Arsen ,Blei und Quecksilber Ayurvedisch
Hochgiftige Nahrungsmittel im Handel
November 2006: In indischen Lebensmittelläden kaufen wir
Nahrungsergänzungsmittel, deklariert als Ayurveda-Produkte
und finden Brisantes. Unsere Recherchen alarmieren die Staatsanwaltschaft In einem Geschäft im Frankfurter Bahnhofsviertel
beschlagnahmen Beamte 60 Arzneimittel, mehr passiert aber offensichtlich
nicht. Februar 2007: plusminus kauft wieder ein, im Internet und bei einem
Inder in Köln: Zehn Ayurveda-Produkte. Wieder geben
wir die Proben zur Analyse ins Labor. Und erneut finden die
Lebensmittelchemiker Gift – in sechs von zehn Proben. Bei zweien liegen die
Werte gleich tausendfach über dem Toleranzwert. ... doch geändert hat sich nichts Ein Rheumatikum vom indischen
Lebensmittelhändler enthält 470 mg Arsen und 3.500 Milligram
Quecksilber pro Kilogramm. Ein Mittel gegen Knochenschwund aus dem Internet
bringt es auf sage und schreibe 2.800 Milligram
Arsen und 7.100 Milligram Quecksilber pro
Kilogramm. "Bei derartig hohen Werten, die wir gemessen haben, muss man
von einem absichtlichen Zusatz dieser beiden Schwermetalle ausgehen. Man muss
wohl davon ausgehen, dass es ein Teil der ayurvedischen
Philosphie ist, dass unter Umständen auch als
toxisch eingestufte Schwermetalle eine heilende Wirkung haben soll",
sagt Lebensmittelchemiker Fritz Kleinschnitz. Warum sind hochgiftige Präparate im freien Handel? Zuständig ist die Arzneimittelkontrolle – und die sitzt
bei den Regierungspräsidien. Wir sind beim Regierunsgspräsidium
Darmstadt. Wann gehen die Beamten gegen den illegalen Handel mit giftigen Aryuveda-Pillen vor? "Bei dem Arzneimittelverkehr
außerhalb der Apotheke, wenn wir davon erfahren, das muss ich betonen. Voher nicht, weil wir die Betreibe nicht kennen. Es
Bedarf eines Hinweises", sagt Sabine Aretz von
der Arzeneimittelüberwachung im Regierungspräsidium
Darmstadt. Von effektiver Kontrolle keine Spur Wir sind wieder in Köln, mit versteckter Kamera bei dem
Händler, der das mit Arsen und Quecksilber vergiftete Rheumatikum
verkauft. Sein Sortiment umfasst das ganze Sammelsurium ayurvedischer
Präparate. Was er nicht da hat, besorgt er jederzeit aus Indien. Uns
gegenüber gibt er sich naiv. Von wegen keine Nebenwirkungen Welche Nebenwirkungen hohe Schwermetall- Konzentrationen
in Naturprodukten haben, musste Gudrun Stefansky
erfahren. Die Rheumapatientin schluckte ayurvedische
Weihrauch-Pillen, die ihr eine Freundin aus Indien mitgebracht hatte. In den
Pillen war Blei - in unzulässig großen Mengen. "Dann hat der Körper auch
nichts mehr beibehalten. Ich konnte essen, was ich wollte, sogar
Haferschleim, ich habe alles versucht. Ich hatte in der gesamten Zeit zwölf
Kilo abgenommen bis ich dann ins Krankenhaus kam. Und man hat dann
zwischendurch eine Magenspiegelung gemacht und die hat ergeben, dass ich eine
schwere Verätzungen der Speiserröhre
hatte", sagt Rheuma-Patientin Gudrun Stefansky. Uni-Klinik Frankfurt am Main. Arzneimittelsicherheit ist
das Fachgebiet von Professor Jürgen Stein. Er weiß, die Selbstmedikation mit
Nahrungsergänzungsmitteln, mit Pillen zweifelhafter Herkunft nimmt sprunghaft
zu. In der Not greifen Patienten zu allem – egal wo das Produkt herkommt.
Professor Stein warnt: "Allen sollte klar sein, dass diese Produkte
nicht unseren Herstellungsstandards entsprechen. Es werden keine
Qualitätskontrollen durchgeführt, es werden keine Reinheitskontrollen
durchgeführt. Und die Produktion in Serie unterliegt nicht unseren
Standards." Gudrun Stefansky hat sich von
ihrer Bleivergiftung wieder erholt. Das letzte Opfer von giftigen
Nahrungsergänzungsmitteln wird sie aber nicht bleiben.
Autoren: Stefan Jäger und Swantje Habermann DasErste.de - plusminus -(27.02.2007) hr, Dienstag, 27. Februar 2007
(http://www.daserste.de/plusminus/beitrag.asp?uid=mg43zxdmubihoi2t&cm.asp |