Katzen und ihr Zusammenleben

Hallo Herr Daunderer,

danke wie immer für Ihre Mails - und danke für das Lob auf Katzen! Ich liebe sie und lebe mit vieren zusammen, aber wir haben das Problem, dass die Katzen/Kater untereinander immer mal wieder Stress haben, obwohl unser Haus nicht klein ist, sie allesamt Freigänger sind und draußen rumtoben oder schleichen. Wie machen Sie das, dass die Vierzehn bei Ihnen miteinander zu Recht kommen? Wir hatten sechs Katzen/Kater und zwei sind wegen dieses Stresses weggewandert. Dass das passieren würde, darauf hatte mich schon zuvor eine Tierärztin aufmerksam gemacht. Ich wollte es nicht glauben, bzw. selber beobachten und tatsächlich - ich vermisse die zwei Abgewanderten immer noch sehr.

Da muss es ein Geheimnis geben - oder? Wären Sie so freundlich und würden es mir verraten? Herzlichst, Ihre A V

 

Liebe Frau V.,

der Verlust eigener, junger Katzen ist jedem Katzenfan ein Gräuel.

Anfangs waren wir hier auch sehr hilflos; ich meinte, das müsse man als Schicksal hinnehmen. Am Heiligen Abend waren plötzlich zwei Katzen verschwunden. Ich machte nachts rufend die Runde im Stadtviertel. Erst nach zehn Tagen fertigte ich Zettel mit Foto und Suchaufruf. Am Ende der Ferien kam ein Kater klapperdürr und halb verdurstet heim. Er war beim Nachbarn im Keller während seines Urlaubes eingesperrt. die zweite Katze, seine Freundin, wurde gleich am ersten Tag auf der großen Hauptstrasse überfahren. Nachbarn sahen dort den großen, schwarzen Fleck.

Dass unser Siam-„Großvater“, ein sehr eigenwilliger Kater, seine kinderreiche Familie verlassen wird, spürten wir früh und meinten damals dagegen nichts unternehmen zu können. natürlich wurde er sofort von entfernteren Nachbarn aufgenommen, die meinten, „herzlose Städter hätten ihn ausgesetzt“. Wie er uns fehlte, ahnten sie natürlich nicht. Später wurde sein „Enkel“ zum Abziehbild von ihm.

Später haben wir sofort tagelang nach Vermissten gesucht – und sie auch gefunden.

Das war das Geheimnis des Beieinanderbleibens. Als die Katzen noch klein und süß waren, wurden sie oft von Fremden aufgehoben, die versuchten, sie mit zunehmen. Dies beobachteten wir mehrmals. So bös und wild kratzend, hatten wir jedoch noch nie unsere Katzen erlebt.

Auch ich konnte meine streunende Katze einige Strassen weiter nicht in mein Auto heben, so wehrte sie sich seit vorausgegangenen Erlebnissen.

Sicher ist die Eifersucht und Herrschsucht der Kater untereinander ein Problem – wie bei den Menschen.

Zuwendung und ein First-Class - Futter sind das Geheimnis.

Ich habe einen Speiseplan für die Katzen in der Küche: jede frisst was anderes

(natürlich viele auch dasselbe. Manchmal ändert sich der Geschmack, dann wird der Plan geändert. Dies verhindert auch das Mäusefressen, eine Infektionsgefahr.

Bei Krankheit oder Kummer bekommt jeder sein Lieblingsessen, natürlich von mir serviert – und natürlich mit vielen Streicheleinheiten.

Beim Telefonieren und Tippen sitzt stets eine Katze in meinem Arm. Tippen einhändig, Telefonieren mit Freisprechtaste mit zwei Katzen im Arm. Stets ist eine Katze „ausgewandert“, d.h. beim Nachbarn. Ein Kater übernachte im Herbst im Freien, jetzt im Keller, weil ihn der älteste Kater, der ihm zu ähnlich ist, fortjagen will. Jeden Abend rufe ich ihn und bringe ihm sein Lieblingsfutter.

Aber sie wissen, in der Tiefkühltruhe wartet eine nach  einem Sturz notgeschlachtete Bio-Kuh, die roh verzehrt wird oder Thunfisch im Saft oder Rinderherzen – und natürlich zentnerweise (als „Züchter“) Bio-Trockenfutter aus USA (Nutro Choice- Chicken oder Salmon). Die Katzen sind Feinschmecker – wie alle Säuglinge. Zwei Nachbarhunde, ein großer weißer Wolfsspitz (Sam) und ein wilder kleiner Spitz (Paul) warten sehnsüchtig auf unsere Futterreste, die älter als 12 Stunden sind. Wenn ich sie nicht zum spazieren abhole, hängen sie auf dem Gartentor und kläffen leise, um von mir umarmt zu werden. Früher ängstlich und heute ruhig sehen die Katzen dem Treiben zu. Das Wissen, dass hier auch fremde Hunde kommen können, macht sie froh und gleicht sie der Natur an. Es ist mit ein Baustein, warum sie gerne wieder hierher kommen. Die Katzen lassen mich nicht aus dem Haus, werfen sich vor dem Abfahren vor das Auto, Sam ist der einzige, den sie zum Spazierengehen akzeptieren, weil er sie jagt, wenn sie wie eine Traube an meinen Fersen kleben.

