Alzheimer Tiere
und Wortspiele lindern Aggressionen
Bei
Verhaltensstörungen haben nichtmedikamentöse Verfahren den Vorrang Auch Antidementiva wirken gegen unerwünschtes Verhalten
Bei praktisch allen Demenz-Kranken treten
phasenweise Depressionen, Halluzinationen oder Verhaltensstörungen auf. Oft
helfen dann schon nichtmedikamentöse Verfahren. Auch Antidementiva
lindern die Symptome. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollten
Neuroleptika verwendet werden.
Dafür plädierte Professor Hans Gutzmann
von den St. Hedwig Kliniken in Berlin. Psychische Störungen bei Demenz-Kranken
seien zwar für Patienten und Angehörige sehr belastend, doch könne man dagegen
meist gut behandeln. Viele Störungen wie Wahn und Halluzinationen treten zudem
oft nur phasenweise auf, eine Dauertherapie mit Neuroleptika sei aufgrund
solcher Symptome daher selten nötig. Dagegen würden Unruhe und Depression oft persistieren.
Auf dem Gerontopsychiatrie-Kongress
in Mannheim stellte Gutzmann einen einfachen
Algorithmus vor, der sich zur Therapie bei nichtkognitiven Störungen von
Demenz-Kranken eignet. Demnach sind zunächst andere Ursachen der Beschwerden
wie Delir, Schmerzen oder auch eine Obstipation
auszuschließen. Kommt als Ursache nur die Demenz-Erkrankung infrage, sollte mit
nichtmedikamentösen Verfahren begonnen werden. Hierbei gibt es viele
Möglichkeiten - von der Lichttherapie, über Massage bis zur Musiktherapie und Therapien
mit Tieren. Das Problem dabei: Diese Verfahren wirken zwar sehr gut, aber meist
nur im Augenblick ihrer Anwendung. Solche Therapien machten den Kranken Spaß
und seien daher auch wichtig, sie hätten aber keinen langfristigen Effekt auf
die Symptome. Eine langfristige Wirkung hätten kontrollierte Studien nur für
wenige Verfahren ergeben, sagte der Psychiater auf einer Veranstaltung von Eisai und Pfizer. Dazu gehörten
die kognitive Stimulation, Verhaltensmanagement und Psychoedukation.
Genügen solche Maßnahmen nicht, kann eine Pharamakotherapie begonnen werden. Erhalten die Kranken
noch kein Antidementivum, rät Gutzmann
zunächst zu Cholinesterase-Hemmern. Diese haben nicht
nur eine positive Wirkung auf die Kognition, sondern auch auf das Verhalten. Das
hat etwa eine Studie mit 134 Demenz-Patienten mit Verhaltensstörungen ergeben.
Sie wurden zunächst 24 Wochen mit Donepezil (Aricept®) behandelt, dann zwölf Wochen mit der Arznei oder
mit Placebo. Mit Donepezil gingen die
Verhaltensstörungen zurück, mit Placebo nahmen sie wieder zu. Der Unterschied
zwischen Verum und Placebo entsprach dabei etwa sechs
Punkten auf der Skala Neuropsychiatric Inventory (NPI), eine Differenz, die als klinisch relevant
gilt. Auch die Stressbelastung der Betreuer nahm mit Donepezil
ab, mit Placebo zu.
Erst wenn die Verhaltensstörungen sowohl mit Cholinesterase-Hemmern als auch mit nichtmedikamentösen
Verfahren nicht ausreichend zurückgehen, empfiehlt Gutzmann
atypische Neuroleptika. Bei depressiven Kranken rät er zu modernen Antidepressiva
wie SSRI. Stark sedierende und anticholinerg
wirkende Trizyklika sollte man dagegen meiden.
Unruhe und
Aggressionen hier hilft: · Mit kognitiver Stimulation wird
geübt, das Gedächtnis zu trainieren, etwa über Wortspiele oder Übungen zur
Gesichter-Erkennung. Dabei wird weniger Wert auf Faktenwissen gelegt, sondern
vielmehr darauf, Prozesse zur Informationsverarbeitung anzustoßen. Die
Patienten werden etwa gefragt, wer der Jüngste in der Runde ist, oder was die
Gesichter der Anwesenden gemeinsam haben. · Beim Verhaltensmanagement werden
Pfleger und Angehörige trainiert, den Kranken bei unerwünschtem Verhalten wie
Aggressionen weniger Aufmerksamkeit zu schenken. · Durch Psychoedukation
werden Angehörige über Ursachen von Verhaltensstörungen aufgeklärt und über
Wege informiert, mit solchen Störungen besser umzugehen. |
http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/02/22/034a0401.asp?cat=/medizin/alzheimer