss, um das Wachstum eines bösartigen Tumors zu initiieren.
Hinzu kommt die
Wirkung der Co-Kanzerogene, d.h. Stoffe, die die Tumorentwicklung fördern oder
beschleunigen, ohne selbst kanzerogen zu sein.
Schließlich ist die
individuelle Vorschädigung mit dem daraus resultierenden Defektzustand des
Immunsystems für die individuelle Krebsentstehung oder Krebsprophylaxe von
Bedeutung.
Den ubiquitären
Umweltgiften, in der neuesten Veröffentlichung von Greenpeace wird die
Bundesrepublik Deutschland als der größte Giftmüllproduzent Europas genannt,
kann letztlich niemand entgehen. In Müllverbrennungsanlagen wird der Abfall nach
dem Massenerhaltungsgesetz nicht beseitigt, sondern es kommt zu einer
Umverteilung, wobei aus einer Tonne Abfall nach Braungart 320 kg Schlacke, 30
kg Flugstäube und 5000 - 6000 qm Rauchgase entstehen. Asbest kann in den
Filtern ebenso wenig zurückgehalten werden, wie polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe, die ebenfalls teilweise kanzerogen sind. Auch
krebserzeugende Metallverbindungen, die durch in der Brennkammer nicht lenkbare
Umwandlungsprozesse entstehen, werden emittiert. Um nur zwei herauszugreifen:
Nickel in Form atembarer Stäube ist als für den Menschen eindeutig
krebserzeugend eingestuft, für Cadmiumchlorid ist die kanzerogene Wirkung in
Tierversuchen eindeutig bewiesen.
Kanzerogene Dioxide
werden gleichfalls in erheblichem Maße ausgestoßen, so dass im Umkreis von
Müllverbrennungsanlagen kein Gemüseanbau mehr möglich ist. Durch die
Entwicklung intelligenter Recyclingmethoden, mit der Rücknahme wertvoller
Rohstoffe aus demontagefähigen Verbrauchsgütern, die dann vom Hersteller erneut
verwandt werden können, kann die Gesamtabfallmenge drastisch reduziert und die
toxikologischen Wirkungen auf Mensch und Umwelt entscheidend gemindert werden.
Neben den Abfällen
aus Industrie und Haushalt trägt der Verkehr zu einer wesentlichen
Zusatzbelastung der Bevölkerung bei. Das Auto ist nicht nur unwirtschaftlich,
was man schon allein an der Tatsache erkennt, dass eine Person, um von Punkt A
nach Punkt B zu kommen, im Schnitt 800 kg mit sich führt, sondern in den
Autoabgasen sind diverse krebserzeugende Substanzen enthalten. Am 1.7.89 wurden
aus 43,5 Mio. Kraftfahrzeugen 5,8 Mio. t Kohlenmonoxid, 1,2 Mio. t
Kohlenwasserstoffe, 1,6 Mio. t Stickoxide, 55.000 t Russpartikel, 42.000 t
Schwefeldioxid, 1.700 t Blei sowie 124 Mio. t Kohlendioxid emittiert.
Besondere
Aufmerksamkeit verdient das Benzol aus bleifreiem Benzin, von dem 1987 42.000 t
emittierten. Benzol ist als für den Menschen eindeutig krebserzeugend bekannt.
Es wird durch den Respirationstrakt und die Haut aufgenommen und greift das
hämatopoetische System an, wo es schließlich verschiedene Arten der Leukämie
hervorrufen kann. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind als
im Tierversuch eindeutig krebserzeugend erkannt. Herauszugreifen ist das
Benz(a)pyren, das als stark krebserzeugende Substanz für das vermehrte
Auftreten von Lungenkarzinomen in Gebieten mit starker Luftverschmutzung
gegenüber ländlichen Gebieten verantwortlich gemacht wird. An Russpartikeln aus
Dieselmotoren lagern sich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe an und werden
so in den Atemwegen festgehalten.
