2012 Schulanfang Karrierebeginn der Enkel

Liebe Enkel, es ist toll, dass von neun meiner Enkel am Tage meines 69. Geburtstages und 15. Jahrestages meiner Krankheitsrente gleich drei Enkel ins Gymnasium kamen.

Während heute die Schule oft als Last und Muss empfunden wird, war es in meiner Kindheit anders.

Im neunten Lebensjahr hatte ich ein rheumatisches Fieber und lag neun Monate lang mit dick geschwollenen Gelenken und starken Schmerzen im Bett. Als ich an dem Herzschaden zu sterben drohte, holte meine Mutter ihren früheren Chefarzt mit 2000 Kinderbetten. Dieser erklärte während ich mich schlafen stellte:  

„Lassen Sie ihn sterben, 16 wird er ohnehin nicht“. Weinend lief meine Mutter im Treppenhaus unserem Nachbarn, dem Religionsprofessor Romano Guardini in die Arme und beide kamen dann zu mir ans Bett. Er war ganz lieb, ich sagte ihm, was ich mitgehört hatte und er meinte: „Glaube das nicht! Ärzte haben es noch viel schwerer mit der Wahrheit als andere.“

Er erreichte, dass die amerik. Besatzungsmacht vom  Gesetz von Henry Morgentau, die deutschen Städter sterben zu lassen, um einen Bauernstaat zu schaffen, eine Ausnahme machte.

So bekam ich die für Deutsche noch verbotene Penicillinspritze und wurde gesund. Meine Eltern sagten damals zu mir als ich Arzt werden wollte; „Wenn du überleben willst, musst du ein ganz besonders guter Arzt für Dich werden und extrem viel arbeiten, denn gute Ärzte für Dich gibt es nur ganz wenige, nur eine Handvoll.

Durch das lange Krankenlager freute ich mich über jeden Schultag, die Mitschüler und besonders über die Lausbubenstreiche. Die Schule ließ enorm viel Zeit für Hobbys. Die Erzählungen der Mitschüler waren hoch interessant, ich fragte jeden aus. Alle erzählten mir ihre Probleme und ich sagte ihnen dann, wie sie meine Eltern beim Mittagstisch vorgeschlagen hatten, zu lösen. So entstand einer meiner Leitsprüche: „Ideen lösen Probleme“. Meinen Vater begleitete ich anfangs mit der Straßenbahn zu seinen Arztbesuchen. Von Pöstchen hielt ich mich fern, wie Klassensprecher oder Ministrant.

Während meine Mitschüler tobten musste ich herzkrank kurzatmig zuhause bleiben, vom Sport war ich stets befreit. Ich sammelte Briefmarken, Münzen und ordnete die Ärztemuster in den Praxen der Eltern. Elektrogeräte reparieren, Heimwerkern, malern und Ton modellieren folgten. In langweiligen Unterrichtsstunden las ich die Medizinbücher der Eltern.

Lehrer waren interessante Studienobjekte: die einen waren bösartig, man ging ihnen besser aus dem Weg, andere waren hilflos, wenn man frech war, nur wenige förderten uns. Gespräche mit Schülern empfanden alle als Zeitvergeudung.

Mein Ziel war, die Schulzeit  angenehm zu gestalten und den Abschluss optimal für den Numerus Clausus des Medizinstudiums zu erreichen, Das klappte prima.

Schön war das Funkbasteln, fade das Morsen zu erlernen für die Funklizenz. Das erleichterte mir das heutige Computerarbeiten. Das Mithören des Funks  der Polizei- und Feuerwehr waren der Einstieg in die Notfall Medizin.

Der Angelschein zum Fische fangen sorgte für Aufenthalt am Wasser. Die Anfahrt geschah stets mit dem Fahrrad.

Heute würde ich meinen Enkeln raten:

·         Überlegen, welche eigene Fähigkeiten eignen sich, um zum Beruf zu werden

·         Welche Freizeitbeschäftigung möchte ich ausprobieren

·         Welcher Freund macht mit mir was

·         Was machen die gleichaltrigen Geschwister/Enkel

·         Je mehr man ausprobiert, desto mehr lernt man sich kennen!