Asbest-Krebs verbreitet sich massenhaft
Stirbt bald
jeder Hunderste am malignen Pleuramesotheliom
[bösartiger
Krebs ausgehend von der Pleuradeckzellenschicht auf
der Lungenoberfläche od. Brusthöhlenauskleidung]?
Auf
Grund früherer Asbestbelastungen wird es in wenigen Jahren zu einer rasanten
Zunahme von malignen Pleuramesotheliomen kommen.
Heilung ist nur bei frühzeitiger Operation möglich. Doch auch für inoperable
Patienten gibt es eine Therapie, die ihre Überlebenszeit verlängert und ihre
Lebensqualität erhöht.
Bisher ging man davon aus, das
maligne Pleuramesotheliom sei ein seltener Tumor.
Diese Ansicht ist nicht mehr zeitgemäß, betonte Prof. Dr. AXEL R. HANAUSKE vom
Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in
Hamburg auf einer Fortbildungsveranstaltung des Onkologischen (Geschwülste)
Schwerpunktes der Dr.-Horst-Schmidt-Klinik in
Wiesbaden.
In wenigen Jahren häufiger als Ovarial-Ca. (Eierstockkrebs)
Wegen der langen Latenzzeit von der
Exposition gegenüber dem 1993 in Deutschland verbotenen Asbest bis zur Tumormanifestation
nimmt die Zahl der Erkrankten nun exponentiell zu. Mit einem Peak ist zwischen 2015 und 2020 zu rechnen. Dann wird das
maligne Mesotheliom [vom Mesothel
ausgehender bösartiger Tumor der Körperhöhlenauskleidung (Pleura, Perikard, Peritoneum) − Mesothel:
einschichtige Epithel (Deckzellen) der serösen (serumartigen) Häute (Peritoneum,
Pleura)] häufiger sein als zum Beispiel das Ovarialkarzinom.
In manchen europäischen Ländern werden bis zu einem Prozent der Männer der
Jahrgänge 1945 bis 1950 am Pleuramesotheliom
versterben. Doch auch Frauen, die die Kleidung der mit Asbest arbeitenden
Männer gereinigt oder ausgeschüttelt haben, sind gefährdet.
Wie erkennt man das Pleuramesotheliom? Patienten, die früher Asbest-exponiert waren und jetzt über ringförmigen oder
einseitigen Thoraxschmerz (Brustkorbschmerz), Luftnot, Husten und
Gewichtsabnahme klagen, müssen einer interdisziplinären Diagnostik zugeführt
werden, forderte Dr. habil. DETLEV BRANSCHEID, Thoraxchirurg am Hamburger
Krankenhaus Großhansdorf.
Therapeutisch spiele die
Videoassistierte Thoraxchirurgie (VATS) eine entscheidende Rolle, sagte Dr. Branscheid. Für die „Umweltkatastrophe“ malignes Mesotheliom werden in der Zukunft eine multimodale Therapie
Bedeutung erlangen.
Zu den chirurgischen Optionen beim Pleuramesotheliom gehört die Dekortikation. Bei diesem
Eingriff wird die dicke Schwarte, die über der Lunge liegt, herauspräpariert − aufgrund der
Tumorminimierung verbessert sich die Lebensqualität. Viel radikaler ist der
sog. P3D-Eingriff mit Resektion von Perikard, Diaphragma, Lunge und Pleura;
nicht selten werden dabei kilogramm-schwere Tumormassen
entfernt, so der Kollege. Bewährt hat sich die perioperative
Chemotherapie. Man operiert allerdings nur beim epithelialen
oder biphasischen Subtyp in niedrigen Stadien, nicht
beim selteneren sarkomatösen Subtyp des malignen Pleuramesotheliom. Die Operation führt vor allem bei
jüngeren Patienten zu einem deutlichen Überlebensvorteil. In
künftigen Studien ist zu evaluieren, ob die Demortikation
und die Radikaloperation mit einer induktiven oder adjuvanten
Chemotherapie kombiniert werden sollte.
Enzyminhibitor verlängert das Leiden um 6 Monate inoperablen
Patienten
Bei inoperablen Pleuramesotheliom-Patienten
bewirkt bislang einzig die Kombination des gegen drei Schlüssel-Enzyme der DNA-
und RNA-Nucleotid-Synthese gerichteten Multi-Target-Enzyminhibitors Pemetrexed
mit Cisplatin einen Überlebensvorteil. Schon nach vier Zyklen kam es zu einem
erheblichen Rückgang der Tumormasse, berichtet Prof. Hanauske.
Die Remissionsrate bei Patienten, die entsprechend den Anwendungsempfehlungen
begleitend Folsäure und Vitamin B12 erhielten, betrug in einer Phase-3-Studie
unter kombinierter Chemotherapie 46 %, Cisplatin allein erreichte nur eine
Remissionsrate von 20%. Das mediane Überleben verlängerte sich von 9,3 auf 12,1
Monate, und auch die Lebensqualität besserte sich − ablesbar an
weniger Schmerzen, Atemnot, Husten und Anstieg der Vitalkapazität. „Eine
unbehandelbare Tumorentität wurde in eine behandelbare überführt“ resümierte
Prof. Hanauske.
Quelle:
Medical Tribune
• 41.
Jahrgang • Nr.22 • 2. Juni 2006
[PDF]
Asbest-Krebs verbreitet sich
Es erkranken nur Raucher!
Bis zur Pensionierung des ersten
deutschen Arbeitsmediziners Valentin, der hohe Zuwendungen von der
Asbestindustrie bekommen haben soll, war in Deutschland Asbest „nicht
krebserregend“ – im Gegensatz zum Rest der Welt.
Nur dadurch ist die hohe Krebsrate
entstanden!
Das Pleuraendotheliom
ist sehr schmerzhaft.