Aus Undichtigkeiten
des Tanksystems entweichen zusätzlich 260.000 t Kraftstoff. Für Benzin wurde
bisher nur kein MAK-Wert eingeführt, weil viele differierende Benzine mit
unterschiedlichen Anteilen an Aromaten, die im wesentlichen die Toxizität
bestimmen, vorliegen. Im Benzin enthalten sind Benzol (1,6 - 3,8%), Toluol,
Xylole, Ethylbenzol, Iso-Propylbenzol und Methanol. Des weitern Antiklopfmittel
wie 1,2-Dibromethan und 1,2-Dichlorethan. 1,2-Dibromethan ist als im Tierversuch
krebserzeugend nachgewiesen. 1,2-Dichlorethan fällt unter die Stoffe mit
begründetem Verdacht auf krebserzeugendes Potential.
Die Lösungsmittel
Toluol, Xylole, Ethylbenzol, Iso-Propylbenzol. Und Methanol tragen zu einer
Vorschädigung von Atemwegen, Leber und Niere bei.
Für die Vorschädigung
sind jedoch nicht nur die ubiquitären Umweltgifte, denen man nicht entgehen
kann, von Bedeutung, sondern vor allem die Mikroenvironment, die sich das
Individuum größtenteils selbst schafft.
Es sind die persönlichen
Lebensgewohnheiten, wie Rauchen und Passivrauchen, die nicht nur über eine
Vorschädigung der Atemwege, sondern durch die im Tabakrauch enthaltenen
kanzerogenen Substanzen wie Benzol, Benzo(a)pyren, Formaldehyd, Cadmiumchlorid
und Nickel in Form atembarer Stäube zu einer relevanten Zusatzbelastung führen.
Bei einer angenommenen Luftkonzentration von 10 - 20 ng Nickel/qm Umgebungsluft
führt dieses laut WHO 1987 zu einer täglichen Inhalation von 200 - 400 ng/Tag.
Nach Kasprzak 1987 nimmt der Raucher von 20 Zigaretten
täglich bis zu 7.000 ng Nickel/Tag inhalativ auf. Bei einer mittleren
Cadmium-Konzentration von 3 ng/qm und 20 qm Atemvolumen/Tag beträgt die
inhalative Aufnahme 50 - 60 ng/Tag. Der Raucher inhaliert im Hauptstrom einer
einzelnen Zigarette demgegenüber 100 - 200 ng Cadmium (Elinder et al. 1983), also bei 20 Zigaretten 2000 - 4000 ng/Tag.
Diese inhalativen
Konzentrationen krebserzeugender Schwermetalle werden jedoch weit übertroffen
durch die Aufnahme verseuchter Nahrung, wodurch 26.900 - 24.600 ng Cadmium/Tag
(Zebs 1984) und 100.000 - 500.000 ng
Nickel/Tag oral aufgenommen werden. Resorbiert werden hiervon jedoch nur 1 -
10% bei Nickel (EPA 1985) und rund 5% bei Cadmium, wobei die Resorption unter
Eisenmangel erhöht sein kann. Durch die differierenden Resorptionsquoten bei
oraler oder inhalativer Aufnahme entstehen ähnliche Resorptionsraten. Da
inhalativ aufgenommene Toxine als Faustregel 1.000fach giftiger sind als bei
oraler Aufnahme, ist der Aufnahme über die Atemwege trotz niedriger Gesamtkonzentration
mehr Gewicht beizulegen.
Hinzu treten die
Wohnraumgifte. Die Schadstoffkonzentration in Innenräumen kann um das
10.000fache über den Schadstoffkonzentrationen der Außenluft liegen und hat
bereits zum sogenannten „sick-building-syndrom“ geführt. Man kennt das Problem
der Asbest- und Formaldehydverseuchten Schulen. Formaldehyd ist dabei einer der
wirksamsten Mutagene, die wir kennen (Nagomy,
Zaeva).
