1970 Drogenfrei abrupt bei Alkohol und Nicotin

 

Während alle Ärzte um mich herum jedem Alkoholiker Distraneurin zu futtern gaben bis er davon abhängig war, gab ich jedem Alkoholiker nur eine Flüssigkeitsinfusion, die ihn im Bett hielt (Lävulose).

Zugleich musste er das Rauchen aufhören. Wir sorgten um ein reichhaltiges Freizeitangebot mit Fernseher, Gruppengespräche, Beschäftigungstherapeutinnen, Diätberatung und Mithilfe auf der Station je nach Ausbildung, die von den Schwestern dankbar empfangen wurde.

Wohl, weil wir uns intensiv auf unserer ersten Intensivstation in einem Städtischen Krankenhaus um die Patienten kümmerten, rutschte kein einziger in ein Alkohol Entzugsdelir. Das hängt ab von dem Dopaminspiegel des Gehirns, der zwar durch Medikamente wie Distraneurin künstlich gehoben werden kann, aber menschlicher mit Aktivitätsförderung. Nur wenn dies durch Mithilfe und nicht durch sich passiv berieseln lassen geschieht, ist es in einem Stationsbetrieb organisierbar. Auf meiner Station wurde immer viel gearbeitet und dem schlossen sich die Patienten gerne an. Der Tagesablauf war für alle so interessant, dass keiner mehr Zeit fand für eine Zigarette oder einen Schluck Alkohol.

Autogenes Training lehrte ich allen in einer Gruppe, in die später auch viele Chefärzte des Hauses kamen. Der stationäre Alkohol – und Nikotinentzug wurde nach Kontrolle aller Organschäden des Magens, der Leber und der Blutbildung nach zwei Wochen beendet. Bei Rückfall kam jeder wieder auf die Intensivstation und begann von vorne.

Später begannen wir die Entgiftung im Rausch auf der Intensivstation mit einer Ampulle Physostigmin die Entgiftung und ersparten damit mindestens drei Krankenhaustage, die  mit einer erhöhten Motivation belohnt wurden.

Gemeinsam mit dem Max Plack Institut führte ich 1983 ein gemeinsames Raucherprojekt durch, bei dem die seelische Unterstützung des Rauchers im Vordergrund stand. Nikotinkaugummi erleichterte zwar die anfängliche Entgiftung (Nicorette), Die Nachkontrolle nach einem Jahr erbrachte jedoch, dass die Rückfallquote mit zehnmal höher war als ohne Unterstützung mit Nikotinkaugummi.