Staatsanwalt Schöndorf: Brief des TOX CENTERS von 1994

 

Sehr geehrter Herr Staatsanwalt,

 

jedes zahnärztliche Lehrbuch warnt vor den Gefahren von Amalgam, z.B.: Prof. Hans-Herrmann Rebel, „Zahnärztliche Lehrbücher. Konservierende Zahnheilkunde. (Ord. Professur für Zahnheilkunde an der Universität Tübingen) (1. Aufl. 1937, 2. Aufl. 1947, Carl Hauser Verlag München, 572 Seiten), S. 145 ff.:

 

„Seit der Einführung des Amalgams als Füllungsmaterial sind Stimmen bekannt geworden, die auf die Möglichkeit der Quecksilbervergiftung hingewiesen haben.“

 

Metallabgabe der Amalgame an den Körper

Welchen Stoffen dieser Füllungen könnte eine krankmachende Wirkung zukommen?

1.       Kupfer (ausführlicher Test)

2.       Silber                 s.o.

3.       Zinn                   s.o.

4.       Quecksilber stellt ein auch auf die Zellen der höheren Organismen stark wirkendes Gift dar.

      Quecksilbervergiftungen schnellen und langsamen Verlaufes sind allbekannt……

      Geringe, und über längere Zeit aufgenommene und im Retikuloendothelialapparat sich speichernde

      Mengen führen zur chronischen Quecksilbervergiftung, wobei besonders das Nervensystem

      betroffen wird und es zur Kachexie kommt (Erethrismus mercurialis, Tremor mercurialis,

      allgemeiner geistiger und körperlicher Verfall). Mund- und Nasenerscheinungen stellen meist den

      Anfang dar. Erste äußern sich in Salivationen, Rhinitis und metallischem Geschmack, letztere in

      psychischen Erregungszuständen, der Tremor in feinschlägigem Zittern, insbesondere der

      Mundmuskeln, der Zunge. Der Erethrismus geht allmählich in Depressionszustände über,

      Gedächtnis, Willenskraft schwinden. Die Kachexia mercurialis zeigt sich in blassem Aussehen,

      Abmagerung, leichter Erschöpfbarkeit. Bei ganz chronischen Vergiftungen zeigen sich lediglich

      nervöse Erscheinungen, bemerkenswert ist die zunehmende Intoleranz für Alkohol und Nikotin.

 

Nicht unerwähnt soll hier bleiben, dass nach Ansicht des erfahrenen Internisten HANSEN die chronische Quecksilbervergiftung höchstwahrscheinlich zu den INHALATIONSALLERGIEN zu zählen ist. Er ist übrigens der Ansicht, dass ihr Vorkommen viel häufiger ist, als heute angenommen wird, und dass sie besser erkannt würde, wenn man auch die allergische Pathogenese der Symptome in Betracht ziehen würde……

Die homöopathische Lehre hat schon immer auch für Hg angenommen, dass kleinste homöopathische Dosen eine Wirkung im Körper entfalten (Mercurius)…

LÜDDICKE hat bei Hg-Ausscheidern in ungefähr 80% eine Lymphozytose (über 30% L) festgestellt.

SEIFFERT will ja sogar nachgewiesen haben, dass Amalgamträger weitgehend gegen luische Infektionen immun sind wegen des in so geringen Mengen einverleibten Hg.

 

Allgemeine Wirkungen

TAFT (1894), der auffallende Heilungen chronischer Leiden durch Entfernen von Amalgamfüllungen beschrieben hat, glaubte einen natürlich nicht zulässigen Beweis geben zu können: Fliegen, zugleich mit alten Amalgamfüllungen unter eine Glasglocke gebracht, sterben. Erst WITZEL hat sich eingehend mit diesem Problem befasst unter dem Hinweis auf den bekannten Fall ROUSSY. ROUSSY hat bei einem 16 Jahre alten, außerordentlich kariesanfälligen Menschen, innerhalb 4 Jahren 38 Füllungen, darunter zum Teil umfangreiche und unter das Zahnfleisch reichende Amalgamfüllungen, welche auf den Kauflächen stark abgenutzt wurden, gelegt. Dann erkrankte der Betreffende an influenzaartigen und kolikartigen Erscheinungen. Alle ärztlichen Maßnahmen waren erfolglos, die Entfernung der vom Kauakt betroffenen Amalgamfüllungen allein brachte innerhalb von 4 Tagen die unstillbaren Durchfälle zum Verschwinden.

 

WITZEL hat auf Grund von Versuchen folgende Stellung eingenommen: Amalgame geben Kupfersalze und Hg ab. Dies kann bei Empfänglichkeiten, welche allerdings nach ihm sehr selten vorkommen, zu Vergiftungen führen……

Dieser WARNRUF blieb aber ebenso unbeachtet wie der 1913 von BLOMQUIST erhobene. Er konnte bei einem mit Amalgamrühren beschäftigten Zahnarzt täglich bis zu 3,4 mg Hg im Harn nachweisen. Erst das Jahr 1926 ließ die Zahnärzteschaft und, leider, auch die Laienwelt aufhorchen. Diese Alarmierung ist dem Chemiker STOCK zu verdanken…..

