Stoffwechsel des Quecksilbers
Quecksilber löst
sich aus den Füllungen und gelangt auf verschiedenen Wegen in den Organismus.
Beim Erwachsenen finden sich die höchsten Konzentrationen in der Nierenrinde,
der Leber und dem Gehirn. Die Konzentrationen korrelieren mit der Anzahl der
Amalgamfüllungen.
Einmal in den Zahn
gelegt, bahnt sich Quecksilber (in kleineren Mengen auch Kupfer, Zinn und
Silber) seinen Weg in den Körper. Quantitativ im Vordergrund steht dabei
ionisches Quecksilber, das durch Kauen und mechanische Belastung von der
Füllungsoberfläche abgerieben wird. Die enterale Resorptionsrate beträgt zwar
nur ca. 15%, dies kann jedoch bei schlechten Füllungen zu hohen Belastungen
führen. Beim Menschen sammelt sich dieses anorganische Quecksilber vorwiegend
in der Nierenrinde, mit einer Halbwertzeit von rund 70 Tagen. Daneben findet
man Quecksilber auch in anderen Organen wie Leber und Schilddrüse. Auch in der
Mundschleimhaut von Amalgamträgern findet man hohe Quecksilberkonzentrationen.
Der von den Füllungen
freigesetzte elementare Quecksilberdampf wird dagegen nahezu vollständig über
die Lunge sowie durch direkten Nase-Hirn-Transport aufgenommen. Als Dampf
aufgenommenes Quecksilber ist sehr gut fettlöslich und kann somit Zellmembranen
gut passieren. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke und reichert sich
hauptsächlich in der Hypophyse, aber auch in anderen Teilen des Gehirns an.
Seine Halbwertszeit ist mit bis zu 27 Jahren extrem lang.
Quecksilber hemmt Enzymfunktionen
Quecksilber bindet
vorrangig an Sulfhydrylgruppen von Proteinen und inhibiert dadurch deren
Funktion. Dies betreffen nahezu alle Bereiche des Intermediärstoffwechsels.
Besonders gravierend wirkt sich dies bei Enzymen wie der Glutathionperoxidase
aus: es kommt dabei zu einer Verminderung der antioxidativen Kapazität.
Während das
Quecksilber aus dem Gehirn kaum eliminiert werden kann, unterliegt das in den
anderen Geweben befindliche Quecksilber einem gewissen Austausch und wird zum
Teil im Urin und im Stuhl ausgeschieden.
Quecksilber im Gehirn: Zahnärzte besonders
betroffen
Von der
dampfförmigen, besonders gefährlichen Form des Quecksilbers sind hauptsächlich
Zahnärzte und deren Personal betroffen: Der MAK-Wert für Quecksilber von 0,1
mg/m3 Luft wird in Zahnarztpraxen besonders während der Durchführung
von Amalgamarbeiten überschritten. Die Quecksilberkonzentrationen im
Zentralnervensystem sind bei Zahnärzten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen
signifikant erhöht. Dabei steigt mit zunehmendem Alter die
Quecksilberkonzentration kontinuierlich an, bedingt durch die lange
Halbwertszeit im Gehirn.
Ein interessanter
Aspekt dabei ist, dass zusammen mit dem Quecksilber auch hohe
Selenkonzentrationen in Kortex und Hypophysen von Zahnärzten gefunden wurden,
so dass sich trotz der relativ hohen Quecksilberbelastung keine klinischen
Symptome zeigten. Die Erklärung dafür ist: Selen bildet mit Quecksilber einen
Selen-Hg-Protein-Komplex oder Hg-Selenid. Das Quecksilber wird dadurch
inaktiviert und kann seine Schadwirkung nicht mehr entfalten.
Wie sich hohe
Quecksilberkonzentrationen im Gehirn auswirken, ist noch unklar. Nachgewiesen
wurden Enzymhemmungen in der Hypophyse. Angesichts der langen Halbwertszeit im
Gehirn sollte eine Exposition möglichst vermieden und auf eine ausreichende
Selenversorgung geachtet werden.
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Quelle: MINERALOSCOP - Ein Service der
G-N-Pharm Arzneimittel GmbH, Schorndorfer Strasse 32, 70734 Fellbach, Ausgabe
„Amalgam“, 1995