Schizophrenie MRT
entlarvt Störungen im Hirn
Bei der Schizophrenie ist der Dopamin- und
Serotoninstoffwechsel im Frontalhirn gestört. Tomographische Aufnahmen zeigen,
welche Hirnregionen betroffen sind und wie Medikamente die Krankheit
beeinflussen.
Mit der funktionellen Kernspintomographie läßt sich
nicht-invasiv und fast in Echtzeit darstellen, welche neuronalen Systeme bei
geistigen Tätigkeiten eingeschaltet oder abgeschaltet werden. Das eröffnet ganz
neue Möglichkeiten für die Ursachenforschung bei psychischen Krankheiten.
So können bei Patienten mit Schizophrenie Struktur-
und Funktionsdefekte im limbischen System nachgewiesen werden, wie Professor
Dieter Braus vom Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf bei einer
Veranstaltung des Unternehmens Sanofi-Synthelabo in Berlin berichtet hat.
Die Störungen im Denkprozeß beruhen im wesentlichen auf einer Überfunktion dopaminerger
Nervenzellen in dieser Region. Sie kann durch eine Behandlung mit Neuroleptika
gedämpft werden. So wirkt eine komplette Blockade der Dopamin-Rezeptoren mit
klassischen Antipsychotika - zum Beispiel mit Haloperidol - zuverlässig
antipsychotisch, sie kann aber auch unerwünschte extrapyramidal-motorische
Störungen hervorrufen.
Außerdem könne eine solche Behandlung die
Frontalhirnfunktion nicht wieder herstellen, erläuterte Braus. Die klassischen
Medikamente greifen zusätzlich in das dopaminerge Belohnungssystem ein und
scheinen Lernvorgänge zu behindern.
"Sämtliche sozialtherapeutischen und
psychoedukativen Anschlußtherapien von Schizophrenie-Patienten zielen aber
darauf ab, über Lernprozesse die fehlerhaften neuronalen Landkarten zu
korrigieren", so Braus. Für bessere Lernvoraussetzungen sorgen atypische
Antipsychotika wie Amisulprid (Solian®), weil sie auf molekularer Ebene gezielt
die Plastizität des Gehirns verändern und keine motorischen Störungen
hervorrufen.
Ärzte Zeitung, 02.10.2003