1967 Guardini litt am Zahnarzt Pfusch

Guardini, mein Geisteslehrer, hatte jahrelang fürchterliche wechselnde Zahnschmerzen. Vater sagte, alle Zähne säßen auf Eiter. “Sein“ Zahnarzt meinte, er dürfe nichts ziehen, sonst könne er nicht mehr die Vorlesung halten oder predigen. Im Gegenteil konnte er wegen Zahnschmerzen seinen Mund kaum öffnen, sprach leise, fast unverständlich und wirkte daher schüchtern. Daher konnte er sich nicht richtig durchsetzen.

Der Vermutung, es sei eine Trigeminusneuralgie widersprach Vater wegen der wechselnden Lokalisation und der Kieferhöhlenbeteiligung. Bei dem Backenzahn war trotz durch Eiter zerfressener Wurzel der Kältereiz noch spürbar – mein Vater meinte, weil eine der 4 Wurzeln noch intakt war.

Die Interesselosigkeit des Zahnarztes an einer Hilfe erklärte mein Vater mit: „Er ist nicht versichert, da interessiert sich keiner für ihn.“

Guardini starb an einer Sepsis durch seine unbehandelten Eiterzähne.

Seither wusste ich, von Zahnärzten ist keinerlei Hilfe oder gar Mitgefühl zu erwarten.

Je eher ich meine Zähne los hätte, desto weniger wäre ich von solchen Menschen abhängig.

So fuhr ich stets mit einer Zahnzieh-Zange von meiner Tante in den Urlaub. Fest entschlossen, einen schmerzhaften Zahn sofort selbst zu ziehen.

Prof. Tapparo, der mir einen Teil meiner Zähne zog, meinte allen Ernstes: „Das ist der größte Fehler deines Lebens, du bist der erste, dem ich Implantate setzen muss.“ Den Rest zog mir Dr.Kreger: „Eigentlich viel zu spät“ – wie dieser meinte. In 12 Minuten waren 6 Zähne im Oberkiefer gezogen – ohne jeglichen Schmerz dabei oder später.

Jedenfalls wollte ich durch das Leiden von Guardini später Eiterzähne selbst erkennen und dringend entfernen lassen.

(Auszug aus meiner neuen Biografie)