Menschenversuche der SCHAMLOSEN CHEMIEINDUSTRIE

Es klingt ungeheuerlich: Pestizide, also Schädlingsbekämpfungsmittel, werden immer häufiger auch an Menschen getestet. Den Probanden werden bestimmte Insektizide verabreicht, um festzustellen, ab welcher Dosis eine Wirkung zu beobachten ist.

 

 

Pestizide sind hochgiftig. Mit ihnen bekämpft man Schädlinge. Jahr für Jahr werden rund 45.000 Tonnen auf Europas Feldern verspritzt. Wenn zu große Mengen des Nervengifts auf den Lebensmitteln zurückbleiben, kann das für den Menschen gefährlich sein.

 

Also werden Pestizide an Tieren getestet, um herauszufinden in welchen Mengen sie gesundheitsgefährdend sind. In den vergangenen Jahren haben Hersteller ihre Pestizide nicht nur an Ratten, sondern immer häufiger auch an Menschen ausprobiert - zum Beispiel an Bruce Turnbull in Edinburgh, Schottland. Und das geschah ohne sein Wissen, behauptet er.

 

Freiwillige gesucht

 Der Wachmann aus einem Supermarkt braucht einen Zuverdienst. Er stößt auf die Zeitungsannonce einer privaten Forschungsklinik, die Versuchspersonen für Medikamente sucht. Die Firma Inveresk sucht und findet bis heute Freiwillige....

 

Unaufgeforderte Menschenversuche

 Dr. Wolfgang Lingk vom Bundesinstitut für Risikobewertung: "Ich möchte ganz klar sagen: Wir selber fordern keine Humanstudien. Wir erachten sie nicht für notwendig, für einen großen Kreis der Bewertung von Chemikalien."

 

Demnach hat Bayer unaufgefordert die schottischen Menschenversuche mit dem Pestizid Azinphosmethyl der deutschen Behörde auf den Tisch gelegt. Sie muss diese Humanstudien berücksichtigen - die Ergebnisse beeinflussen die Grenzwerte. Die legen fest, welche Pestizidmenge versprüht werden darf.

 

"Günstigere Grenzwertfestlegung"

 Dazu Lingk: "Zieht man Ergebnisse aus Humanstudien heran und betrachtet man in diesem Fall Azinphosmethyl, dann ist das Ergebnis letztendlich für die Grenzwertfestlegung günstiger. Das bedeutet, von dem Stoff kann letztendlich mehr aufgenommen werden, und das bedeutet weiterhin, dass zum Beispiel die Rückstände, die auf Lebensmitteln erlaubt sein dürfen, höher sein dürfen, als wenn man nur Ergebnisse aus dem Tierversuch herangezogen hätte."

 

Denn wenn direkt am Menschen getestet wird, kann man den Sicherheitsfaktor streichen (und mehr verkaufen).

 

 Frontal 21, 11.05.2004 http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/11/0,1872,2125355,00.html