Rauchverbot verbessert die Gesundheit

Am sicher eindrucksvollsten ist eine Studie, die die Folgen des italienischen Rauchverbots in der Region Piemont untersucht hat. Sie wurde von Francesco Barone-Adesi von der Universität Turin im European Heart Journal publiziert. In Piemont wie anderswo im Lande gilt seit Anfang 2005 in der Gastronomie, aber auch am Arbeitsplatz und in öffentlichen Gebäuden, ein striktes Rauchverbot, das im Großen und Ganzen eingehalten wird. Barone-Adesi und seine Kollegen haben sich nun einfach Klinikstatistiken angesehen und ermittelt, wie viele Krankenhausaufnahmen es wegen Herzinfarkten in den ersten fünf Monaten nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes gab. Es waren 832, mehr als zehn Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Nun geht die Herzinfarktrate in der westlichen Welt derzeit überall zurück, aber zehn Prozent in einem Jahr sprengt doch den groben Rahmen, den dieser Trend vorgibt. Barone-Adesi sieht das auch so: "Es gibt ganz klar auch sehr kurzfristig einen Nutzen von Rauchverboten", lautet seine lapidare Zusammenfassung der Studienergebnisse. Als einmaliger Ausreißer lässt sich die Beobachtung der Italiener jedenfalls nicht abqualifizieren. Denn Barone-Adesi ist nicht der erste, der einen Zusammenhang zwischen der Einführung von Anti-Rauch-Gesetzen und einer Verringerung der Häufigkeit von Herzinfarkten gefunden hat. Schon im Jahre 2004 publizierten Wissenschaftler um den Arzt Richard Sargent von der Universität San Francisco im British Medical Journal eine Studie, die die Herzinfarkte im einzigen Krankenhaus des Städtchens Helena im US-Bundesstaat Montana untersucht hat. Dieser Fall ist besonders interessant, weil hier in der Zeit zwischen Juni 2002 und Dezember 2002 ein striktes Rauchverbot galt, das dann gerichtlich wieder kassiert wurde. In den Jahren bis 2001 und dann wieder im Jahr 2003 gab es in Helena pro Jahr jeweils rund vierzig Herzinfarktpatienten. Im Jahr 2002 waren es dagegen nur 24. In den umliegenden Städtchen gab es keinen derartigen Knick. Auch das mag Zufall sein, aber zusammen mit den Erfahrungen in Piemont wäre das dann doch schon zweimal Zufall.

Zeig mir deinen Atem und ich sag' dir wo du wohnst...

Professor Helmut Gohlke von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie nutzte die jüngsten Studienergebnisse, um auf der Herbsttagung seines Verbands in Nürnberg noch einmal die unmissverständliche Position der deutschen Herzmediziner klar zu machen: "Der deutsche Gesetzgeber schützt als einer der letzten in Europa die Bevölkerung nicht vor den Gefahren des Passivrauchens", so Gohlke. "Öffentliche Gebäude und Gaststätten müssen endlich auch in Deutschland rauchfrei werden." Außer dem Herzen konnte Gohlke in seinem Plädoyer in Nürnberg auch die Lunge und das Auge als Zeugen aufrufen. Die waren nämlich Gegenstand einer weiteren Studie, die gerade im Journal of the American Medical Association publiziert wurde. Im Mittelpunkt des Interesses der Wissenschaftler von der Universität Dundee standen hier die Mitarbeiter von Pubs und Bars in Schottland. Der Untersuchung zufolge gingen die subjektiv angegebene Beschwerden wie Atemwegsprobleme, brennende Augen und Halsschmerzen innerhalb von nur einem Monat nach Inkrafttreten des britischen Rauchverbots von knapp achtzig auf etwa 54 Prozent zurück und sanken dann weiter auf 47 Prozent in den nächsten beiden Monaten. Auch objektive Parameter veränderten sich zum Besseren. Unter anderem stieg die Einsekundenkapazität an, die Leukozytenzahl im Blut sank und der Anteil von Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft von asthmatischen Patienten fiel ab. Passionierte Nichtraucher werden das alles nicht besonders überraschend finden, aber immerhin ist es jetzt dokumentiert.

Über die langfristigen Folgen der Rauchverbote kann sich derzeit freilich noch niemand äußern. "Das werden wir erst in einigen Jahren ermessen können", unterstreicht auch Francesco Barone-Adesi. Schon jetzt aber ist klar, dass in praktisch allen Ländern mit Rauchverboten die Bevölkerung diese Maßnahme mit überwältigender Mehrheit gut heißt. Besonders deutlich drehte sich die Stimmung in Neuseeland, wo mittlerweile zwei Drittel der Raucher und über neunzig Prozent der Nichtraucher dafür sind. Ähnliches berichten auch Italien und Großbritannien.

http://newsletter.doccheck.com/generator/529/2585/xhtml?user=c5aa950af151d84539ac95926e193920