FSME-Impfung Schock durch Gelatine

 

Bisher hatte der Kleine alle Impfungen gut vertra­gen. Doch als der Kinderarzt ihn gleichzeitig gegen Masern, Mumps, Röteln und Frühsom­mer-Meningoenzephalitis (FSME) impfte, reagierte der Junge in­nerhalb von Minuten mit einer Anaphylaxie.

 

Das Kind begann zu husten, wur­de blass, klagte über „Kratzen im Hals und hatte Atembeschwerden. Sofort verabreichte der Pädiater ein Prednison-Zäpfchen und spritzte Prednisolon und Theophyllin i.v., dann wies er den Jungen in die Kin­derklinik ein. Dort war der Spuk fast schon vorbei, man stellte nur noch eine leichte Rötung und Schwellung an den Impfstellen beider Oberarme fest, behandelte mit einem Antihis­taminikum und entließ den Jungen am nächsten Tag.

Drei Monate später kam der Kleine dann zur Abklärung der gefähr­lichen Impfreaktion erneut in die Klinik, wo die Ärzte mit Prick- und Radioallergosorbent-Tests (RAST) ihre allergologisch-diagnostischen Register zogen. Am Ende war dann die Diagnose klar: In einem Prick-Test hatte der kleine Patient auf das Gelatinepräparat Polygelin, später im RAST auf Gummibärchen, Rinder- und Schweinegelatine und me­dizinische Gelatinehaltige Produk­te positiv reagiert. Der Junge hatte also eine IgE-vermittelte Allergie gegenüber Gelatine. Eine gerade bei Impfungen durchaus zu beachtende Hühnereiweiß-Allergie lag dagegen nicht vor.

 

Vorsicht mit Süßigkeiten, Pudding, Kuchen und Kaugummi

Im FSME-Impfstoff ist Gela­tine in Form von Polygelin ent­halten, schreibt das Team um Dr. Wolfgang Kamin von der Kinderklinik der Universität Mainz in der Zeitschrift „Klinische Pädiatrie”. Weitere gelatinehaltige Produkte werden als Kolloide (Infusions- Volumentherapie) bei Reanimati­onen häufig verwendet.

 

In der Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren waren für den Buben  allerdings sehr viel profanere Dinge als die genannten Medikamente von Bedeutung. Da er nach Exposition jeweils heftig allergisch reagierte, müsste er sich fortan Süßigkeiten, wie z.B. Pudding und bestimmte Sorten Kaugummi verkneifen. AW

Wolfgang Kamin et al., Klin Pädiatr 2006; 218: 92-94

 

Quelle: Medical Tribune • 41. Jahrgang • Nr. 16 • 21.04.2006

 

 

Gelatine: ist als Blattgelatine oder in Pulverform erhältlich und wird im Haushalt z.B. für die Herstellung von Sülzen, Roter Grütze, Götterspeise, Tortenfüllungen und Dessertspeisen verwendet. Industrielle Anwendungsbereiche für Gelatine sind:

- Süßwaren wie Gummibärchen, Weingummis, Negerküsse, Schaumwaren

- Fleisch- und Fischwaren in Aspik

- Tortenfüllungen, Sahnedekor

- Milchprodukte

- Klärung von Wein und Säften

- Diätetik/Pharmazie

Quelle: http://www.was-wir-essen.de/abisz/verdickungsmittel.cfm

 

 

FSME: Frühsom­mer-Meningoenzephalitis - Virusenzephalitis (Arboviren) - von Tieren auf Menschen durch Arthropoden (Zecken, Mücken) übertragbare zyklische Infektionskrankheit. Mehr siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/FSME

 

Anaphylaxie = Allergischer Schock =  Anaphylaktischer Schock. Mehr siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Anaphylaktischer_Schock

 

Pädiater: Facharzt für Kinderkrankheiten

 

Prednison = Prednisolon: synthetische Kortikoide. Mehr siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Prednison

 

Theophyllin: Theophyllin wird therapeutisch gegen Bronchialasthma eingesetzt. In geringerem Umfang steigert Theophyllin auch die Leistung des Herzens. Mehr siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Theophyllin

 

Antihis­taminikum: Medikament gegen Wirkungen des Histamins und von Substanzen, die bei allergischen Erkrankungen auftreten. Mehr siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Antihistaminikum