Depressionen bald häufigste Krankheit
 Depressionen sind nach Einschätzung von Experten auf dem Weg zur Volkskrankheit. Gemessen an Ausfalltagen würden Depression weltweit im Jahr 2050 auf Platz Zwei der Krankheiten stehen, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Professor Jürgen Fritze, am Mittwoch vor der Wissenschafts-Pressekonferenz in Bonn. In den "zivilisierten Ländern" seien Depressionen sogar auf dem Weg zu Platz Eins.

Nach Angaben der DGPPN leiden in einem Jahr in Deutschland knapp sechs Millionen Menschen an einer Depression. Etwa 17 Prozent der Bevölkerung erkrankten mindestens einmal in ihrem Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression, wobei Frauen ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko aufwiesen als Männer.

Allerdings werden nach Einschätzung der DGPPN weniger als die Hälfte aller Depressionen in Deutschland tatsächlich auch behandelt. Dadurch sei die Gefahr sehr groß, dass bei den Patienten ein therapieresistentes depressives Syndrom entsteht. Damit einher gehe eine hohe Selbstmordgefahr. Depressionen stellen mit 50 Prozent die häufigste Ursache aller Selbsttötungen dar, erklärte die Organisation.

Der jährliche "Welttag für Seelische Gesundheit" am 10. Oktober soll die Problematik stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Die DGPPN dringt auf eine bessere Versorgung von psychisch Kranken. Es fehle in Deutschland vor allem an niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, die gerade die schwereren Fälle betreuen könnten. Das liege nicht zuletzt an einer "massiven Unterfinanzierung der psychiatrischen Basisversorgung", erklärte der Interessenverband. Besonders schlecht sei die Versorgung in den neuen Bundesländern, wo auf einen Nervenarzt über 20.000 Einwohner kämen. Nach Auffassung der DGPPN sei damit eine flächendeckende psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung nicht gewährleistet.

© 2005 The Associated Press.