2006
DMSA und DMPS in Europa eingeführt
1970 tauschte ich mit dem Chef - Toxikologen der DDR -Armee, Prof. Dr.Ludewig Lohs, für einen schwierig zu behandelnden Vergiftungsfall in Moskau das deutsche Antidot Ampullen Dimercaprol gegen die russische Spritze Unithiol und der chinesischen Spritze DMSA. Den russische Prospekt und die umfangreiche russische Literatur ließ ich von meiner Mutter übersetzen, die gerade Russisch in der Volkshochschule lernte. Die chinesische Literatur konnte bis heute niemand übersetzen - mit Ausnahme der wenigen zitierten Absätze mit Dosisangaben.
Die deutsche Großhandelsfirma für Chemikalien, Firma Fluka, bat ich, beides anhand der Literatur, herzustellen.
Die NATO und die Bundeswehr interessierten sich sehr für die Substanzen. Der Cheftoxikologe der deutschen Bundeswehr, Prof.Dr.Nikolaus Weger in Hochbrück, riss alles an sich. Ihm ist zu verdanken, dass die Substanz großtechnisch in Deutschland hergestellt wurde.
Anfangs stand als Indikation die Arsen- und Bleivergiftung im Vordergrund. Die Russen verwendeten es auch als Gegengift bei einer Digitalisvergiftung.
Beim Lesen der Basisliteratur fiel auf, dass die Amalgamvergiftung eine hilfreiche Behandlung einer Kampfstoffvergiftung mit Arsen verhinderte.
Die Russen verboten daher den jungen Soldaten, sich Amalgam legen zu lassen. Dieser Umstand wird oft falsch zitiert als "russisches Amalgamverbot".
Dies war für mich der erste ernstzunehmende Beweis einer Amalgamvergiftung. Soldaten mit Amalgam hatten irrsinnig hohe Quecksilber-Ausscheidungen im Urin nach einer DMPS-Spritze. Bis dahin hatte die Welt so etwas noch nicht gehört.
Es brauchte noch fast zehn Jahre, bis ich genügend Fälle zusammenhatte und daraufhin energisch ein Amalgamverbot forderte.
Als die Zahnarztkammern hörten, dass DMPS zu hohen Quecksilber-Ausscheidungen bei Amalgamträgern führte, unternahmen sie alles, um die Zulassung und Herstellung von DMPS zu verhindern. Sie wollten, dass mir die ärztliche Approbation entzogen wird.
DMPS-Ampullen waren 1990 noch nicht zugelassen und sie meinten, dass ich sie nicht spritzen dürfe.
Der Chef der Rechtsmedizin in München, Prof. Dr. Spann, erklärte jedoch, dass ich als Klinischer Toxikologe bei einer Vergiftung alles spritzen dürfe, was dem Patienten nach meiner Erfahrung hilft.
Vorsichtshalber ließ ich mir tausende Ampullen DMPS herstellen. Damals zahlten alle Krankenkassen anstandslos alle Ampullen auf Rezept und die toxikologischen Untersuchungen im Urin.
Bald waren 800 schwere Vergiftungsfälle dokumentiert, Jährlich kamen etwa 2000 neue Fälle dazu.
Der Arbeitsmediziner Schiele aus Erlangen schrieb in unzähligen Artikeln "Daunderer`s DMPS-Test ist grob fahrlässig und falsch". Als ihm niemand glaubte, machte er ihn mit hohem Ergebnis bei sich (14 Amalgamfüllungen!) und seither bei jedem Gerichtsgutachten.
Nach etwa einer Million DMPS-Testen gibt es bei uns keine schweren Quecksilber-Vergiftungen mehr. DMPS trat wesentlich in den Hintergrund und ist unverzichtbar in Fällen mit erhöhtem alpha-1-microglobulin zur Verhinderung eines Nierenkrebses u.a.
Eine wesentliche Neuerung war dann meine Entdeckung, dass nach Schnüffeln von DMPS große Quecksilber-Mengen über die Leber in den Darm ausgeschieden werden durch die Entgiftung des Stammhirns, das über den Riechnerven erreicht wird.
DMPS-Kapseln spielen für die chronische Vergiftung keine Rolle, da sie zu stark allergisierend wirken und das Gehirn zu schwach entgiften.
(Auszug aus meiner neuen Biografie)