Verbote und Schimpfen gibt es fast nie, die Katzen dürfen (fast) alles. Nur, wenn sie sich bekriegen, rufe ich laut ihren Namen und versuche sie abzulenken oder wegzuholen. Mir zuliebe kämpfen sie bei meiner Anwesenheit nicht. Meist bin ich aber zuhause.

Sehr wichtig ist, jede Katze hat ihr eigenes Körbchen und wöchentlich erneuerte weinrote Handtücher, der Lieblingsfarbe der Katzen.

Wenn ich schreibe, sitzen meist 7 Katzen um mich herum, wenn ich schlafe sind es mehr im Raum, bis 4 im Bett.

Bei Kummer oder Beschwerden handle ich sofort (Milben im Ohr, Zecken oder Husten). Unser bester Freund ist der nahe Tierarzt, den wir aber nie bemühen. Alles klappt mit Worten, Streicheln und Bonbons, unsere „Homöopathie“. Geimpft wird nie. Einziges Medikament ist eine reine Tetracyclinsalbe nach einem lange übersehenen Zeckenbiss – insbesondere, weil unsere „Großmutter Lisa“ (die älteste Katze, die hier 18 Kinder bzw.Enkelkinder bekam) eine böse Infektion nach solchen Zeckenbissen bekommt.

Und, und, und, Sie sehen die Eifersucht ist reduziert durch ein „Sorglos-Paket „.

Natürlich bedeutet alles sehr viel Arbeit – und auch Sorgen.

Es erinnert mich an meine vier Kinder, die heute fünf Enkel groß ziehen und an die ich immer denke, wenn ich mit meinen Katzen rede. Jetzt bin ich zehn Jahre in Rente und immer noch nicht will ich den Dauerstress vermissen. Allwöchentlich nach der Oper (wie heute) sitzen fast alle Katzen am Straßenrand oder an den offenen Fenstern und begrüßen mich stürmisch – was natürlich sofort mit einer „Raubtierfütterung“ mit ihren Lieblingshäppchen belohnt wird. Da hat keiner Zeit für Eifersucht.

 

Noch ein Wort zu Ihren Ängsten: es ist wie mit den Kindern. Es ist schön, wenn sie bei uns bleiben. Aber, wenn die Natur ruft, müssen sie fort und wir müssen uns wieder ablenken.

Ich hatte einen neugeborenen weißen Kater mit einigen Flecken, hieß „Flecki“ und hatte eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung durch seine Inzucht. Zwei Kinder meiner „Großmutter“ waren seine „Eltern“. Er klebte extrem anhänglich an mir. Ich liebte ihn abgöttisch – wie alle Eltern ihre kranken Kinder. Er brauchte mehr Zuwendung als alle restlichen damals 15 Katzen zusammen. Drei Tage vor seiner verschobenen Kastration lief er fort und ist sicher im Unterzucker verendet. Noch drei Jahre danach (und auch jetzt) schießen mir die Tränen in die Augen, wenn ich an ihn denke und ihn vermisse.

Zu viel Liebe gehört auch viel Kummer – wie in der Familie.

Katzen erinnern uns, was normal ist und erfreuen uns mehr als jedes andere Lebewesen. Ich hätte schon sehr viele andere Haustiere, halte jedoch Katzen für das göttlichste Geschenk an uns Menschen. Hunde sind anders, sie bringen mehr Freude und Temperament ins Haus. Ich bin froh um unsere Hunde in der Nachbar- schafft. Das Ausflugsziel vieler Hunde aus Grünwald ist unsere Katzenfarm. Selbst großer Hunde bleiben gespannt stehen, wenn unser kleinster Kater mit Katzenbuckel vor ihnen steht: wie im täglichen Leben (David gegen Goliat).

Andererseits polarisieren Katzen die Menschen: Hitler hatte einen Schäferhund, nie Katzen. Frauen bewundern Katzen, weil sie energisch ihren eigenen Willen durchsetzen und sich nicht erpressen lassen. Manche Männer halten Katzen  deshalb für „falsch“, weil ihnen die Selbständigkeit unheimlich ist.

So. nun muss ich wieder mal was arbeiten.

Die Ode auf die Katzen wird zu anderer Zeit fortgesetzt. Katzenspeichel auf ihrem Fell ist sehr stark allergisierend. Nur wer keine sehr starken Allergien hat, verträgt Katzen. Daher haben chronisch Vergiftete fast nie Haustiere. Die Tochter des Heilpraktikers Köhnlechner starb im Asthmaanfall durch ihre geliebte Hauskatze. Aber vielen Vergifteten täte es sehr gut, wenn sie sich mehr Gedanken um die Lebewesen in ihrer Umwelt machen könnten, statt um ihren eigenen „Bauch“. Meine letzten Vorträge begann ich stets mit einem aktuellen eigenen Katzendia. Viel mehr gute Laune, aber auch Ablehnung befiel die Zuhörer. Mein Vorbild war Prof. Lorenz, der im Alter mit seinen Graugänsen zusammen lebte und in der Verhaltensbeobachtung seine Freude und Bestätigung seiner Lehre  fand.

Daher setze ich Ihre Frage und meine Antwort in die Homepage.

Dort finden Sie übrigens zahlreiche „Katzenartikel“: unsere „Mitarbeiter“ (keiner hat es verstanden), Katzen die Opfer der Vogelgrippe usw.

Alles Liebe, Ihr MD