92. Oxidativer
Stress durch Quecksilberverbindungen
Schwermetalle
gehören zu den wichtigsten Stressfaktoren, verbunden mit starker Zunahme von
oxidativem Stress und Verbrauch bzw. Hemmung antioxidativer Schutzmechanismen.
Oxidativer Stress gilt als wesentlicher Trigger biologischer Degeneration mit
zellulärer Funktionseinbuße, wie Atherosklerose, Kataraktbildung,
Autoimmunphänomenen, Zunahme neurodegenerativer Syndrome, DNA-Schädigung,
Mutationen und Tumorentstehung sowie des Alterungsprozesses generell.
Zu den besonders
toxischen Elementen zählt in diesem Zusammenhang Quecksilber, sowohl
anorganisches Hg2+ als auch organisches Methyl-Hg, das im Körper im
Gleichgewicht mit anorganischem Hg2+ steht. Im Verlauf der Evolution
hat der menschliche Organismus eine Reihe sehr effektiver Mechanismen
entwickelt und konserviert, die Schutz gegenüber der prooxidativen Wirkung von
Quecksilber und anderen Schwermetallen bieten. Die Schutzmechanismen sind in
allen Organen entwickelt, im ZNS jedoch generell schwächer vorhanden, was zur
Neurotoxizität einzelner Metalle beiträgt (Quecksilber, Cadmium, etc.) Der
wichtigste Schutzfaktor ist reduziertes Glutathion, das zusammen mit den
GSH-assoziierten Enzymen GPX, GR, SOD, CAT und GST ein komplexes, induzierbares
Schutzsystem bildet. Die weiteren bedeutenden Schutzmechanismen sind die
ebenfalls Metall-induzierbaren Proteinfamilien der Metallothioneine,
Hemoxygenasen und Hitze-Schock-Proteine. Der Umfang der Metall-antagonistischen
Schutzsysteme und die enorm starke Induzierbarkeit dieser Mechanismen (100fach
und mehr) belegen die außerordentliche Bedeutung der Schwermetalle in der
Entwicklung des Menschen.
Quelle: W.P. Bieger
in Zeitung für Umweltmedizin, 6. Jg., Heft 2/1998