Alzheimer symptomatische Therapie nur aus Verzweiflung

Für demenzkranke Patienten kann man viel tun: Mit moderner Pharmakotherapie lässt sich die Heimeinweisung minimal hinauszögern, und auch Unruhe, Angst und Aggressionen steht man nicht ganz hilflos gegenüber.

Bei Alzheimerkranken ist der Neurotransmitter-Stoffwechsel im Gehirn ins Straucheln geraten: Durch den Untergang cholinerger Neurone liegt zu wenig Acetylcholin vor, und auf Grund einer Störung im glutamatergen System wird zu viel Glutamat freigesetzt. Eine entsprechende Transmittersubstitution steht daher im Zentrum der Pharmakotherapie.

Acetylcholinesterasehemmer (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin) gleichen das cholinerge Defizit bei leichten bis mittelschweren Demenzformen aus. STAEHELIN u.a. empfehlen die Behandlung über mindestens drei bis sechs Monate fortzuführen. Erst dann kann die Wirksamkeit beurteilt werden z.B. durch Wiederholung des Eingangstests. Da einerseits die Wirkung der Acetylcholinesterasehemmer dosisabhängig ist, andererseits Nebenwirkungen die Mitarbeit bedrohen, sollte man langsam auf die Maximaldosis zusteuern. Mit der Behandlung kann die Heimeinweisung evtl. um bis zu ein Jahr hinausgezögert werden.

Bei mangelnder Response: Präparat wechseln oder kombinieren

Für die Wahl des Medikaments ist weder bekannt, welche Patienten auf ein Präparat besonders gut ansprechen, noch welches der Präparate individuell zu bevorzugen ist. Bleibt der Erfolg bei gesicherter Compliance aus, kann grundsätzlich ein zweiter Versuch mit einem anderen Acetylcholinesterasehemmer erfolgen. Eine weitere Option ist etwa die Kombination von einem Acetylcholinesterasehemmer mit dem NMDA-Antagonisten Memantine. Dieser ist für die Behandlung der mittelschweren und schweren Demenz zugelassen. Möglicherweise ergibt sich durch die zusätzliche Gabe von Memantine ein additiver Effekt zu dem Acetylcholinesterasehemmer.

Wohlbefinden steigert auch die Leistungsfähigkeit

Welche Maßnahmen sind außerdem hilfreich? Sorgen Sie dafür, dass sich der demenzkranke Patient sich in möglichst guter körperlicher Verfassung befindet: ein ungünstiges Umfeld, Krankheiten, Stress und Kummer verstärken die Demenzsymptome und beeinträchtigen die kognitive Leistungsfähigkeit zusätzlich. Da die Patienten jedoch oftmals ihre Beschwerden nur unklar äußern können, ist das diagnostische Gespür des Hausarztes besonders gefragt! So können sich hinter Unruhezuständen z.B. Schmerzen, Magenulzera, stumme Koronarkrankheiten, Blasenentleerungsstörungen oder eine durch Neuroleptika induzierte Akathisie verbergen.

Mehr Stabilität durch feste Essens- und Schlafzeiten.

Hilfreich ist auch ein strukturierter Tagesrhythmus mit ausreichender körperlicher Bewegung, festen Essenszeiten sowie regelmäßigen Schlaf- und Toilettenzeiten. Damit erreicht man eine externe Stabilisierung bei zunehmend fragilen endogenen Rhythmen.

Vor allem die pflegenden Angehörigen leiden oft am meisten unter nicht-kognitiven Symptomen des Demenzkranken wie z.B. Agitation, Aggression und depressiver Verstimmung. Wenn diese mindestens seit zwei Wochen fortdauern und andere behandelbare Ursachen ausgeschlossen wurden, sind Psychopharmaka angezeigt. Bei der Auswahl ist auf eine möglichst geringe anticholinerge Wirkkomponente zu achten.

Trotz Alzheimer aktiv im Leben stehen

Quelle: Hannes B. Staehelin et al., Schweiz Med Forum 2004 : 4 :272-275 (gekürzt)

 

 

Welches Psychopharmakon für den Demenzpatienten?

 

Serotoninwiederaufnahmehemmer oder andere, nicht tri- oder tetrazyklische Antidepressive.

 

Substanzen mit kurzer bzw. mittellanger Halbwertszeit, z.B. Lorazepam, Lormetazepam, Oxazepam, Temazepam, Zolpidem.

 

Substanzen ohne anticholinerge Wirkung und mit geringem Risiko für extrapyramidale Nebenwirkungen, in Frage kommen z.B. Risperidon, Olanzapin bzw. Quetiapin.