STOCK hat den Warnruf auf die Amalgame ausgedehnt und gesagt, „es wird sich dann wahrscheinlich herausstellen, dass die leichtsinnige Einführung der Amalgame als Zahnfüllungsmaterial eine arge Versündigung an der Menschheit war.“

 

Wertvoll auch für die Zahnheilkunde ist aber diese Aktion deshalb gewesen, weil sie, das Gewissen uns selbst und unseren Mitarbeitern gegenüber schärfend, auf die uns drohenden Gefahren aufmerksam gemacht hat und weil sie ein in der modernen Amalgamforschung bislang etwas vernachlässigtes Gebiet, nämlich das Schicksal des Quecksilbers in der Amalgamfüllung, der modernen und intensiven Forschung eröffnet hat.“ (Ende des wörtlichen Zitats).

 

Persönliche Aufklärung der Firma Degussa:

Gleich zu Beginn meiner speziellen Amalgamuntersuchungen erfolgte in der dritten Januarwoche 1989 ein eingehendes telefonisches Aufklärungsgespräch mit der Firma Degussa. Mein Gesprächspartner war nach meiner Erinnerung Herr Dr. D.

Ich erzählte ihm von den neuen technischen Möglichkeiten, die Zusammensetzung der Amalgame über die Vergiftung der Atemluft und des Speichels im Kaugummitest nachzuweisen. Außerdem erklärte ich ihm, dass das Vorhandensein einer chronischen Vergiftung nur dadurch zu beweisen ist, dass über die Giftwegnahme durch ein spezifisches Gegengift wie DMPS ein Teil der Vergiftungssymptome verschwindet. Durch den von mir für die Kassenarztpraxis entwickelten Schnelltest mit Spritze und darauf folgenden Messung des Giftes im Urin korrelierte bei den ersten 40 Versuchspersonen die Ausscheidungshöhe mit der Anzahl von Amalgamfüllungen und der Schwere der daraufhin veränderten Vergiftungssymptome.

Ich erkärte ihm, dass die Vergiftungssymptome in manchen Fällen so schwer seien, dass ich mit unzähligen bisher - nicht erkannten - Todesfällen rechne und ich jedes weitere Inverkehrbringen von Amalgam nicht für gerechtfertigt halte.

Er sagte mir zu, dass sich die Firma eiligst damit befassen werde und ohnehin an einer Alternative arbeite. Ich besprach auch die Probleme des palladiumhaltigen Goldes. Er versprach, dass demnächst ein „Biogold“ von Degussa auf den Markt käme. Lachend schloss er, dass es für die Firma natürlich gut sei, wenn noch viel Amalgam gelegt würde, weil diese Patienten dann kurz darauf ihr Biogold bekommen würden.

Ich hatte trotzdem den Eindruck, dass DEGUSSA das Amalgam eiligst vom Markt nehmen würde. Dieser Eindruck verschwand erst bei den nächsten Kontakten mit Dr. D.:

1.)     Beim Amalgamhearing der Universität Wien am 2.6.89.

2.)     Beim Amalgamhearing der Bayerischen Landeszahnärztekammer in München am 15.9.89.

3.)     In Ising hielt am 2.5.1990 Dr. D. bei einer Fortbildungsveranstaltung vor über 50 Zahnärzten nach meiner dringendsten Forderung eines sofortigen Vertriebsstopps von Amalgam ein längeres Referat zur Begründung der wirtschaftlichen Notwendigkeit seiner Beibehaltung..

4.)     Auch bei einer Anhörung im Landtag von Baden-Württemberg auf Einladung des Abgeordneten S. am 28.11.1990 wiederholte Dr. D als Ablehnung eines Amalgam-Vertriebsstopps (auch schriftlich) trotz mittlerweile 4.000  bekannten Vergiftungsfällen die wirtschaftlichen Gründe.

Dr. D erhielt danach den Lehrstuhl der Universität Berlin über Zahnmaterialien.

Der Mitarbeiter von DEGUSSA, Herr Dr. R., Nikolausstrasse 1, 6500 Mainz, hatte nach seinen Angaben 5 Jahre vorher in ihrem Auftrag eine geheime Studie zu erstellen, ob die geringen Amalgammengen zu zellulären Immunschäden führen. Dies wies er eindeutig nach. Er bot mir diese Studie gegen Entgelt an. Ich lehnte ab, da dies von anderer Seite (LYDIKKE, s.o., KÖSTLER, Wien) ohnehin bekannt war.

 

Gez.: Dr. med. Dr. med. habil. Max Daunderer