Formaldehyd wirkt als
Reizgas über eine lokale irreversible Verbindung mit Proteinen der Schleimhautepithelien
(Henderson und Haggard 1943), es führt so zu einer lokalen Schädigung der
Schleimhäute.
Formaldehyd ist
vielfach auch Ursache einer chronischen Vergiftung. Formaldehyd wird zu 95 -
100% resorbiert, und in den oberen Atemwegen zu Methanol und Ameisensäure
abgebaut. Je nach Dauer und Höhe der Formaldehyd-/Methanolexposition oder einer
individuellen Insuffizienz des C-1-Stoffwechsels kommt es zu einer Erschöpfung
der Metabolisierungskapazität und zu einem Anstau von Methanol und/oder
Ameisensäure. Diese toxischen Metaboliten werden für die Vergiftungssymptome
verantwortlich gemacht, indem es zu einer metabolischen Azidose mit
nachfolgender Enzymblockade des oxidativen Metabolismus kommt. Bei der
chronischen Vergiftung kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung an Ameisensäure
und/oder Methanol im Urin, parallel mit einer linear erhöhten Ausscheidung und
Aufnahme in alle Zellen von Calcium-Ionen (Liesivuori,
J. und Savolainen, H. 1987).
Formaldehyd als Stoffwechselzwischenprodukt wird somit in erhöhter Konzentration
anfallen, so dass die Konzentration, ab der es zu einem signifikanten Influx in
die Zelle führen kann, überschritten werden könnte. Damit wäre die
Voraussetzung für mutagene Wirkungen an der DNA gegeben. Nach Roth kommt es aus theoretischen Überlegungen
heraus unter dem zusätzlichen Einfluss von Chlor zur Entstehung des
Stoffwechselproduktes Bischlormethylether, das als für den Menschen karzinogen
erkannt ist.
Durch die öffentliche
Diskussion von Formaldehyd ist es zur wachsenden Nachfrage nach
Formaldehyd-freien Produkten gekommen. Formaldehyd-frei werden jedoch viele
Isocyanat-haltige Produkte angepriesen, die ihrerseits zu chronischen
Bronchitiden führen können. In feuchtem Klima hydrolisieren Isocyanata zu
Diaminen, die mögliche Kanzerogene darstellen.
Formaldehyd
potenziert die Wirkung des Pentachlorphenols auf den Menschen um den Faktor 5
(IRPTC, 1987),
Durch den
verbreiteten Einsatz der Holzschutzmittel Pentachlorphenol und Lindan in
Innenräumen ist es zu einer erheblichen Zusatzbelastung an Dioxinen in der
Bundesrepublik gekommen. Über das volle Ausmaß der immunologischen Wirkungen
der Dioxine und Furane, die u.a. das P-450-System in verschiedenster Weise
induzieren, herrscht Unklarheit. Eine kanzerogene Wirkung wird zur Zeit
kontrovers diskutiert, wird jedoch immer sicherer. So warnte im Mai dieses
Jahres der BGA-Experte Dr. W. Lingk
bereits vor der human-kanzerogenen Wirkung von Dioxinen und Furanen. Da bisher
noch von einer nur krebsfördernden Wirkung ausgegangen wurde, hielt das BGA maximal
1 pg TEQ kg KG täglich für unbedenklich. Die amerikanische Umweltschutzbehörde
EPA hält jedoch nur 0,006 pg/kg KG für eine noch unbedenkliche Tagesdosis. Dem
gegenüber wird die tägliche Aufnahme in der bundesdeutschen Bevölkerung mit 1 -
2 pg TEQ pro kg KG angenommen, übertrifft also schon die bei lediglich
krebsfördernder Wirkung angenommene Grenzdosis deutlich.
