Aflatoxin G2
Chemische Formel:
C17H14O7
Beschaffenheit:
Molekulargewicht: 330,3; Kristalle. Zeigt
grüne Fluoreszenz; Schmelzpunkt: 237–240 s C; spezifische
Drehung: [ [ ]D–473 s (c = 0,084 in Chloroform)
Vorkommen:
Aflatoxinproduzierende Schimmelpilzstämme
sind weit verbreitet. Aflatoxine werden aber nur unter bestimmten Bedingungen
gebildet. Die Toxinsynthese ist u.a. abhängig von der Zusammensetzung des
Substrats, der Temperatur, der relativen Feuchtigkeit, dem Sauerstoffgehalt
usw. Das Vorkommen der Aflatoxine beschränkt sich daher auf bestimmte Arten an
Futtermitteln und Lebensmitteln wie Nüsse aller Art, Erdnussschrot,
Pressrückstände vonÖlsaaten, Sojaprodukte, Mais. Bei Lebensmitteln muss
zwischen dem durch direktes Verschimmeln bedingten primären Vorkommen, dem
durch Verarbeitung verschimmelter Rohstoffe bedingten sekundären Auftreten und
der durch Übergang aus Futtermitteln (carry over) verursachten Kontamination
tierischer Produkte unterschieden werden.
Wirkungscharakter:
Mycotoxin
Toxizität:
Tierexperimentelle Untersuchungen:
Aflatoxine haben sich bei mehreren Tierarten
(u. a. Mäuse, Ratten, Fische, Enten und Affen) als stark kanzerogen erwiesen.
Das AflatoxinG2 ist kanzerogen, allerdings weniger stark wirksam als Aflatoxin
B1. Nach Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für die Kanzerogenität
von Aflatoxinen bei Versuchstieren.
LD50 oral bei 1 Tag alten Entchen: 172,5 µg/50 g Körpergewicht.
Toxizität beimMenschen:
Epidemiologische Untersuchungen lassen eine
Korrelation zwischen der geschätzten durchschnittlichen Aflatoxinaufnahmemit
der Nahrung in einigen tropischen Ländern und dem bei der dortigen Bevölkerung
vermehrten Auftreten von primärem Leberkrebs erkennen. Da die individuell
aufgenommene Dosis rückwirkend kaumzu ermitteln ist, liegen keine Studien über
den Zusammenhang zwischen Dosis und Tumorhäufigkeit vor. Über einige Krebsfälle
bei Wissenschaftlern, die mit Aflatoxinen gearbeitet haben, wurde berichtet.
Dabei handelt es sich aber nicht umLeberkrebs. Nach Angaben der IARC ist die Evidenz
für die Kanzerogenität beim Menschen begrenzt. In verschiedenen
Kurzzeittestsystemen zeigen Aflatoxine eindeutig gentoxische Wirkungen. Nach
Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für das gentoxische Potenzial von
Aflatoxinen.
Therapie:
Schock
Nur nach größter Giftaufnahme. Bei
Gefäßkrämpfen Nitroglycerin.
Zeichen des Schocks:
a) aschgraue, kalte Arme und Beine
b) kaum tastbarer, schneller Puls (über 100
Schläge proMinute)
c) schlecht messbarer Blutdruck (unter 100
mmHg)
d) oberflächliche, schnelle Atmung
e) Ausbleiben einer ausreichenden
Urinproduktion (unter 20 ml pro Std.)
Der Vergiftete kann im Schock sterben, daher
stets dem Schock vorbeugen durch Laienmaßnahmen:
a) Ruhe
b) Wärme (Unterlage, Zudecke)
c) flache Lagerung (Beine hoch, Kopf tief =
Körpereigene „Bluttransfusion“)
d) warme Getränke (Tee, Kaffee) bei
Ansprechbaren
Schocktherapie (Arzt):
a) Als Therapievoraussetzung wird vom Arzt
meist ein zentraler Zugang, z. B. über eine Subclavia- Anonyma-Punktion,
gelegt.
b) Beimhypovolämischen, dem häufigsten Schock
bei Vergiftungen, erfolgen sofortige Infusionen ausreichender Mengen von
Gelatine- oder HES-Lösungen (Plasmaexpander). Bei Vergiftungen wird wegen
Urineindickung möglichst wenig Dextran infundiert. Keine peripheren
Kreislaufmittel, die die Nierendurchblutung drosseln wie Adrenalin-
oderNoradrenalinderivate, sondern ausschließlich Infusion von Dopamin.
c) Beim kardiogenen Schock kann Dopamin im
Dauertropf gegeben werden (Dosierung: 4 gamma/kg/ min, d. h. 50 mg in 500 ml
Laevulose).
d) Es folgt die Bekämpfung der Azidose mit
Bikarbonatdosen entsprechend wiederholten arteriellen Blutgasanalyse oder im
Notfall vorübergehend dem Urin-pH (über 7).
e) Bei Spastik im Bronchialtrakt Theophyllin
oder Orciprenalin.
Krämpfe
Es können Krämpfe auftreten, bei denen es zum
Atem-(und Herz-)stillstand kommen kann oder bei denen sich der Vergiftete
verletzen kann. Ein Taschentuch (Guedel-Tubus) zwischen den Zahnreihen und eine
laufende Beobachtung des Vergifteten bewahrt diesen vor Schäden. Ein Arzt kann
bei Krämpfen i. v. Diazepam, Thiopental, Phenytoin oder Suxamethonium spritzen,
intubieren und beatmen.
Entgiftung verschluckter Gifte durch Kohle
Bei jeder Vergiftung durch geschluckte Gifte
sollte – auch im Anschluss an ein Erbrechen oder eine Magenspülung – ein
Fertigbecher Kohle-Pulvis in Wasser aufgelöst getrunken werden. Kohle bindet
das Gift, und es kann dann evtl. nach Gabe eines Abführmittels (Natriumsulfat)
den Darm verlassen.
Magenspülung (Arzt) (nur nach größerer
Giftaufnahme)
Die sicherste und schonendste Art der
Giftentfernung ist die Magenspülung. Da ein Arzt nur mit Unterstützung von 1-2
Helfern eine Magenspülung durchführen kann, ist wichtig, dass diese vorher
wissen, wie sie durchgeführt wird. Angezeigt ist die Magenspülung bei allen lebensgefährlichen
Giftmengen, auch nach vorausgegangenem Erbrechen sowie bei allen Bewusstlosen
(nach Intubation) ohne Zeitgrenze. Bei Krämpfen sollte vorher als
krampflösendes Medikament 1 Amp.Diazepami. v. injiziertwerden. Bewusstlose
können vorher intubiert werden. Eine Atem- und Kreislaufinsuffizienz sollte
vorher behandelt werden. Vor jeder Magenspülung unbedingt Atropin (0,001 g i.
v. oder i. m.) injizieren zur Vermeidung eines vagalen Reflexes (Herz-,
Atemstillstand). Bei Hypotonie vorherige Infusion eines
Plasma(ersatz)präparates, bei Azidose Infusion von Natriumbikarbonat.
Asservierung der ersten Spülportion. Ca. 30 Liter Leitungswasser als
Spülmittel. Instillation von Medizinalkohle und Abführmittel.
Bei Gefäßkrämpfen
Medikament: Nitroglycerin (Nitrolingual-Spray,
0,4mg, Pohl)
Dosierung: 1-2 Hübe auf die Zunge,
Wiederholung, nicht bei Hypotonie!