1969 Neues schädliches Arzneimittel verhindert.
1969 erreichte ich allein, dass ein Antibiotikum mit erheblichen Nebenwirkungen nicht auf den Markt kam. Als jüngster Lehrling ohne ärztliche Approbation (Medizinalassistent) mit nur Taschengeld als Bezahlung nahm ich an einer Studie für ein Randomycin – Präparat einer skandinavischen Firma teil. Für jeden Patienten, bei dem man dieses Antibiotikum gab, musste man ohne Honorierung einen zehnseitigen Testbogen ausfüllen. Man konnte aber auch am Schluss ankreuzen: „Keine Nebenwirkungen, prima Heilungserfolg“. Dies erfolgte in der Regel. Bei jedem Patienten, der ein Antibiotikum (wie Tetrazyklin) brauchte, wurde dieses Mittel in unserem großen Haus mit 2500 Betten eingesetzt, um mit den kostenlosen Medikamenten den Arzneietat zu schonen. Chefarzt und Oberarzt freuten sich über jeden Testfall riesig, weil er das Arzneimittelbudget schonte und sie pro Fall stattlich belohnt wurden. Ihre Freude bekundeten sie jeweils bei Abgabe eines fertigen Prüfprotokolls, das sie unterschrieben, aber nie lasen.
Ausnahmslos jeder Kranke, der dieses Antibiotikum bekam, hatte sofort starke Magenbeschwerden, viele erbrachen und bekamen Durchfall. Das Antibiotikum half, aber es war in einer schädlichen Tablettenmasse enthalten. Nach wenigen Fällen war klar, dass dieses Mittel indiskutabel war. In vielen Kliniken wurde dies getestet. Ich rief bei der Firma heimlich an und erfuhr, dass noch nie irgendwelche Nebenwirkungen bis dieser Testung bekannt wurden.
Es war offenkundig, dass dieses Mittel sofort nach dieser Klinik – Studie auf den Markt käme. Alle warteten sehnsüchtig darauf, da noch kein Tetracyclin zum Schlucken auf dem Markt gab.
Ich fragte meinen Oberarzt, ob ich auch dieses Mittel testen durfte. Er sagte, wenn ich 50 Patienten darauf einstellen würde, dürfte ich mit allen Testärzten in das teuerste Feinschmecker – Lokal  mit meiner Frau mitgehen.
Ich fing sofort an. Binnen kurzem waren die 50 Bögen ausgefüllt. Alle Patienten klagten am ersten Tag über starke Magenschmerzen, erbrachen oder hatten heftige Durchfälle. Dies schrieb ich minutiös in die Testprotokolle, setzte es ab und setzte die Patienten sofort auf die bewährten Spritzen um. Riesiges Lob erwartete mich jeweils beim Abliefern eines Prüfprotokolls und Abholung neuer Prüfpräparate.
Später bei der Abschlussfeier im Feinschmeckerlokal sprachen alle von dem tollen neuen Mittel. Der Firmensprecher meinte jedoch, dass die Studie unseres Hauses die schlechteste war, da ein Arzt 100 % Abbrüche wegen Nebenwirkungen hatte und bat den Chef, diesen Arzt zukünftig auszuschließen. Sofort fiel der Verdacht auf mich.
Von da an waren alle Stationsärzte sehr lieb zu mir, der Oberarzt schätzte weiter meinen Fleiß, der Chef hasste mich. Mein Leben war verändert.
Das Mittel kam nie auf den Markt. Als mein zweiter Oberarzt in Skandinavien bei der Firma war, zeigte man ihm zufällig den Computerauszug, wie unsere Klinik durch den einen Arzt negativ aus den übrigen 60 Kliniken herausragte.
So verhinderte ich auch noch zahlreiche weitere schädliche Medikamente, die die gut bezahlten Studien sonst problemlos passiert hätten.

(Zusatz zu meiner neuen Biografie)