Jugendlicher starb an
Amalgam
B. M. * 11.11.67
Der Patient bekam
im 21. Lebensjahr 9 Amalgamfüllungen. Er wurde langsam immer apathischer und
träger. Der Wechsel war für die Familienangehörigen unfassbar. Außenstehende
vermuteten einen Drogeneinfluss - zu Unrecht. Es traten Gangstörungen auf,
später ein Koma. In der Klinik vermutete man zunächst eine Enzephalitis. Es
waren jedoch keinerlei Entzündungs- oder Herdzeichen feststellbar. Im weiteren
Verlauf bildete sich klinisch und computertomographisch ein Hirnödem aus. Der
Patient wurde in der Klinik aufgegeben. Wir flogen mit der Rettungsflugwacht in
sein Heimatkrankenhaus nach Nordschweden. Trotz einer höchstgradigen
Niereninsuffizienz wurden folgende Werte gemessen:
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Grenzwerte |
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Urin I /
Urin II: |
Kreatinin |
0,08 g/l Kreatinin |
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Urin II
nach 3 mg i.v.: |
Quecksilber |
78,8 µg/g Kreatinin |
- 50 |
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Kupfer |
1.912 µg/g Kreatinin |
- 500 |
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Cadmium |
7,5 µg/g Kreatinin |
- 3 |
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Blei |
50 µg/g Kreatinin |
- 150 |
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Arsen |
37 µg7g Kreatinin |
- 15 |
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Urin I: |
Selen |
73,8 µg/g Kreatinin |
- 30 |
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Zink |
1.950 µg/g Kreatinin |
- 740 |
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Zinn |
120 µg/g Kreatinin |
- 1 |
Der Patient war
nicht transportfähig, er starb 4 Wochen später im therapierefraktären Hirnödem
am apallischen Syndrom
Trotz fast
5monatiger stationärer neurologischer Intensivdiagnostik konnte keine andere
Ursache als die chronische Amalgamintoxikation (Zinn + Quecksilber) gefunden
werden. Weder Zink- noch Selensubstitution waren effektiv. DMPS weigerten sich
die unerfahrenen schwedischen Ärzte zu applizieren.
Die „Grenzwerte“
(Urin 200 µg/g Kreatinin) sind für den Kliniker ohne jeden praktischen Bezug.
Todesfälle im Koma durch Amalgam wurden bisher nie diagnostiziert - sie sind
heimtückisch.
Der deletäre
Verlauf war insbesondere auf die hohe Zinnvergiftung aus modernen
„non-gamma-2-Amalgamen“ zurückzuführen. Zinn wird von den Mundbakterien in
organisches Zinn verwandelt, das als das gefährlichste ZSN-Gift gilt, das wir
heute kennen.
Bei der Sektion
wird noch geklärt, ob der Zahnarzt durch fehlende Unterfüllungen einen typischen
zahnärztlichen Kunstfehler begangen hat. Eine Strafanzeige läuft.
Dieser tragische
Fall zeigt, dass die Amalgamvergiftung - erwartungsgemäß - in entsprechend
disponierten Fällen verheerende Folgen haben kann, was wir auf Grund unserer
bisherigen Erfahrungen seit langem postulieren: Jede noch so kleine
Amalgamfüllung so früh wie möglich austauschen, noch ehe irreversible Nerven-
oder Immunschäden aufgetreten sind.
Quelle: FORUM des Praktischen und
Allgemein-Arztes 11/90
(Dr. M. Daunderer)