1995 Tierversuche helfen Menschen nichts

Autoimmunkrankheiten durch Quecksilber verheimlicht!

FORSCHUNGSINFO
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)

 

Bonn, 07.08.1995
Nr. 24/95

 

Der Entstehungsmechanismus von Autoimmunkrankheiten war bisher weitgehend unbekannt. Ein vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) seit 1990 mit 13 Mio. DM geförderter Forschungsverbund von 20 Projekten brachte neue Aufschlüsse.

 

Forschungserfolg: Erstmals Hinweise über
Entstehung von Autoimmunkrankheiten



An Autoimmunkrankheiten leiden Schätzungen zufolge bis zu fünf Prozent aller Erwachsenen in Europa und den USA. Das Krankheitsbild: Eine Störung des Immunsystems führt zu Entzündun-
gen in verschiedenen Organen des Körpers.
Einmal aufgetreten, bleiben sie mit wechselnder Stärke meist lebenslang bestehen. Solche chroni-
schen Entzündungen können bis zur Zerstörung
der betroffenen Organe führen. Zu den von Autoimmunprozessen ausgelösten Krankheiten gehören so unterschiedliche Krankheitstypen wie Diabetes, Multiple Sklerose und rheumatische Erkrankungen.


Der Entstehungsmechanismus von Autoimmun-
krankheiten war bisher weitgehend unbekannt.
Ein vom Bundesministerium für Bildung, Wis-
senschaft, Forschung und Technologie (BMBF)
seit 1990 mit 13 Mio. DM geförderter For-
schungsverbund brachte neue Aufschlüsse.

Krankheitsmechanismus
erforscht

Bisher war weitgehend unbekannt, wie diese
Störungen des Immunsystems ablaufen. Ein
Projekt des vom BMBF geförderten Forschungs-
verbundes ,,Autoimmunitätsforschung" fand
heraus, wie die Schwermetalle Quecksilber oder Gold eine Störung des Immunsystems auslösen können: Eine Schlüsselrolle spielt nach heutigem Wissensstand eine bestimmte Gruppe weißer Blutkörperchen, die T-Lymphozyten. Normalerweise schützen sie zusammen mit
anderen Immunzellen den Organismus vor eindringenden Bakterien und Viren. Es gibt
jedoch T-Lymphozyten, die sich ,,verirren"
und körpereigene Zellstrukturen angreifen. Im gesunden Körper wird ein Großteil dieser defekten Zellen durch einen Selbstzerstörungsmechanismus ausgeschaltet oder durch verschiedene Kontrollmechanismen ruhig gestellt. Anders bei Autoimmunkrankheiten:
Fehlgesteuerte T-Zellen werden aktiv und greifen körpereigenes Gewebe an.



Großer Forschungserfolg

Was diesen Angriff auf das ,,Selbst" auslöst,
ob äußere Faktoren oder Prozesse im Körper, konnte bei den meisten Autoimmunkrankheiten
nur vermutet werden. Unklar war auch, welche körpereigenen Moleküle vom Immunsystem fehlgeleitet
werden. Die Beobachtung, daß bestimmte Schwermetalle eine Autoimmuner-
krankung auslösen
können, ist deshalb ein Glücksfall. Ernst Gleichmann und seine Mitar-
beiter von der Universität Düsseldorf entdeck-
ten, daß die Behandlung eines Antigens mit
Gold- bzw. Quecksilbersalzen in Mäusen die Immunantwort gegen dieses Antigen verändert. Antigene sind körperfremde Stoffe. Während
ohne Gabe von Schwermetallsalzen der richtige
Teil des Antigens von T-Zellen angegriffen wird,
reagiert das Immunsystem nach einer Behandlung
mit Gold oder Quecksilber verstört. Es greift
auch Teile des Antigens an, die nicht bekämpft
werden sollten.
Der Grund: Schwermetalle lösen eine chemische
Veränderung des Antigens aus
. Die T-Zellen kön-
nen das ursprüngliche Antigen nicht mehr erkennen. Es wird vermutet, daß dieser Mechanismus auch für das Entstehen von Autoimmunkrankheiten verantwortlich ist.

Neue Behandlungsstrategie möglich

Viele Medikamente zur Behandlung von Rheu-
ma enthalten Goldsalze, da sie eine heilenden
Wirkung auf die rheumatische Arthritis ausüben.
Bei 20 Prozent der so behandelten Rheumapa-
tienten treten Entzündungen als unerwünschte
Nebenwirkungen auf. Wahrscheinlich sind sie
auf die beschriebenen Autoimmunprozesse zurückzuführen. Allerdings sind auch die ande-
ren verfügbaren Medikamente zur Rheumabe-
handlung mit deutlichen Nebenwirkungen
verbunden, so daß alternative Behandlungs-
möglichkeiten deshalb begrenzt sind. Aufgrund
der neuen Erkenntnisse können Forscher aber
neue Strategien für eine wirkungsvollere Behand-
lung von Autoimmunkrankheiten entwickeln.

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
Pressereferat
Heinemannstraße 2
53175 Bonn

Telefon: 0228 - 57 - 2040/3037
Telefax: 0228 - 57 - 2548

Weitere Informationen:

Dr. Richard Mitreiter

Projektträger "Arbeit, Umwelt und Gesundheit" (AUG) des BMBF
Südstraße 125

53175 Bonn

Tel.: 0228 - 38 21 - 1 77
Fax: 0228 - 38 21 - 2 57

 

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