Mobilfunk Gegner sammeln sich
Ich
kann mich noch gut an die Anfangsphase des Mobilfunkwahns erinnern. Beworben
wurde vor allem der geschäftliche Vorteil ständiger Erreichbarkeit. Dieser
Vorteil hat sich nun aufgelöst, da fast alle ein Handy nutzen. Wenn alle clever
sind, löst sich die Cleverness in diesem Fall in Luft auf. Ähnlich ist das auch
mit Volksaktien.
Geblieben ist den Handynutzern der zusätzliche Stress, ständig mit einem Anruf
rechnen zu müssen. Geblieben sind höhere Gebühren als im Festnetz. Geblieben
ist die totale Überwachung des Aufenthaltsortes der Handyträger. Die
Staatssicherheit der DDR wäre nicht mal im Traum darauf gekommen, dass die
Bürger, einmal in der Freiheit angekommen, die Finanzierung ihrer Überwachung
(Computer, Handy) selbst bezahlen und in Form von SMS, E-Mails, Surfspuren usw.
selbst eintippen.
Ein Schulfreund von mir starb nach NVA-Funkdienst an Kopfkrankheit. Ich besitze
kein Handy, keine Funkmaus/-tastatur und esse niemals Mikrowellen-Erhitztes.
Den Funk rechne ich wie Atomkraft zu Technologien der Heimtücke und ohne
Zukunft - nicht sichtbar, nicht riechbar, meist nicht direkt zu fühlen. Die
gepulste Strahlung versetzt den Menschen zwar Ohrfeigen. Doch zwischen jedem
Puls ist eine Pause. Durchschnittlich gerechnet könnte man dann von Dauerstreicheleinheiten
reden. Die Mathematik machts möglich: Aus einer
Schlaglochpiste wird plötzlich Flüsterasphalt. Gehirnschranke durchbrochen und
Auspuff verloren? Alles nur Einbildung.
Weitere "Errungenschaften" des Mobilfunks: Dem Festnetz wird sinnlos
Konkurrenz gemacht. Telefonzellen, die ja auch eine flächendeckende
Notrufmöglichkeit bilden, wurden stark ausgedünnt. Der Energieverbrauch der
Sendeanlagen ist ein weiterer Frevel, was Prof. Lutz im Vortrag deutlich
machte. Nicht zuletzt wurden aus attraktiven Frauen plötzlich sogenannte "Handytussies",
die von ihrem Elektronikspielzeug so eingefangen sind, wie Kinder von den Tamagotschies. In der Partnerschaftsanzeige eines Mannes
las ich sogar schon "Handytussies
zwecklos!" Ein Aussteiger in Portugal nennt die Handyverliebtheit "Telefonanie".
Was können wir tun?:
An erster Stelle sinnvollsterweise Handyweitwurf in
Sondermüllcontainer, wer noch eins hat. Zweitens Kirchenaustritt für deren Zurverfügungstellung der Kirchtürme für eine gefährliche
Technologie - auch wenn im eigenen Ort noch kein Kirchturm funkt.
Des Weiteren:
Handy auf Arbeit ablehnen. Man könne wegen der Angst vor der Strahlung gar
nicht konzentriert und selbstbewusst im Sinne der Firma mit jemandem sprechen.
Keine Handynutzer anrufen. "Herbert, ich rufe dich heut zum letzten Mal
auf deinem Handy an! Wir hören uns dann hoffentlich im Festnetz wieder."
Visitenkarten mit Handynummer wegwerfen.
Kinder von Schulen nehmen, die sich Antennen aufs Dach setzen lassen.
All dies (und noch viel mehr) demonstrativ vereint unternehmen und publik
machen. Wenn etwas von oben verboten wird, ist es oft schon zu spät für die
eigene Gesundheit. Contergan, Asbest, Holzschutzmittel Lindan, verbleites
Benzin, - ich hoffe, der Mobilfunk wird bald in dieser Liste verbotener
Wundermittel der Industrie auftauchen. Noch sind wir sonntags bei der Radtour
für einen Geschäftsabschluss erreichbar und die ganze Gesellschaft hat
vielleicht 24 Stunden gewonnen auf dem Rennen zum Kollaps der technischen Zuvielisation.
Die Jugend ist besonders gefährdet durch die Mobiltelefonie
- und findet sie besonders attraktiv. Das, was "primitive" Völker den
14-jährigen bieten konnten - eine eigene mietfreie Hütte unter Palmen, eine
Perspektive - darin versagt unsere Zuvielisation. Man
müsse sich erst das Gehirn für die Bedürfnisse der Wirtschaft zumüllen lassen und ein Haus dank Zinsausbeutung doppelt
bezahlen ein Leben lang - damit habe man sogar noch Glück gegenüber denen ohne
Arbeit. So ist das Handy auch eine Art Ersatz für wirkliche Unabhängigkeit,
Rückzugsmöglichkeit aus dem Elternhaus. Es ist die "Hütte" aus der
man heraustritt und in die man nur bestimmte Nachrichten hereinlässt - und die
eine richtige Klingel hat mit individuell wählbarem Klingelton.
Tja, ein oder zwei Menschen wurden dank Handy gerettet, so heißt das neue Gebet
der Befürworter. Andererseits: Rasen nicht 10000 gerade deshalb einen Tick
schneller, weil doch immer einer mit Handy vor und hinter ihnen fährt?
Was macht der Kapitän eines hölzernen Segelschiffs, wenn ein Doktor an Bord
unbedingt ein offenes Lagerfeuer zum Schutz vor seltenen Krankheiten
unterhalten will? Logischerweise muss der Doc bis zum nächsten Hafen ins
Schiffsverlies. Wir sind leider, wie es scheint, ohne vernünftigen Kapitän
unterwegs, müssen uns selbst vor den Irrungen der Technowelt und Wissenschaft
schützen. Verbrandt, verkohlt, geschrödert,
ausgemerkelt und in alle Winde zerstoibert
- sollen wir so enden?
Viele Grüße aus Waldenburg