Depressionen sichtbar
machen im MR
Mit Hilfe von Kernspintomographen wollen
Ärzte schon bald Depressionen zweifelsfrei erkennen. Die in der Hirnforschung
genutzten Geräte können einen Botenstoff anzeigen, der mit der depressiven Störung
in direktem Zusammenhang steht.
Amerikanische
Wissenschaftler haben entdeckt, dass Patienten mit Depressionen in ihrem Gehirn
eine verringerte Konzentration des Botenstoffs Gaba haben. Die Verbindung mit
dem Namen Gamma-Amino-Buttersäure - kurz Gaba - kann durch Anlegen eines
Magnetfeldes mit einem Kernspintomographen sichtbar gemacht werden, berichten
Gerard Sanacora und seine Kollegen von der Yale University in der
Fachzeitschrift „Archives of General Psychiatry“.
Bei Depressionen
ist das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Botenstoffen im Gehirn gestört. So
konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass die Menge der Neurotransmitter
Serotonin und Noradrenalin bei Menschen mit depressiven Störungen vermindert
ist. Auch der Botenstoff Gaba, der bei vielen Vorgängen im Gehirn eine hemmende
Wirkung hat, steht schon länger im Verdacht, an der Entstehung von Depressionen
beteiligt zu sein.
Diese Vermutung
konnten Sanacora und seine Kollegen nun bestätigen. Sie vergleichen die
Gaba-Mengen in den Gehirnen von 38 gesunden Probanden mit denen von 33
Probanden, die an depressiven Störungen litten, und fanden eine deutlich
verminderte Konzentration bei den depressiven Teilnehmern.
Besonders
ausgeprägt war diese Verminderung bei Patienten, die zusätzlich zu ihren
depressiven auch psychotische Symptome wie Realitätsverlust und
Wahrnehmungsstörungen zeigten.
Dieses Ergebnis ist
besonders deswegen interessant, weil die Bestimmung der Gaba-Konzentration ohne
einen Eingriff direkt im Gehirn erfolgen kann. In einem Magnetfeld gibt die
Verbindung nämlich ein typisches Signal ab, dessen Intensität Rückschlüsse auf
die Menge des Botenstoffs im Gehirn erlaubt.
Quelle: SPIEGEL ONLINE, 6.7.2004