! 3.2.1. DMPS-Dimaval DMPS-Test
Synonyma: 2,3-Bis(sulfanyl)propan-1-Sulfonsäure, 2,3-Dimercaptopropan-1-Sulfonsäure,
Natriumsalz, Chemische
Formel: C3H7NaO3S3
Vorkommen: Dimaval
- Kapseln (Heyl), DMPS -Injektionslösung (Heyl), Mercuval - Kapseln (G.N.Pharm),
Unithiol (russ.Primärpräparat)
Indikationen:
Chronische und akute Vergiftungen mit Quecksilber (anorganische und organische
Verbindungen,
Dampf,
metallisches Quecksilber). Chronische Vergiftungen mit Blei. In Russland primär
entwickelt gegen die gefährlichen Arsen-Kampfstoffe.
Es gibt
Hinweise dafür, daß DMPS auch geeignet ist zur Steigerung der
Schwermetallelimination bei Vergiftungen mit Kupfer, Antimon, Chrom, Kobalt,
Titan.
Tab. 1: Indikationen von Chelatbildnern - Metall
1. Wahl 2. Wahl HgMetall DMPS DMSA
organisch
DMSA DMPS, anorganisch DMPS DMSA, Blei DMSA DMPS, Arsen DMPS DMSA, Chrom
DMPS, Antimon DMPS, Thallium
Berliner Blau DMSA
Kontraindikationen:
Überempfindlichkeit gegen DMPS oder seine Salze. Eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin im Serum 8 2,5 mg/dl, bei
Kleinkindern 8 1 mg/dl) – außer wenn durch das Gift bedingt.
Besondere
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit allergischer asthmatischer Symptomatik. Verwendung
während Schwangerschaft und Laktation: DMPS zeigte keine teratogenen Effekte in
den tierexperimentellen Untersuchungen. Obwohl Erfahrungen am Menschen bislang
nicht vorliegen, müssen Schwangere von der DMPS-Therapie nicht grundsätzlich ausgeschlossen
werden, wobei sorgfältig abgewogen werden sollte zwischen dem Risiko der
Vergiftung und dem Risiko einermedikamentösen Behandlung. Im Falle der
Behandlung von Schwangeren mitDMPS sind die Mineralstoffspiegel, insbesondere
Zink und Kupfer, zu kontrollieren, um eine Versorgung des Kindes mit
essentiellen Spurenelementen zu sichern, denn es ist bekannt, daß ein durch
einenChelatbildner verursachter Zinkmangel seinerseits teratogen wirken kann. Bei
Vorliegen von Schwermetallvergiftungen sollte grundsätzlich nicht gestillt
werden.
Nebenwirkungen:
Gelegentlich können Schüttelfrost, Fieber oder Hautreaktionen, vermutlich
allergischer Natur, wie Juckreiz,
Exantheme
oder Flash, auftreten, die nach Absetzen der Therapie in der Regel reversibel
sind. In Einzelfällen sind schwere allergische Hauterscheinungen, z.B. Erythema
exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, beschrieben worden. Nur bei
länger andauernder Anwendung kann DMPS den Mineralstoffhaushalt, insbesondere
die Elemente Zink und Kupfer, beeinflussen, die Wirkung ist schwach, nicht bei
diesen Vergiftungen angezeigt!
In
Einzelfällen kann eine Erhöhung der Transaminasen festzustellen sein. Kardiovaskuläre
Reaktionen können insbesondere bei zu schneller Injektion von DMPS auftreten
und äußern sich in Blutdruckabfall, Übelkeit, Schwindel, Schwäche, in der Regel
kurze Zeit nach der i.v. Injektion.
In
Einzelfällen kann ein Nierenversagen als klinisches Symptom einer
Quecksilbervergiftung ausgelöst werden, da eineMobilisierung des aufgenommenen
Quecksilbers im Körper erfolgt. Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch: Bei
Injektionen von DMPS muß diese langsam, d.h. über 3 bis 5Minuten, erfolgen. Intramuskuläre Injektionen sind bei
chronischen Vergiftungen sinnvoller und effektiver als intravenöse,
Infusionen sind völlig sinnlos, nur wegen der guten
Bezahlung gewünscht. Angebrochene Ampullen dürfen nicht aufbewahrt und
weiterverwendet werden, sondern müssen verworfen werden.
