Aprikosenkerne mit Nüssen verwechselt Blausäurevergiftung

Am Samstag, den 20.6.2009 gegen 16 Uhr rief die Hausärztin einer 65 jährigen Frau aus Gröbenzell an und fragte:

Ihre Patientin bekam von ihrer Tochter vor drei Tagen geriebene Nüsse mitgebracht. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine Fehlbeschriftung handelt, es waren in Wirklichkeit geriebene Aprikosenkerne. Die Esserin war bis heute beschwerdefrei und bekam heute stärkste Kopfschmerzen und Schwindel. Die Ärztin las im Internet meine Habilitationsschrift über die Blausäurevergiftung.

Rat: Obwohl die Latenzzeit sehr lange ist, muss man bei dieser Anamnese mit einer Blausäurevergiftung rechnen. Da es sich wohl um einen Fehlkauf handelt, ermittelt die Kripo wegen Körperverletzung. Alles exakt dokumentieren und vorausschauend handeln.

Sofort den Notarzt der Feuerwehr mit Diagnose „Blausäurevergiftung“ verständigen und auf die Tox-Station nach München bringen lassen, da nur dort das Gegengift vorhanden ist.

Trotz Blockade des Sauerstofftransportes Sauerstoff geben.

Alte Blausäurevergiftete sterben unter den Zeichen eines Schlaganfalles.

Falls vorhanden sofort Natriumthiosulfat intravenös spritzen.

Der Feuerwehr-Notarzt spritzt sofort 4-DMAP, einen Methämoglobinbildner, der das Cyanid- Ion bindet, in geringer Dosis (Hälfte), da ein Schlaganfall anfangs nicht ausgeschlossen ist.

Das neuerdings unsinnigerweise wieder empfohlene frühere Gegengift Hydroxocobalamin (Vitamin B12) ist wegen häufiger tödlicher Allergien und Azidose streng kontraindiziert.

MD.