MS Frühdiagnose mit
Kernspintomographie
Multiple
Sklerose
Läsionen in der T2-gewichteten Kernspintomographie
des Gehirns sind ein zuverlässiger Frühindikator für eine multiple Sklerose.
Dies zeigen die im New England Journal of Medicine publizierten Ergebnisse
einer Langzeitstudie (2002; 346: 158-164). Die multiple Sklerose beginnt häufig
mit einer Optikusneuritis oder isolierten Ausfällen
im Hirnstamm- oder Rückenmarksbereich. Da die Erkrankung meistens schubförmig
verläuft, verschwinden die Symptome nach einiger Zeit wieder. Um die Diagnose
zu stellen, mussten die Ärzte bisher einen zweiten Schub abwarten. Dieser tritt
eventuell erst nach mehreren Jahren auf. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass
bei der Frühform der Erkrankung Läsionen in der
T2-gewichteten Kernspintomographie auftreten. Die prognostische Bedeutung
dieser Läsionen war jedoch nicht klar. Am Institute
of Neurology in London werden deshalb seit vierzehn
Jahren die Patienten mit diesen Frühbefunden regelmäßig nachuntersucht. Wie die
Gruppe um Peter Brex in Zusammenarbeit mit Michael
Sauer von der Universität Magdeburg berichtet, sind inzwischen 44 der 50
Patienten (88 Prozent) an einer manifesten multiplen Sklerose erkrankt. Sie
waren zuerst zwischen 1984 und 1987 untersucht worden, und zwar relativ früh
nach dem Auftreten der ersten Symptome.
Die Studie dürfte Auswirkungen auf die immunmodulierende
Therapie haben. Derzeit wird ein frühzeitiger Einsatz dieser
Medikamente (vor allem Interferone) diskutiert. Er scheiterte jedoch an der
Unfähigkeit, die multiple Sklerose im Frühstadium sicher zu diagnostizieren.
Dass dies jetzt möglich ist, bedeutet jedoch nicht, dass die Patienten auch
wirklich von einer Therapie mit Interferonen ab diesem frühen Zeitpunkt
profitieren. Dies müsse erst in sorgfältig geplanten Studien nachgewiesen
werden, betonen die Autoren mit Nachdruck.
Eine weitere Studie im Heft zeigt, dass die Ursache der multiplen Sklerose
nicht in einem Mangel an Oligodendrozyten besteht.
Diese Zellen produzieren Myelin, die Substanz der
Nervenscheiden, die bei der multiplen Sklerose zugrunde gehen. Ansi Chang von der Cleveland Clinic und Mitarbeiter haben diese Zellen in den Läsionen von Verstorbenen mit fortgeschrittener multipler
Sklerose gefunden (2002; 346: 165-73. Von der Struktur her waren die Oligodendrozyten intakt, und es bleibt unklar, warum sie
kein Myelin mehr produzieren. Im Editorial geben
Donald W. Paty (Vancouver) und Douglas L. Arnold
(Montreal) der Idee, die Erkrankung mittels Transplantation dieser Zellen in
das Gehirn zu heilen, kaum noch Chancen (2002; 346: 199-200).