Wechselwirkungen:
Die Einnahme von DMPS per os sollte nicht gleichzeitig mit Mineralstoffpräparaten
erfolgen, da eine evtl.DMPS-Mineralstoff-Chelatbildung bereits im Darm zu einem
Wirkungsverlust von DMPS führen kann. Aus gleichem Grund sollte DMPS auch mind.
1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Die gleichzeitige Gabe von
Kohle zu oralem DMPS sollte vermieden werden. DMPS-Injektionslösungen dürfen
nicht anderen Injektionslösungen zugemischt werden. Dosierung und Art der Anwendung:
DMPS kann
oral und parenteral verabreicht werden. Die Dosierung richtet sich
grundsätzlich nach Art und Schwere der Vergiftung. Folgende Dosierungen werden
als Rahmenempfehlungen gegeben:
Akute
Vergiftungen, parenteral: 1. Tag: 250 mg DMPS i.v. alle 3–4 Std. (1,5–2,0
g/Tag), 2. Tag: 250 mg DMPS i.v. alle 4–6 Std. (1,0–1,5 g/Tag), 3. Tag: 250 mg
DMPS i.v./i.m. alle 6–8 Std. (0,75–1,0 g/Tag), 4. Tag: 250 mg DMPS i.v/i.m.
alle 8–12 Std. (0,5–0,75 g/Tag)
Folgende
Tage: Je nach klinischem Zustand 1 bis 3 x 250 mg parenteral oder Umstellung
auf orale Applikation. Bei oraler Gabe von DMPS bei akuten Vergiftungen sollte
die anfänglich tägliche Dosis von 1,2–2,4 g in Einzeldosen gleichmäßig über den
Tag verteilt (z.B. 12 x 100–200 mg/24 h) gegeben werden. Bei chronischen
Vergiftungen werden in der Regel 300–400 mg DMPS einmalig oral verabreicht. Bei
schweren chronischen Vergiftungen kann die einmalige Dosis auch erhöht
werden.Injektionen von DMPS sollten nur in den Muskel erfolgen! Bei chronischen Vergiftungen Intervalltherapie
2-6-12 Wochen Abstand, nur i.m!
Wirkungscharakter:
Auch
Patienten mit Anurie nach Ingestion von anorganischen Quecksilberverbindungen
undQuecksilberkonzentrationen im Blut von bis zu 12 mg/l (!) wurden mit DMPS
wieder hergestellt. Die Antidotwirkung von injiziertemDMPS bei chronischerQuecksilbervergiftung ist oft
beschrieben (AL-DAMLUJI 1976, ASHBEL 1959, BAKIR 1974, BAKIR et al.