Die biologische
Halbwertzeit der Dioxine liegt bei 11,6 Jahren. Dramatische Auswirkungen hat
dies bei der Muttermilchkonzentration. In den ersten Lebenstagen des Säuglings,
einer Zeit, in der die Entgiftungsfunktion der Leber noch nicht entwickelt ist,
nimmt der gestillte Säugling bereits 80 bis 90 Piktogramm pro Kilogramm
Körpergewicht Dioxin täglich auf.
Wohnraumgifte, in der
Nahrung enthaltene Pestizide und Schwermetalle, führen zu bisher kaum
untersuchten Interaktionen, wobei man allerdings von einer Potenzierung der
Gifte untereinander ausgehen muss.
Schwermetalle,
Pentachlorphenol und Pestizide werden in zentralen Organen des menschlichen
Organismus gespeichert, und wir können sie dort nachweisen. Andere Gift wie
Reizgase und Alkohol gelangen nur kurzzeitig in den Körperkreislauf, setzen
Schäden und verlassen ihn wieder, so dass der Nachweis größtenteils anhand der
Milieubelastung geführt werden muss.
Letztlich führen alle
Gifte zu Interaktionen. Aufgestellte Grenzwerte gelten jeweils nur für eine
Substanz in einem gesunden Organismus. Wo mehrere Gifte zusammenkommen,
verlieren Grenzwerte ihre Gültigkeit, da diese Gifte sich gegenseitig potenzieren.
Dabei gilt der Grundsatz: Je länger die biologische Halbwertzeit, desto
geringere Mengen führen zu chronischen Organschäden.
Das Prinzip der
chronischen Giftwirkung ist deshalb so wichtig, weil dadurch die Summe der
Vorschäden bestimmt wird, durch die letztlich eine Karzinogenese erleichtert
wird.
Am Beispiel des
Holzschutzmittels Pentachlorphenol wird hier folgendes deutlich: Während zu
Beginn maximale Schadstoffkonzentrationen gemessen werden können, merkt der
Mensch die Belastung noch nicht. Erst über die Jahre, in denen das
Pentachlorphenol abdampft, zeigen sich die ersten Symptome, wobei die
Raumluftkonzentrationen aber geringer werden. Zu der bestimmenden Größe
„Konzentration“ tritt eine zweite unbekannte Größe, „der Faktor Zeit“. Am
Endpunkt ist im Extremfall im Milieu kein Gift mehr nachweisbar, während der
Organismus ein Maximum an Krankheitssymptomen zeigt, da die Konzentration mal
der Zeit eine Konstante ist.
Untersuchen wir in
der täglichen Praxis die chronisch vergifteten Patienten auf die
Zusammensetzung ihrer Lymphozytensubpopulationen, so stellen wir zumeist einen
auffälligen relativen oder absoluten Mangel an T-Suppressorlymphozyten fest.
Eine nicht
unwesentliche Giftquelle ist in diesem Zusammenhang das Amalgam, eine Mischung
aus Quecksilber, Zinn, Silber und Kupfer, die bei Amalgamträgern über einen
Zinkmangel zu einer Blei- und Cadmiumanreicherung aus der Umwelt führt. Da
möglicherweise auch die Entstehung von Tumoren auf die Einwirkung von Amalgam
zurückzuführen ist (uns wurde über einen Chemiker einer großen Amalgamfirma
bekannt, dass Amalgam die Nukleinsäuresynthese hemmt), soll hier die
Amalgamvergiftung dargestellt werden.
Untersucht man den
Abrieb von Amalgam durch Kaubelastung mit Hilfe des Kaugummi-Tests, so findet
man im Speichel von Amalgamträgern oft schon vor der Kaubelastung erhöhte
Speichelkonzentrationen an Quecksilber. Korrelierend zur Zahl der
Amalgamfüllungen kann die Quecksilberkonzentration im Speichel nach 10minütiger
Kaubelastung bis auf 100.000 µg/l steigen, dazu bis zu 1.000 µg/l Zinn, 500
µg/l Silber und 100 µg/l Kupfer. Der WHO-Grenzwert für Quecksilber im
Trinkwasser liegt demgegenüber bei 0,5 µg/l.
