Haarausfall durch
Chemikalien
Akute oder subakute
toxische Alopezien werden meist durch die
Schwermetalle Thallium,
Kadmium und Quecksilber ausgelöst. In Abhängigkeit von der aufgenommenen Dosis
und der
Einwirkdauer entwickelt sich entweder eine Alopezie vom Frühtyp oder eine
Alopezie vom
Spättyp. Eine Übersicht von Chemikalien und Substanzen, die eine diffuse
Alopezie
auslösen können, ist folgend dargestellt:
Arsen
Borate
DDT Hexachlorcyclohexan
Kadmium
Linolsäure
Ölsäure
Quecksilber-Derivate
Selen
Thallium
Thallium wird heute nur
noch selten als Nagergift und gegen andere Schädlinge wie
Ameisen und Schaben verwendet. Bei Versuchen zur Chemotherapie der Syphilis
fiel auf, daß
Thallium regelmäßig Haarausfall erzeugt. Daher ist es fast drei Jahrzehnte als
Epilationsmittel verwendet worden. Heute wird
Thallium in der Medizin nicht mehr
verwendet. Jedoch kommen vereinzelt noch Vergiftungsfälle durch Kontamination
von
Nahrungsmitteln oder durch bewußte Einnahme von
Thallium in Selbstmordabsicht. Der
Haarverlust erfolgt bei akuten Vergiftungen etwa ab dem 13. Tag, jedoch nie
früher. Der
Haarausfall ist bei Thalliuminvergiftungen ein höchst
wichtiges Kriterium, da er bei
kleineren Dosen als alleiniges Symptom auftreten kann. Typischerweise beginnt
er bei den
lateralen Augenbrauen. Bei unklaren Fällen diffuser Alopezie sollte nach Ausschluß der
naheliegenden Ursachen an eine Thalliumvergiftung
gedacht werden, vor allem wenn die
Alopezie von neurologischen Symptomen begleitet wird.
Kadmium wird zur Legierung
von Metallen verwendet und ist in einigen Farbstoffen und
Trockenbatterien enthalten. Zu bedrohlichen Intoxikationen kann die Inhalation
von Kadmiumoxid-Rauch führen, der beim Schmelzen von Kadmium oder beim
Schweißen und
Schneidbrennen von kadmiumhaitigen Legierungen
entsteht. Dabei stellt das diffuse Effluvium
lediglich eines von vielen Intoxikationssymptomen
dar.
Quecksilber kann ebenfalls
zu diffusen Effluvien führen. Auch heute können noch
vereinzelt Quecksilbervergiftungen durch Exposition im beruflichen und im
häuslichen Umfeld, gelegentlich auch durch die Anwendung obsoleter
Medizinalprodukte (Quecksilber in Merfen, Glyceromerfen, Bleichsalben) vorkommen. Die aus dem
Quecksilberamalgam der Zahnfüllungen
freigesetzten Quecksilbermengen reichen bei Allergikern aus, um Haarausfall
herbeizuführen.
Somit können Amalgamzahnfüllungen nicht für ein diffuses Effluvium
verantwortlich gemacht werden. Daher ist die routinemäßige Durchführung von
Quecksilberbestimmungen in
Blut, Urin sowie im Haar bei der ätiopathogenetischen
Abklärung des diffusen Haarausfalls beziehungsweise die prophylaktische
Entfernung von Amalgamfüllungen bei
Vorhandensein eines chronisch diffusen Effluviums
medizinisch nicht begründet.
Arsen wurde in früheren
Jahren zur Therapie der Psoriasis und der Syphilis verwendet.
Zusätzlich war es über viele Jahre Bestandteil von Pflanzenschutzmitteln. In
Deutschland wurde die Verwendung von Arsen in Pflanzenschutzmitteln verboten,
jedoch wird es in südlichen Ländern noch immer verwendet. Arsen wird unter
anderem durch die Haut rasch
aufgenommen. Es wird vor allem im Keratin der Haut eingelagert und zum Teil mit
den Schuppen und Haaren abgestoßen. Vergiftungsepisoden lassen sich in Haar-
und
Fingernagelanalysen gut nachweisen. Chronische Arsenvergiftungen zeichnen sich
daher unter anderem durch Hyperkeratosen der Haut und
Haarausfall aus. Als Umweltgift spielt Arsen heute in Deutschland keine Rolle
mehr.
Quelle: Dt.
Ärzteblatt 1999; 96: A-1571-1575 [Heft 23]
Vergessen wurden hier:
- alle Zytostatika
(Krebsbehandlung)
- Strahlenbehandlung „
- Radioaktive Substanzen (s.Mord mit Polonium)
- Wohngifte (Formaldehyd,
Pentachlorphenol, PCB)