Alzheimer hat verminderten Insulinspiegel
Das Hormon wird auch im Gehirn produziert und könnte vor Alzheimer schützen
Insulin spielt möglicherweise nicht nur eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutzuckers, sondern auch beim Entstehen neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer: Amerikanische Forscher haben entdeckt, dass das Hormon auch im Gehirn gebildet wird und dass diese Bildung bei Alzheimerpatienten deutlich vermindert ist. Offenbar sind das Gehirninsulin und einige mit ihm verwandte Wachstumsfaktoren essentiell für das Überleben der Gehirnzellen, schließen die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen. Über ihre Entdeckung berichten Suzanne de la Monte und ihr Team von der Brown University in Providence in der Fachzeitschrift Journal of Alzheimer's Disease (Bd. 7, S. 63).
Diabetespatienten
haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Daher vermuten
Wissenschaftler bereits seit längerer Zeit einen Zusammenhang zwischen der
Demenzerkrankung und dem verminderten Insulinspiegel beziehungsweise der
geringeren Insulinwirkung bei Diabetes.
Auf der Suche nach einem direkten Beweis für einen solchen Zusammenhang
blockierten de la Monte und ihre Kollegen in den Gehirnen von Ratten den
Insulinsignalweg und erlebten eine Überraschung: Die Nervenzellen im Gehirn
reagierten nicht nur auf Insulin, sondern produzierten es auch selbst – eine
Fähigkeit, die bislang nur von den beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse bekannt
war.
Nimmt
diese Insulinproduktion ab, beginnen die Gehirnzellen genau wie im Frühstadium
von Alzheimer zu verkümmern, zeigten weitere Untersuchungen. Auch in
Gehirngewebe verstorbener Alzheimerpatienten entdeckten die Forscher
ungewöhnlich niedrige Mengen von Insulin und insulinähnlichen
Wachstumsfaktoren. Betroffen waren dabei genau die Areale, die bei Alzheimer am
stärksten geschädigt werden: der Hippocampus, der Hypothalamus und der frontale
Cortex. Im Cerebellum, das von der
Demenzerkrankung im Allgemeinen nicht betroffen ist, entsprach der
Insulinspiegel dagegen dem eines gesunden Menschen.
Diese
Abweichungen können nach Ansicht der Forscher nicht auf die bekannten
Insulinstoffwechselkrankheiten Diabetes Typ 1 und 2 zurückgeführt werden.
Vielmehr spiegeln sie einen deutlich komplexeren Krankheitsprozess wider, der
direkt im Zentralen Nervensystem entsteht. Aus diesem Grund schlagen de la
Monte und ihre Kollegen vor, die neuentdeckte Insulinmangelkrankheit "Typ
3-Diabetes" zu nennen.