Die direkte
Beeinflussung des Immunsystems durch Quecksilber wurde durch den Nachweis eines
signifikanten Abfalls der T-Lymphozyten (T-Suppressor-, T-Helfer-Lymphozyten)
und der Natural-Killer-Zellen nach 20minütigem Kauen von Prof. Köstler 1989 gezeigt.
Durch
Amalgamfüllungen kommt es zu einer täglichen Quecksilberaufnahme von 3,0 - 17,0
µg/Tag, durch Fisch und Seefrüchte zur täglichen Aufnahme von 2,3 µg/Tag und
durch andere Nahrung von 0,3 µg/Tag (Bio-Probe Newsletter 5/91). Das
Quecksilber aus Amalgamfüllungen ist folglich der bestimmende Anteil.
Die Messung des
Quecksilbers im Spontanurin ist lediglich ein Maß für die akute Vergiftung,
während der DMPS-Test zur Erkennung einer chronischen Intoxikation geeignet
ist.
Zunächst wurden die
erstmobilisierten Quecksilberkonzentrationen im Urin von 528 Patienten
statistisch ausgewertet. Zur Zeit befinden sich die Untersuchungsergebnisse
eines wesentlich größeren Patientenkollektivs in der statistischen Auswertung,
wobei eine Bestätigung der hier aufgezeigten
Ergebnisse zu erwarten ist. Die erstmobilisierte
Quecksilberkonzentration im Urin wurde der Zahl der Amalgamfüllungen
gegenübergestellt. Sind keine Amalgamfüllungen vorhanden, so wird eine
Quecksilberkonzentration von 50 µg/g Kreatinin nicht überschritten, sofern eine
gewerbliche oder aus anderen besonderen Gründen hohe Quecksilberbelastung
ausgeschlossen werden kann. Das bestätigt den auf 50 µg Quecksilber/g Kreatinin
festgesetzten Grenzwert. Vier bis acht Amalgamfüllungen stehen einer
Quecksilberkonzentration von rund 120 µg/g Kreatinin gegenüber, bei 9 und mehr
Amalgamfüllungen werden 200 µg/g Kreatinin im Schnitt überschritten.
Wie auch gegenüber
anderen Umweltgiften zeigen Kinder und junge Menschen eine wesentlich höhere
Empfindlichkeit. Das zeigt sich auch an der Quecksilberkonzentration im Urin
nach Mobilisation mit DMPS, wobei, in der Gruppe mit 9 und mehr Füllungen die
Altersgruppe der bis 25jährigen eine Durchschnittskonzentration von 296,4 µg/g
Kreatinin aufweist, die einer Konzentration von 103,2 µg/g Kreatinin in der
Altersgruppe der 46 - 55jährigen gegenübersteht. In Untersuchungen zur
Low-Dose-Radioaktivität wurde eine 120fach erhöhte Empfindlichkeit von Kindern
festgestellt.
Und nur eine
konsequente Entfernung aller Amalgamfüllungen bringt langfristig eine wirksame
Reduktion des Speichers, wie man anhand der positiven Korrelation zwischen
Zeitspanne nach Amalgamentfernung und Konzentration des mobilisierten
Quecksilbers im Urin sieht. Sind 9 und mehr Amalgamfüllungen vorhanden, zeigt
das gesamte Patientenkollektiv nach Mobilisation eine
Durchschnittskonzentration von 244,9 µg/g Kreatinin im Urin. Bereits 1 - 24
Monate nach Entfernung aller Füllungen fällt diese Konzentration auf 60 µg/g
Kreatinin. Sind die Füllungen 24 Monate und länger entfernt, so sinkt die
Durchschnittskonzentration auf 28,9 µg/g Kreatinin.
