Kohlebecher gehört in jeden Haushalt

Die von uns 1972 entdeckte und seit 1976 von allen Seiten in zahlreichen Studien bestätigte möglichst  frühzeitige Gabe von Aktivkohle hat zu einer wesentlichen Reduzierung von Krankenhausaufnah­men, Behandlungsmaßnahmen und Spätkomplikationen geführt. Kohlegabe ist wesentlich effektiver und schonender als Erbrechen (Ipecac, Kochsalz, Apomorphin) und sogar der Magenspülung überlegen, da sie auch im Dünndarm die Gifte bindet, was wir im Notarztdienst auch bei schwerst oral Vergifteten nach Selbstmordversuchen nachgewiesen hatten, die ohne jegliche weitere Entgiftungsmaßnahmen aus dem Koma erwachten. Kohle ersetzt die Entschäumer und Paraffinöl gegen gegen Fette und Lösemittel.

Bei Nahrungsmittelvergiftungen sollte es stets griffbereit sein (Kohle – Pulvis Schraubdose, Einmalpackung, Fa.Dr.Franz Köhler – Chemie, Alsbach, 10 g, 6,45 €).

In der Weltliteratur geistert ein Druckfehler umher. Durch eine Verwechslung der Menge Kohle in den Merck-Kompretten (0,25 g statt l g) wird die Einzeldosis fälschlich mit 100g angeben, anstelle der erprobten 10g im Einmalbecher.

 

Eigene Erfahrungen:

Gegenstand unserer Uncersuchungen war die Beurteilung der In-vivo- Wirksamkeit von Medizinalkohle zur Adsorption von chemischen und bakteriellen Toxinen. Das Präparat Kohle-Pulvis ist speziell für die Erstanwendung von Laien zur Ersten Hilfe bei Vergiftungen im Einmalbecher entwickelt. Die klinische Erprobung erfolgte am TOX CENTER MÜMCHEN e. V. im Zeitraum von April 1980 bis Juni 1984 in 600 Fällen. Das Präparat Kohle-Pulvis wurde aus dem Originalpulver der Firma Merck, das zu Kohle-Kompretten gepreßt verkauft wird, hergestellt. Daher können auch die ca. 20 000 akuten Vergif­tungsfälle, die vom Autor in den zehn Jahren zuvor auf der Entgiftungsstation des Städt. Krankenhauses in München-Schwabing und der Toxikologischen Abteilung des Klinikums der Technischen Universität München behandelt wurden, hierbei mitberücksichtigt werden.

Die Anwendung von Kohle-Pulvis hinsichtlich Indikation und Dosierung entspricht den Empfehlungen des Herstellers. Bei der Prüfung wurde stets eine toxikologisch-analytische oder bakteriologische Diagnostik vor und nach Kohle-Gabe durchgeführt. Voraussetzung für die klinische Erprobung war ein eingehendes Studium der Weltliteratur (s. Diss. hegemann), insbesondere die neuen quantitativen Arbeiten der Kohle-

Hämoperfusion.

In Übereinstimmung mit den In-vitro-Arbeiten bzw. Tierversuchen fanden wir, daß Kohle-Pulvis als Adsorbens nicht nur für alle wasserlöslichen Gifte, sondern auch für fettlösliche Gifte, Lösungsmittel und Tenside geeignet ist. Gerade bei den fettlöslichen Substanzen, bei denen wir früher Paraffinöl als Adsor-bens verwendet hatten, hat sich Kohle-pulvis als überlegen herausgestellt, da seine Adsorptionskraft d er des Paräffinöl meist identisch oder sogar überlegen (Benzin) ist und zudem wesentlich rascher und einfacher appliziert werden kann. Ein Drittel aller behandelten Patienten hatte bakterielle oder virusbedingte Darminfektionen.

Nahrungsmittelvergiftungen

Vom Autor wurde 1977 bei einer Massenvergiftung mit 12 000 Patienten, die sich durch Trinkwasser mit Shigella sonei crusei, der Ruhr, in München-Ismaning, vergiftet hatten, nachgewiesen, dass die 4500, die von uns im Rahmen eines Katastropheneinsatzes von uns ausschließlich mit 10g Medizinalkohle behandelt wurden, nach ca. 24 Stunden beschwerdefrei waren, wohingegen die antibiotisch behandelten Patienten zu 30% Dauerausscheider mit Organkomplikationen wie Gelenkmanifestationen aufwiesen.

Aufgrund unserer Erfahrungen empfahlen die Münchner Gesundheitsbehörden bei Verdacht oder nach Nachweis einer bakteriellen Lebensmittelvergiftung außer bei Organkomplikationen, keine Antibiotika zu geben und nur anfangs einmal Medizinalkohle zu verabreichen, später Lactulose.