Computer werden abgehört und strahlen
Jeder
Monitor ist ein Sender: Auch moderne Bildschirme von Laptops lassen
sich ohne großen Aufwand belauschen. Scenarium: Ein Pkw steht am Straßenrand,
geparkt vor dem Büro eines mittelständischen Betriebs. Die Autoscheiben sind
getönt. Im Auto starrt F., auf einen Schwarzweißmonitor. Er hat eine Antenne
auf das Büro gegenüber gerichtet. Bei 618,7 Megahertz, erscheint das Abbild einer
Benutzeroberfläche auf dem Schirm vor ihm, schwarzweiß und leicht verwaschen.
Eine lange Excel-Preistabelle flimmert auf, die wie von Geisterhand um weitere
Einträge ergänzt wird. Wort für Wort kann F. mitlesen, was im Büro gegenüber
getippt wird. Die Spionageattacke
ist nur eine Demonstration dessen, was möglich ist. F. arbeitet für die
Computersicherheitsfirma GBS seines Vaters. Es gibt keine zuverlässigen Zahlen,
wie viele Firmen mit dieser Methode ausspioniert werden, denn im Gegensatz zu
Einbrechern oder Computerviren hinterlassen diese Angriffe keine Spuren. Wer
kann schon sagen, ob letzte Woche vielleicht ein unauffälliger Lieferwagen vor
der Tür geparkt war?
„Tempest" -
so nennen Fachleute die Ausnutzung dieser Lücke in der Datensicherheit: Kaum
ein Computernutzer weiß, dass jeder Bildschirm wie eine Antenne wirkt und
elektromagnetische Pulse ausstrahlt. Wer diese Abstrahlung mit einer Antenne
aus der Luft fischt und am Computer wieder zusammenpuzzelt, kann den
Spitzelfunk nutzen, um sich in Ruhe mit vertraulichen Daten berieseln zu lassen.
Je nachdem wie viele störende Signale dazwischenfunken, könnte ein
Bildschirmspion noch aus hundert Meter Entfernung durch die Scheiben eines
Hochhausturms hindurch verfolgen, welche Firmenstrategie etwa ein Vorstandsvorsitzender
gerade diktiert hat. Die Reichweite hängt dabei von vielen Faktoren ab, unter
anderem von der Luftfeuchtigkeit. Schwülwarme Sommertage sind ideal, weil die
Luft dann gut leitet. Fieberhaft rüsteten Militärs, Geheimdienste und Diplomaten ihre
Büros auf, um die verräterische Streustrahlung zu blockieren - oder sie selbst
für Spionagezwecke zu nutzen. Es boomt eine ganze Tempest-Industrie
mit schätzungsweise über einer Milliarde Dollar Jahresumsatz bereits im Jahr
1990. Doch dann ließ das Interesse nach. Das Problem schien sich erledigt zu
haben, weil neue Flachbild-Displays die strahlungsintensiven
Kathodenstrahlröhren ersetzten. Doch nun zeigt sich: Das war ein Irrtum.
"Auch Notebooks lassen sich sehr gut abhören", sagt Friedrichs. Denn
die Kabel, vor allem die von der Platine zum Bildschirm, wirken wie
leistungsfähige Sender. Doch dann ließ das Interesse nach. Das Problem schien
sich erledigt zu haben, weil neue Flachbild-Displays die strahlungsintensiven
Kathodenstrahlröhren ersetzten. Doch nun zeigt sich: Das war ein Irrtum. Auch
Notebooks lassen sich sehr gut abhören. Denn die Kabel, vor allem die von der Platine zum Bildschirm, wirken wie
leistungsfähige Sender. Rund tausend Euro verlangt F. dafür, einen
Bildschirm abhörsicher zu machen. Bislang kamen seine Kunden vor allem aus dem
militärischen Bereich; doch neuerdings wollen auch immer mehr Privatfirmen ihre
Rechner härten lassen. In einer strahlungsisolierten
Messkabine, die mit schweren Ferrit-Kacheln tapeziert ist, bastelt er so lange
herum, bis der ungewollte Sender verstummt. Die Firmen stehen Schlange: 6000
Geräte soll F. innerhalb des kommenden Jahres abhörsicher machen. Derzeit
erforscht K., wie sich auch Chip-Karten abhören
lassen, wenn ihre Datensätze etwa am Geldautomaten auf die Straße
hinausgepustet werden.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,431792,00.html
Dies
ist ein weiterer Beweis dafür, wie schädlich Computer für Elektrosensible sind.