Durch die
Schwermetalldysbalance im menschlichen Organismus, ausgelöst durch eine
Amalgamvergiftung, kommt es zu einer signifikant höheren Bleispeicherung, wie
sie gleichfalls im DMPS-Mobilisationstest erkannt werden kann. Bei 13
Amalgamfüllungen liegt die Bleiausscheidung im Urin nach DMPS bei 100 µg/g
Kreatinin, während ohne Amalgamfüllungen der mittlere Ausscheidungswert bei 50
µg/g Kreatinin liegt.
Doch
selbstverständlich ist die Klinik entscheidend.
Die verschiedenen
Metalle im Amalgam verursachen eine Reihe von Symptomen, die je nach
Vorschädigung des Organismus unterschiedlich geprägt sind. Die
Amalgamvergiftung als Mischintoxikation per se zeigt folgende Leitsymptome:
Müdigkeit / Antriebslosigkeit, Metallgeschmack, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen,
reduzierte Merkfähigkeit, Haarausfall, Stimmungslabilität, Hauterscheinungen
und Infektanfälligkeit. Ein vorausgegangenes Schädel-Hirn-Träume disponiert zu
Kopfschmerzen, ein früherer Virusinfekt zur Infektanfälligkeit. Eine
Untersuchung der Nierenfunktion von Schafen, 30 Tage nach dem Legen von Amalgamfüllungen
ergab eine Funktionseinbuße von 50% im Gegensatz zur Kontrollgruppe (Murray, J. 1991).
Dabei nehmen die
Symptome mit der Einwirkungszeit zu, am raschesten erkranken Kinder und
Allergiker. Als nächstes erkranken Personen mit einem Mangel an den Spurenelementen
Zink und Selen. Schwermetalle, wie auch andere Umweltgifte, steigern den Zink-
und Selenverbrauch. Gerät der menschliche Organismus in einen Mangelzustand, so
ist die Einwirkzeit bis zum Erscheinen der ersten Krankheitssymptome
erniedrigt. Sonst Gesunde zeigen im Mittel erst nach einer Latenzzeit von 15
Jahren Krankheitssymptome.
Wenstrup, Ehmann
und Markesberg wiesen an 10 Gehirnen
von Patienten mit Morbus Alzheimer, im Vergleich zu 12 Gehirnen von nicht
Erkrankten, doppelt so hohe Quecksilberkonzentrationen nach. Sie fanden das
Quecksilber in den Zellkernen, den Mitochondrien und Mikrosomen. Die
Gesamtquecksilberkonzentration der Zellen lag bei den an M. Alzheimer
Erkrankten im Mittel bei 176 µg/kg, in der Kontrollgruppe bei 69,6 µg/kg. Zink und
Selen waren bei den Erkrankten demgegenüber deutlich erniedrigt. Da Zink und
Selen bei der Entgiftung bzw. Umgiftung von Quecksilber benötigt werden, ist
deren Abfall statistisch mit der Erhöhung von Quecksilber einhergehend. Über
die Bildung von Quecksilberselenid kommt es zu einem erhöhten Bedarf des
Radikalfängers Selen, so dass ein relativer Mangelzustand auch aufgrund der
hiesigen Bodenverhältnisse, man kennt ein deutliches Nor-Süd-Gefälle in
Deutschland, entstehen kann.
Die Therapie mit DMPS
ist in bezug auf die Einzelsymptome unterschiedlich erfolgreich. Am
erstaunlichsten ist die Zunahme des Antriebs, dies neu gewonnen Freiheit von
Kopf- und Bauchschmerzen, die Reduktion von Schwindel und Zittern. Nervosität,
Allergien und Infektanfälligkeit schwinden oft erst unter fortgesetzter
Therapie.
Eine Veröffentlichung von Dr. Banasch, L. und Dr. Schleicher,
P., zeigt nach Amalgamentfernung und DMPS-Mobilisation eine Zunahme der
Absolutzahlen an Gesamt-T-Zellen in 79% und der Natural-Killerzellen in 83%.
