PC (Polycarbonat) in Kunststoffflasche

Ein weitverbreiteter Kunststoffbestandteil, der sich zum Beispiel in den meisten Babyflaschen, in Getränkeverpackungen oder in der Innenbeschichtung vieler Dosen findet, ist erneut in die Kritik geraten. Der Umweltchemiker Frederick vom Saal von der University of Missouri präsentiert im Fachmagazin “Environmental Health Perspectives” eine “überwältigende Zahl an Beweisen” dafür, dass die Chemikalie Bisphenol A, Hauptbestandteil des Kunststoffs Polycarbonat (PC), ähnlich wie ein Geschlechtshormon wirkt und selbst in kleinen Mengen gefährlich für den Menschen ist. Saal sichtete 115 aktuelle Bisphenol-A-Studien. Während 11 von der chemischen Industrie bezahlte Untersuchungen keine Risiken protokollierten, seien in 94 öffentlich finanzierten Studien schädigende Effekte festgestellt worden, berichtet der Forscher. So entwickelten
Mäuse nach Gabe der Chemikalie eine vergrößerte Prostata, wurden früher geschlechtsreif oder zeigten schlechtere Spermienqualität. Bisphenol A, von dem weltweit jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen produziert werden, ist auch in Europa umstritten. “Die geltenden Grenzwerte sind viel zu hoch”, sagt etwa Andreas Gies vom Berliner Umweltbundesamt. Eine notwendige Neuregelung werde jedoch durch den andauernden Expertenstreit um die Chemikalie verhindert.

Quelle: Spiegel 17/2005