1976,MASLIUK et al. 1967, ZHANG 1984). DMPS wurde für 3–7 Tage in Dosen von
125–400 mg/d gegeben. Diese Behandlung wurde, mit wenigen DMPS-freien Tagen
dazwischen, meist mehrere Male wiederholt (Intervalltherapie). Bei chronischen
Quecksilbervergiftungen, bei denen Schädigungen des Nervensystems im
Vordergrund stehen, wurden Besserungen der neurasthenischen Symptome wie
Schlafstörungen, Nervosität, Kopfschmerzen,
Parästhesien,
Arthralgien, erhöhter Speichelfluß und Schwitzen unter der DMPS-Therapie beschrieben
(ASHBEL 1959, BELONOZHKO et al. 1957, BÖCKERS et al. 1983, 1985, CAMPBELL et
al. 1986, DAUNDERER 1989b, DAUNDERER 1990c, DÖRFFER 1989, HE et al. 1984, ZHANG
1984). Bei Kindern wurden die klinischen Symptome der quecksilberbedingten
Feer’schen Krankheit unter DMPS gebessert (BÖCKERS 1983, VON MÜHLENDAHL 1990,
1991a). Auch ohne Therapie mit einem Chelatbildner wurde nach Entfernen der
Giftquelle eine langsame Besserung in der klinischen Symptomatik bei Patienten
mit milder bismäßiger chronischerQuecksilberintoxikation beobachtet (BAKIR et
al. 1986,HE et al. 1984).Allerdings wurde auch eine Verschlechterung des
klinischen Zustands bei schweren Vergiftungen trotz Entfernung des Patienten
von der Vergiftungsquelle ohne zusätzliche Therapie beschrieben (CAMPBELL et
al. 1986). Auch waren die bei den Patienten mit DMPS-Behandlung gebliebenen
neurologischen Vergiftungssymptome schwächer ausgeprägt als bei Patienten ohne
diese Therapie (HE et al. 1984). Im Rahmen einer zweimonatigen Beobachtung
besserten sich die Symptome bei den mit DMPS behandelten Patienten schneller als
bei den Patienten ohne DMPS-Behandlung (ZHANG 1984). Tab. 2:
Normalkonzentrationen ( ` g/l) verschiedener Schwermetalle in Blut und Urin Metall
Normalwerte ( ` g/l) Grenzwert Urin Blut Plasma Serum Urin ( ` g/l) Arsen ‹ 8,5
25 Blei 1–30 30–360 » 15 50 Cadmium 0,1–3,8 0,5–4,5 0,2–1 3 Chrom 0,2–5,9 0,7–10
‹ 0,3 0,3–2 3 Kobalt 1–7 2,4–3 ‹ 0,3 1–2 Kupfer 12,7–95 790–1300 800–1300
700–1400 500 Mangan 1–10 4–14 0,4–1,0 0,4–0,8 10 Molybdän » 0,1 0,8–3,3 0,3–1,2
0,4–0,8 Nickel 2,2–2,7 1,8–7 0,6–5,3 1–4,6
Quecksilber
1–19 0,5–3,3 1–4,2 50 Selen 8–120 55–316 » 0,1 40–158 Zink 360–800 12000–13000
800–1500 700–1240 2000
Zinn 15. Aufgrund
dieser Beobachtungen und aufgrund der Erfahrung, daß schwere neurologische
Störungen einer Therapie kaum mehr zugänglich sind (BAKIR et al. 1976,
BELONOZHKO et al. 1957, HE et al. 1984), findet sich in der Literatur die
Empfehlung, eineDMPS-Therapie möglichst früh nach Erkennung
einerQuecksilbervergiftung und vor dem Auftreten schwerer zentralnervöser
Schäden einzuleiten (BELONOZHKO et al. 1957, CLARKSON et al. 1981, HE et
al 1984, OSTER et al. 1985, ZHANG 1984). Abschließend sei noch erwähnt, daß DMPS inhalativ appliziert,
auch zur Behandlung von Quecksilberdampfvergiftungen erfolgreich gegeben wurde
(ASHBEL 1959, FODERMANN 1977). Diese Grenzwerte gelten nur für die Bestimmung
nach der ersten Mobilisation, nicht, falls nach Expositionsstop
und
vorausgegangenerMobilisation erneut das Antidot gegeben wurde. Ein
Schwermetalldepot liegt auch vor, wenn der gemessene Wert nach Mobilisation
höher als der vor Mobilisation liegt. In diesem Fall sollte die Mobilisation
zur Giftreduktion in monatlichen bis vierteljährlichen
Abständen
wiederholt werden, je nach gifttypischen Beschwerden. Bei einer chronischen
Vergiftung muß das Antidot regelmäßig bis zur Normalisierung der Urinwerte gegeben
werden.
Andere
Antidote: DMSA (Dimercaptobernsteinsäure). Reinsubstanz oral 100 % Resorption,
geringere Nierenentgiftung, stärkere Entgiftung aus dem Nervensystem. Dimercaprol
(Sulfactin i ): erhöht Konzentration von Arsen und
Quecksilber im Gehirn (hier kontraindiziert).