Im folgenden soll die Problematik anhand weniger ausgewählter
klinischer Beispiele verdeutlicht werden. Der Fall eines jungen, stark
quecksilbergeschädigten Mädchens betont mehr die zentralnervös bedingten
Schäden durch Quecksilber. Das Kind ist reizbar, aggressiv, bewegungsgestört,
lernbehindert, ein Pflegefall.
Ein paar Monate später, nach Therapie mit DMPS, ist das Kind
wesentlich umgänglicher und geistig aufnahmefähiger. Es geht in die Schule, was
vorher nicht möglich war.
Schon Kleinkinder ohne eigene Amalgamfüllungen weisen relevante
Konzentrationen an organischem Quecksilber infolge der fetalen Belastung durch
die Amalgam-tragende Mutter auf. Sie leiden an chronisch rezidivierenden
Infekten und Verhaltensstörungen.
Anhand des folgenden Falles stellte sich erstmals die Frage
einer Tumorinduktion durch Amalgam: Eine 54jährige Patientin suchte mit einer
Alopezia totalis und Sehstörungen die Praxis auf. Sie hatte 14
Amalgamfüllungen. Diagnostiziert wurde ein Meningeom. Der feingeweblich
untersuchte Gehirntumor wies folgende Schwermetallkonzentrationen auf:
Quecksilber: 929 µg/kg, Zinn 232,3 µg/kg, Silber 60.800 µg/kg, Kupfer 2.600
µg/kg. Ebenso fand sich bei einem Patienten, mit erhöhten
Schwermetallkonzentrationen im Mobilisationstest, in einem Trigeminusneurinom
eine Zinnkonzentration von 600 µg/kg. In einem Mammakarzinom wurde eine
Quecksilberkonzentration von 171 µg/kg festgestellt. Eine Patientin ließ
mehrere eigene Gewebeproben auf Quecksilber untersuchen: Tumorgewebe der Vulva
mit der Diagnose Metastase eines Mammakarzinoms. Oder differentialdiagnostisch
Metastase eines unbekannten Primärtumors, wies 16.920 bzw. 10.660 µg/kg
Quecksilber auf. Ein Vulvarezidivknoten 3.657 µg/kg. Ein gutartiger Hauttumor
des Narbenbereiches des Mammakarzinoms, bei dem subjektiv ein Wachstum bemerkt
wurde, enthielt 5.328 µg/kg Quecksilber. Im Fettgewebe der Patientin lag die
Quecksilberkonzentration demgegenüber bei 39 µg/kg, in einem entzündlichen
Mammaknoten und einem Grützbeutel war die Quecksilberkonzentration unter der Nachweisgrenze
von 22 bzw. 15 µg/kg.
Ein 49jähriger Patient trübte nach Auswechseln von 4
Amalgamfüllungen ein und bekam epileptische Anfälle. Aufgrund eines CT-Bildes
hatte man den Verdacht auf einen Hirntumor, in der Untersuchung des
Operationspräparates wurde allerdings nur eine unklare Hirnatrophie mit
mikroskopisch nachweisbarer Gliose des Hirngewebes diagnostiziert. Der Patient
wurde komatös und ist jetzt moribund. Nur durch DMPS-Mobilisation, die erhöhte
Quecksilber- und Zinnkonzentrationen nachwies, konnte jeweils eine
Bewusstseinsaufklarung erreicht werden. An den Zahnwurzeln im Periost dieses
Mannes fand man Quecksilberkonzentrationen bis zu 2.000 µg/kg. Die
Konzentrationen an anderen Zahnwurzeln liegen noch bis zu 2 Zehnerpotenzen über
diesem Wert.
Zusammengefasst das ABC der Umweltgifte:
Der erste Schritt ist das Erkennen. Die Aufnahme des Giftes
muss durch Finden der Quelle und entsprechende Exposition des Vergifteten
bewiesen werden.
Der Beweis der Aufnahme wird durch dem jeweiligen Gift entsprechenden
Nachweis in Körperflüssigkeiten, in Gewebeproben, in Tumoren geführt. Dabei
sollte jeder Tumor auf Gifte untersucht werden. Metalle lassen sich sehr gut
nachweisen. Jetzt ist es auch möglich, in dem bildgebenden Verfahren der
Kernspintomographie, eingestellt auf die Protonendichte, 80 Metalle darzustellen.
So lässt sich auch möglicherweise der Resorptionsweg des Amalgam in die Organe
nachweisen.
Das C wird gebildet durch die Cardinalsymptome, die durch
Entgiftung in großem Maße reduziert werden.
An nächster Stelle steht das Vermeiden.
In Anbetracht der synergistischen Interaktionen von
Umweltgiften, die über eine schleichende Vorschädigung der einzelnen Organe und
des Immunsystems zur ernsten Gefährdung gegnüber Karzinogenen führen, muss
darauf gedrungen werden, Umweltgifte in
jeder Form zu minimieren und zu meiden, wo es möglich ist.
Erst an letzter Stelle steht die Therapie.
Für die wenigsten Umweltgifte gibt es eine kausale Therapie.
Für die chronische Schwermetallvergiftung ist eine wirksame Entgiftung durch
Chelatbildner wie DMPS bzw. DMSA durchaus möglich. Sie reduziert die Symptome
des Patienten entscheidend. Ob mit DMPS oder DMSA therapiert werden sollte, ist
im Einzelfall zu entscheiden. Da durch DMSA prozentual mehr gegenüber Blei und
Cadmium entgiftet und ein höherer Anteil an organischem Quecksilber und weniger
Zink ausgeschieden wird, ist generell eine Langzeittherapie mit DMSA
vorzuziehen. Die Therapiedauer richtet sich nach der Höhe der Depots und der
Schwere der Vergiftungssymptome. Die Antidote DMPS
(2,3-Dimercaptopropan-1-sulfonsäure, im Handel als Dimaval) und DMSA
(Dimercaptobernsteinsäure) wirken nur extrazellulär, wodurch nach der
Entgiftung eine Sogwirkung auf die Speicher ausgelöst wird; sie dürfen daher
nur in großen Intervallen gegeben werden.
DMPS ist als Dimaval rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich (Anm: stimmt nicht mehr, ist
rezeptpflichtig) und darf, wie jedes Antidot, bei Verdacht einer Vergiftung
sofort angewandt werden. Spurenelemente, wie ein oft noch bestehender Zinkmangel,
werden nach Messung eines pathologischen Ausgangswertes substituiert. Dem Selen
als Bestandteil der Glutathionperoxidase kommt eine hervorragende Stellung in
der Krebsprophylaxe zu, da eine positive Korrelation zwischen hoher
Selenaufnahme und niedrigen Raten an dem weiblichen Brustkrebs, dem
Dickdarmkrebs und dem Rektumkarzinom hergestellt werden konnte.
Die chronische Schwermetallvergiftung durch Amalgam ist nur ein
Beispiel aus der Palette der Umweltgifte, das nachgewiesenermaßen das
Immunsystem schädigt und im Verdacht steht, zumindest krebsfördernd zu wirken.
In Folge der Unübersehbarkeit von Interaktionen zwischen den sich gegenseitig
potenzierenden Schadstoffen ist im Sinne des Vorsorgeprinzips dem
Minimierungsgebot gegenüber kanzerogenen Substanzen vermehrt Rechnung zu
tragen.
Quelle: (Dr. M.
Daunderer)
Erfahrungsheilkunde 371992,
Vortrag anlässlich des 5. Wissenschaftlichen Kongresses der Gesellschaft für
Biologische Krebsabwehr. 14. - 16.6.1991. Heidelberg